Montag, 15. April 2013

analoge und digitale Generation


Es ist vorbei. Vorläufig.

Keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr, sondern mit dem Fahrrad ins Büro. Nebeneffekt: all diese Internet-, Informations- und Kommunikations-Junkies, die in Bus oder Bahn unaufhörlich auf ihren Handys und Smartphones herum klimpern müssen, nerven mich nicht mehr. Ein Graben klafft zwischen den Generationen, dessen Grenze um die Mittdreißiger liegt. Unter 35: Handy, Smartphone & Co. Über 35: geradezu nostalgische Printmedien wie Zeitungen, Zeitschriften oder Bücher. Oder: digitale Generation versus analoge Generation.

Dieses nervöse Herumtipperei, diese Online-Sucht in eng gedrängten Straßenbahnen oder Bussen – ich kann es nicht mehr sehen. Allenthalben habe ich auf Displays gestarrt, SPIEGEL Online wurde herauf- und herunter gescrolled, mein Blick blieb an kleinen Icons von Facebook-Freunden hängen. Sowohl bei der Arbeit wie beim Bloggen habe ich lernen müssen, die Informationen auf ein handhabbares Maß zu reduzieren, um überhaupt zu einem Ergebnis zu kommen. Wahrscheinlich bin ich stock-konserativ, um Informationen wahrzunehmen und zu verarbeiten. Bei mir funktioniert dies nicht, wenn die Informationen im Schnelldurchlauf an mir vorbei huschen. Oder wenn Bildern in rascher Folge ein- und wieder ausgeblendet werden.

Bin ich ein Opfer unserer schnell-lebigen Zeit ? Bin ich als Leser mit einem Buch in der Hand ein Relikt aus einer Urzeit, das sich um Haaresbreite in unsere Gegenwart gerettet hat ? Dennoch kann ich mich dem nicht verwehren, dass ohne Internet nichts mehr geht. Viele Blogs wären ohne Internet undenkbar. Ich fühle mich aber wohler, wenn ich bei der Sammlung und Aufbereitung der Informationen etwas Handfestes zwischen den Fingern habe: Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Aufsätze, Bildbände, Lexika oder andere leichte und schwere Wälzer.

Diesen Generationen-Konflikt erlebe ich ja durchaus innerhalb unserer eigenen vier Wände. Bei unserem großen Mädchen ist es ein bisschen Facebook, viele Mails und ganz viel SMS. Soviel SMS, dass die Handy-Rechnung explodiert war und eine SMS-Flatrate her musste. SMS – als Anfänger hinke ich da um Längen hinter her. Wenn ich eine SMS schreibe, dauert dies bei meinem Krummen-Finger-System eine Ewigkeit. SMS ist sowieso nicht mein Ding, eher etwas für Notfälle, wenn der Gesprächspartner auf telefonischem Weg nicht erreichbar ist. Wenn die übliche Kommunikation über eine Lawine von SMS’n abgewickelt wird, würde ich schnell mit meinem Krummen-Finger-System krepieren. Irgendwann wäre ich nicht nur Finger-amputiert, sondern die Kommunikation mit unseren besten Freunden wäre zum Erliegen gekommen.

Unser Sohnemann geht in eine etwas andere Richtung. Vierundzwanzig Stunden rund um die Uhr am Netz als Zielvision – und wenn die Netzwerkverbindung getrennt wird, macht sich gleich ein unruhiges Gefühl breit.

Während meine analoge Generation eher desillusioniert drein schaut, herrscht in der digitalen Generation eine Aufbruchstimmung. Mit der neuen Generation von Handys, mit Smartphones, iPad’s , WLAN’s, Hotspots und diversen Apps sind technische Möglichkeiten geschaffen worden, noch mehr Informationen handhaben zu können. Überall auf der Welt vierundzwanzig Stunden am Netz zu sein, von dieser Vision ist die Technik nicht allzu weit entfernt. Die digitale Generation saugt ein Vielfaches an Informationen in sich hinein. Und das gleichzeitig mit anderen Tätigkeiten. Multi-Tasking: Autofahren und mobil telefonieren, kochen und SMS schreiben, mit Freunden reden und e-Mails checken. Die digitale Generation zappt hin und her, um den Horizont zu erweitern. Durch solche Parallel-Techniken steigert sich die Produktivität der Informationsverarbeitung.

Wenn ich blogge und meine Posts schreibe, kann ich in geringem Umfang diese Sucht nachvollziehen, etwas wichtiges zu verpassen, was in der Online-Welt passiert ist. Jedenfalls strengt mich dieses nervöse Gehabe in öffentlichen Verkehrsmitteln extrem an, wenn die digitale Generation an ihren Smartphones herum klimpert, weil in diesem wichtigen Moment eine noch wichtigere Nachricht eingehen könnte. Inzwischen habe ich auch beim Bloggen festgestellt, dass ich den Ausschalteknopf finden muss. Ich gehe davon aus, dass die digitale Generation längst zu einem Teil der Online-Welt geworden ist und nicht mehr den Weg aus der virtuellen Welt in die wahre Welt zurückfindet.

So wie ich Informationen verarbeite, ist Online nur die halbe Wahrheit. Ich brauche auf Papier Gedrucktes um mich herum. Ich muss in Bücherwelten eintauchen, Dinge miteinander vergleichen und relativieren. Mein Kopf muss arbeiten. Wenn nur Online Informationen in ihn hinein geschmissen werden, wird er alsbald verstopfen.

Ich weiß nicht, ob ich all diese Internet-, Informations- und Kommunikations-Junkies bedauern soll. Nach meinem Verständnis kann bei ihnen keine Qualität der Informationsverarbeitung entstehen.

Das ist nicht greifbar. So wie bei einem Flummi, der nur hin und her springt und den Strom seiner Bewegungen hinter sich auflöst.

8 Kommentare:

  1. Hi Dieter, wir gehören zu der generation die Bücher liebt, die noch Briefe schreiben kann und die sich über ein Buch freuen.
    Dieses ganze Theater mit den neuen Handys ich brauche es nicht. Meins ist schon 10 Jahre alt und ich habe es dabei, wenn ich alleine Runden drehe. Es könnt ja mal was passieren, das ich falle oder so, da kann ich Hilfe mit den Handy holen. Ansonsten liegt es nutzlos rum. Dafür habe ich meine Kamera immer griffbereit dabei, ist mir wichtiger.

    Liebe Grüße
    Angelika

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  2. Hallo Dieter,

    ich halte auch nicht viel von der ständigen Surferei, simsen, oder mit Deinen Worten ausgedrückt "Herumtippperei" an jedem Ort. Ein Smartphone brauche ich auch nicht. Mein Handy ist so alt das mein Sohn mal sagte ich schleppe eine "Telefonzelle" mit mir rum. Genauso alt ist meine SIM-Karte. Immer noch eine alte D2 Mannesmannkarte.
    Zeitungen und Bücher halte ich für eine sinnvollere Lektüre und sollte ich ansonsten Informationen brauchen, finde ich sie am PC im I-Net. Ignorieren kann man das I-Net heutzutage nicht mehr, aber es sollte keine Sucht werden. Ob man heute überall vernetzt sein muss, wage ich zu bezweifeln.

    Übrigens habe ich heute gelesen das Multi-Tasking in der jungen Generation (20-25 jährigen) abnehmen soll. Der Trend soll dahin gehen das sie mehr Wert auf Familienleben wert legen, statt sich Stress auszusetzen. Ob das stimmt, weiß ich allerdings nicht.


    Gruß Nachtfalke

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  3. Nun, es scheint wirklich schon eine sucht mit den handys zu sein .... u. immer muß es das neueste modell sein u. die handyläden wachsen - schneller als die pilze aus dem boden.
    Diese ruhelose tipperei auf dem "mäuseklavier" entsteht wohl oft aus langeweile, denn wer sich sinnvoll beschäftigen kann, ist kein handyot ;)
    Von den sprechblasen sind wir wohl nicht mehr weit entfernt ....

    Ja, ich liebe auch bücher, doch bin ich auf das Kindle umgestiegen, war für meine augen zu viel "kleingedrucktes", nun habe ich wieder freude am lesen. Gut, habe aus der not 'ne tugend gemacht ;)

    Sonnige grüße
    Bine

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  4. Kann mich den Vorschreibern und dir nur anschliesen. Mein Telefon gehört auch der älteren Generation an und ich habe auch gar keine Sehnsucht nach einem Neuen. Die Möglichkeit erreichbar zu sein und zu erreichen ist mir wichtig. Internet nutze ich nur zu Hause, und SMS schreibe ich selten. Ist hier nämlich auch so ein Kuriosium: SMS abgeschickt und wer weiß wann sie ankommt...wenn überhaupt ;-)

    Ich finde es schlimm wenn sich die jungen Leute davon so abhängig machen, vor allem kann es auch gesundheitsschädlich werde^^

    Liebe Grüssle
    Nova

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  5. Ich kenne das, wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt und bis zum Aussteigen die halbe Familiengeschichte des Gegenübers kennt :)
    ABER, ich sage mir immer, sollen sie doch simsen und surfen, das ist immer noch besser, als aus Langeweile im Zug/Bus herumzupöbeln und Leute anzumachen. Da schaue ich dann gerne großzügig drüber weg.

    LG Arti

    PS: Ich hoffe sehr, dass es eurem Mädchen wieder besser geht!!!

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  6. Ich finde dieses telfonieren im Zug am schlimmsten.
    In den manchmal vielen Stunden hörst du alles von
    den anderen und kommst kaum zum lesen. Ich mag das
    gar nicht und möchte auch nicht, dass alle Welt mein
    Privat- oder Geschäftsleben mit anhört.
    Liebe Grüße schickt
    Irmi

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  7. Ich bin auch ein Mensch, der jedes richtige Buch einem e-book vorzieht. Interessanterweise habe ich aber festgestellt, dass mein (antiquiertes) gezieltes Suchen nach Informationen effektiver ist, als das "hipp" drüberzappen. Ich habe mehr fundierte Informationen zusammengetragen (durchaus auch eventuell im Internet recherchiert), als zig Sites, Clouds, Apps etc. nur halb überfliegen. Das kann meiner Meinung nicht funktionieren. Da soll mir doch niemand erzählen, er hätte sich gemerkt, was er da gerade gelesen hat.
    Außerdem ist mir ein realer, echter Freund/Freundin immer mal mehr wert als alle 100 virtuellen Freunde auf Facebook et al.
    Liebe Grüße
    Calendula

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  8. Huhu Dieter,

    ich glaube die 35er-Marke ist zu niedrig angesetzt ;-)
    Ich habe die Marke ja bereits überschritten und möchte mein Smartphone nicht mehr missen. Sei es, um jederzeit Emails empfangen zu können oder meine Termine darin zu pflegen. Auch als Ersatz für meine Kamera hat es mir schon gute Dienste geleistet *ggg* Es ist mein Einkaufszettel und so einiges mehr, was es noch an nützlichen Apps (das Wort muss ich dir hoffentlich nicht erklären *lol*) gibt ;-)

    Bücher gibt es bei uns auch nur noch selten in Papierform. Meist lade ich sie in digitaler Form auf meinen K I N D L E oder EiPäd. Ich genieße es, nach Ende eines Buches direkt virtuell in den Shop zu gehen und mir sofort ein neues kaufen und lesen zu können ... selbst am Wochenende :-)

    Aber ich genieße es trotzdem, nicht mehr mit der Bahn fahren zu müssen ;-)

    Liebe Grüße
    Frauke

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