Freitag, 9. Dezember 2011

Eile mit Weile


Die Arbeit war vorbei. Ich verließ das Büro, und die Straßenbahn war gerade abgefahren. 10 Minuten warten auf die nächste Straßenbahn.

Schnell wurde ich ungeduldig, mein Zeitplan geriet durcheinander. In einen Stoffladen wollte ich für meine Frau ein Gummiband besorgen, danit sie die Ärmel eines Vlies-Shirts vernähen konnte. Ich zog es vor, meine Beine in Bewegung zu setzen, zur nächsten Straßenbahnhaltestelle. Untätig zu warten, auf den nicht abreißenden Autoverkehr zu starren oder auf das langweilig gekrümmte Glasdach der Haltestelle, dazu war ich zu hibbelig. Ich musste etwas machen.

An der nächsten Haltestelle Olof-Palme-Allee nur noch 2 Minuten warten. Das war erträglicher. Einsteigen, zwei Haltestellen weiter, Heussallee, und dort kam ich mir vor wie bei einer Völkerwanderung, denn die Fahrgäste drangen in Scharen ein. Um mich herum quetschte sich alles zusammen, und inmitten von unkontrollierten Bewegungen wurde auf Handys und Smartphones herumgeklimpert, was das Zeug hielt. Ich erkannte Profile auf Facebook oder textliche Bruchstücke, die sich zu einer SMS zusammenfügten. Ich war aufgekratzt und gereizt.

Universität/Markt aussteigen. An einem Knubbel von Menschen musste ich mich vorbei quetschen, um aussteigen zu können. In der unterirdischen Röhre des U-Bahnsteigs kam ich mir eingesperrt vor, und ich zwängte mich an diesem Wirrwarr von Menschen vorbei. Ziellos kam ich mir vor. Würde ich in dem Stoffladen das richtige Stoffband finden ? Wann würde der nächste Bus kommen ?

Über die Rolltreppe, hinaus ins Freie. Ich passierte den Durchgang unter das Universitätsgebäude. Verkehrsstau vor der Tiefgarageneinfahrt unter dem Marktplatz. Auf dem Marktplatz lichtete sich das Menschengewimmel und ich schritt vorbei an den Marktständen.

Im Stoffladen zeigte ich das Stück weiße Gummiband, 4 Zentimeter breit, welches mir meine Frau als Muster mitgegeben hatte. Dieses gab es nur als Rolle, nicht in Stücken, so dass ich zu Hause anrufen musste.

„Wie viel brauchen wir ?“
„10 Meter“
“Danke. Tschüss. Ich bin gleich zu Hause“.

Als ich bezahlt hatte, sah ich draußen die Buslinie 550 heranfahren, so dass ich rennen musste. Glücklicherweise bekam ich aber einen Sitzplatz.

Zu Hause angekommen, stellte ich fest, dass ich das Muster in dem Stoffladen liegen gelassen hatte. Ich dachte an das Sprichwort „Eile mit Weile“. Zu nervös war ich gewesen, um an alles zu denken.

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