Samstag, 24. Januar 2015

klassische Konditionierung

Ich greife zurück in die Klamottenkiste der Verhaltenstheorie. Wie wir Menschen auf unsere ureigenen Instinkte zurückgeführt werden. Wie wir uns auf das Niveau von Tieren begeben, die durch Reize gesteuert werden, die dann zu Reaktionsmustern führen, die dann wiederum in bestimmte Richtungen gelenkt werden. Dressur könnte man das bei Tieren nennen, Verlust des Urteilsvermögens, da nur ausgewählte Reaktionsmuster verfolgt werden, so könnte man das bei Menschen nennen.

Der russische Psychologe Pawlow untersuchte Reflexe bei Hunden. Er läutete eine Glocke und dann wurde der Hund gefüttert. Fortan zeigten sich die Reize, die mit dem Fressen zu tun hatten, nämlich dass Hunde die Ohren spitzten und dass Speichel floss, wenn die Glocke bimmelte. Diese Verbindung, dass durch einen Reiz Reflexe erzeugt werden können, bezeichnete Pawlow als klassische Konditionierung.

Diese klassische Konditionierung hat ihren Weg in die Werbung gefunden. Werbung ist durchsetzt mit positiv belegten Schlüsselreizen – Liebe, Familie, Abenteuer, Freiheit, Sicherheit, Erotik und vieles mehr. Diese werden mit einem Produkt verknüpft und es kommt auch hier zur Rückkopplung. Wenn ich eine bestimmte Automarke fahre, dann verbinde ich damit Sportlichkeit, Freude am Fahren und Kraft. Wenn ich selbst ein sportlicher Typ bin, dann fahre ich genau diese Automarke. Mit unserem Verhalten werden wir mit Reizen konditioniert, als sportlicher Charakter, passend zu einer Automarke, als Sicherheitstyp, passend zu einer bestimmten Versicherung, als Typ der Allroundkommunikation, passend zu einem bestimmten Smartphone, oder ganz einfach, als heißer und inniger Verehrer von Jogi Löw und seinen Jungs, passend zu einer bestimmten Biermarke.

Die Werbung kann als Blaupause für andere Bereiche betrachtet werden. Massenmedien, Presse, vor allem die Regenbogenpresse leben von solchen Schlüsselreizen. Je dicker die Schlagzeilen, um so mehr wird der Mensch konditioniert. Der Mensch folgt animalischen Reizen, indem er reagiert auf Klatsch und Tratsch. Indes bequemt sich sein Urteilsvermögen auf einem etwas einfacheren Niveau.

Die Bereiche des Alltags, in denen diese klassische Konditionierung praktiziert wird, nehmen zu. Eine unsichtbare Kraft scheint auf Schulen und Kindergärten zu wirken, die sich dauerhaft mit der Ernährung befassen, ohne dass ich beobachten kann, dass eine nennenswerte Anzahl von Schülern (oder Kindergartenkindern) zu dick ist. Es hat mehrere Projektwochen zum Thema richtige Ernährung gegeben, Plakataktionen finden statt, alle 14 Tage findet in der Grundschulklasse unserer Kleinen ein Obst- und Gemüsetag statt. Die richtige Ernährung scheint in den Schulen zu einer Art von Glaubenskrieg geworden zu sein. Pink Floyd hatte das in ihrem Stück „Another Brick in the Wall“ mit dem Spruch auf den Punkt gebracht „We don’t need noc education we don’t need no thought control“.

Manipulationen, Reize, die auf uns wirken, ich denke, dass wir sie kritisch hinterfragen müssen. Sie sollen Aufmerksamkeit erregen und eine möglichst hohe Anzahl von „Followern“ nach sich ziehen. Sie dürfen uns nicht unreflektiert durchdringen. Wir dürfen uns nicht auf das Niveau eines Hundes zurück entwickeln, der auf ein Glockenbimmeln reagiert und sich dabei auf sein Fressen freut.

1 Kommentar:

  1. Ich musste beim Lesen an diesen Film mit Rowdy Roddy Piper ("Sie leben") denken, ... aber was mich bei PF und dem Lied in den Sinn kam, ist was man alles raushören kann, wenn man will. Freilich hast du Recht (und ich interpretiere das genauso), aber die hartnäckige Sage um das "Hol ihn, hol ihn unters Dach" zieht immer noch harte Kreise.
    Bei der Stelle "Hey teacher" könnte man ergo auch hören: "Hey Dieter - hast du wunderschön verfasst!" :D

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