Freitag, 29. Dezember 2017

unveröffentlicht 26.11.2017

Die Begegnung auf dem Weihnachtsmarkt lieferte ein Vorspiel für den folgenden Tag, wobei die Konstellationen grundverschieden waren, aber im Kern vergleichbar. Fast unscheinbar gingen wir an einer Cousine meiner Frau vorbei, begleitet von Mann und Hund, die ich selbst eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. Im Gespräch ging es um die Leiden des Alters, die uns alle irgendwann ereilen würden, um Altersdemenz und andere Krankheiten, um Pflegeleistungen, um Organisation, um düstere Zukunftsszenarien und um die Leere, in die so manche Bemühungen um Hilfe laufen. Die Mutter der Cousine, Mitte 70, litt an Demenz, Augenarztbesuche waren eine Seltenheit gewesen, was sich fatal auswirken sollte: die Hornhaut trocknete aus, und der Fortschritt einer Erblindung war in dem späten Stadium nicht mehr aufzuhalten. Als sie die Treppe hinauf stürzte und sich einen Fuß brach, stieg der Betreuungsaufwand ins Unermeßliche. Sie lag viel, jeder Schritt musste überwacht werden. Einkaufen, Essen und Kochen mussten organisiert werden, dazwischen eine ganze Litanei von Arztterminen, Tabletten und Untersuchungen im Krankenhaus Die Cousine beschloss, dass dieser Umfang an Betreuung nicht mehr leistbar ist, und man schaute sich nach einem Pflegeheim um. Fündig wurde man in der Eifel, da Pflegeheime mit einem Preis von 4.000 Euro im Monat in der hiesigen Umgebung unbezahlbar sind. Ihre Mutter stimmte zu, da sie die Priorität gesetzt hatte, dass sie sich auf Platt unterhalten wollte. Sie wählten ein Pflegeheim in Hillesheim, das mit 2.500 Euro im Monat deutlich günstiger war. Und ihre Mutter fühlt sich dort wohl, weil anscheinend der Dialekt aus der Vulkaneifel gut mit dem rheinischen Singsang aus der Köln-Bonner Bucht harmoniert. Heute Fahrt zu meinen Eltern nach Wegberg. Bei ihnen liegen die Dinge anders, doch Altersdemenz, andere Krankheiten, eingesetzte Pflegedienste, Probleme einer Organisation, düstere Zukunftsszenarien und eine Leere, in die so manche Bemühungen der Hilfe laufen, sind genauso präsent. Niemand will ein Pflegeheim, darin sind sich alle einig. Allerdings reiben sich alle, weil die Rahmenbedingungen nicht passen, so sehr auf, dass die Nerven ständig blank liegen. Nicht jeder harmoniert mit jedem, der Umfang der Leistungen des Pflegedienstes wird von der Höhe des Pflegegeldes gedeckelt, Bruder und Schwägerin sind beide in Vollzeit berufstätig, die Sicherstellung einer adäquaten Pflege wird zum Eiertanz. Ein hilfloser Zustand wird so zum Dauerzustand.

1 Kommentar:

  1. lieber Dieter, eben lese ich die Zeilen deines letzten Beitrages weil ich dich in meiner Leseliste gespeichert - als neu"entdeckt habe.
    Was du beschreibst ist nahezu furchtbar, deprimierend - und alle arbeiten wir in unserem Leben uns selbst darauf hin, landen wer weiß wo im Alter, können all die Hilfen die wir brauchen - nicht bezahlen und wuppen.
    wer kann es "ändern"? natürlich die Politik - die Oberen die uns zwar auch als Wähler brauchen die ihnen aber letztendlich als Mensch egal sind.
    das ist die nicht nur heutige Politik so traurig sie auch ist, denn auch sie werden einmal eines Tages vor dieser Tür stehen mit der Ausnahme dass sie durch ihre Absicherung bessere Möglichkeiten haben den Altersabend zu leben und zu geniessen.
    dein beitrag ist wichtig - gut - man wünscht sich die, die es angeht könnte es ebenfalls erreichen - wie mich, die ich dich las...
    für den Jahreswechsel wünsche ich dir auch angenehme Gedanken die in deinem Leben weiterhin sein werden, trotz aller Schicksalsschläge die in unserem Leben dafür verantwortlich sind, dass es einigen bestimmt und leider nicht gut geht.
    liebe Grüße zum Jahreswechsel für dich..
    herzlichst Angelface

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