Ich lebe hinter dem Mond. Auf meinem Smartphone kriege ich es gerade auf die Reihe, zu telefonieren, im Internet zu surfen oder meinen E-Mail-Eingang zu sichten. Wenn ich eine SMS schreibe, zappeln meine Finger dermaßen nervös über die Tasten, dass ich mit Ach und Krach eine halbwegs richtige Nachricht abgesendet bekomme.
What’s app für meine Göttergattin zu installieren, wurde zur Herausforderung. Als ich auf der Internetseite den grünen Button „installieren“ betätigte, weigerte sich das grüne Feld beharrlich, so etwas wie eine Installation zu starten. Mir fiel ein, dass wohl als erstes ein Google-Konto eröffnet werden musste. Sieben oder acht Installationsschritte waren zu bewältigen. An den Nerven zehrten die Geschäftsbedingungen und Datenschutzbestimmungen, deren Länge mich erschlug. Falsch gesetzte Haken drohten die Installation fehlschlagen zu lassen. All die Fehlermeldungen und Installationsschritte, die einfach stoppten, brachten mich zur Verzweiflung, bis ich es dann doch geschafft hatte.
Ich lebe trotzdem hinter dem Mond, die besten Apps nicht zu kennen. What’s app war in unseren spärlichen Frühstücksrunden bei der Arbeit ein heißes Thema. Jung und dynamisch nutzt what’s app, während alt und vergreist ohne what’s app gut im Alltag klar kommt.
„Mich dürft ihr nicht fragen, ich habe keine Ahnung … „ registrierte ich zufrieden, als sich ein gleichaltriger Arbeitskollege outete. Er kannte what’s app bestens, denn seine Göttergattin tobte sich endlos während des abendlichen Fernsehprogramms darauf aus. Bisweilen grenzte dies an Unverfrorenheit, denn die Gespräche zwischen den beiden versickerten zwischen Smartphone, what’s app und Gesprächsfetzen, die von dem Tippen auf der Tastatur des Smartphones auseinander gerissen wurden. Schließlich verkroch er sich in einen Nebenraum, weil ihn die zerstückelten Dialoge nervten.
Es gibt keinen Zweifel, dass what’s app auch unser Leben verändert hat, aber auf sehr moderatem Niveau. What’s app kann sogar lustig sein. Videos wandern über what’s app hin und her. Wir beide lachen uns krumm und schief, wenn etwa eine Entführungsszene im Flugzeug ins Lächerliche gezogen wird und wenn Komisches über what’s app verbreitet wird.
Mit what’s app hat ein neues Wettrüsten der Mobilfunkkommunikation eingesetzt. Menschen werden in Gruppen aufgenommen, die Gruppen wachsen auf über zehn Personen an. Hin und Her vervielfacht sich in der Gruppe die Kommunikation. Es wird auf die Absendetaste gedrückt, was das Zeug hält. Einer meiner Arbeitskollegen gehört zu zehn what’s-app-Gruppen, bei denen innerhalb von zwei Stunden an die einhundert SMSn eingehen können. Schlimmer noch: es entsteht eine Gruppendynamik, dass von ihm innerhalb eines bestimmten Zeithorizonts eine Antwort erwartet wird. Willenlos ist er also seinem Smartphone und what’s app ausgeliefert.
So schlimm geht es bei uns zu Hause nicht zu. Ich hatte aber Gelegenheit mitzuerleben, wie dünn die Gesprächsinhalte auf what’s app sein können.
Beispielhaft und fiktiv habe ich bei uns zu Hause folgendes aufgeschnappt:
„Hat jemand aufgepasst, wie die Aufgabenstellung ist ?“
„Nööö … so richtig weiß ich das nicht.“
„Wir sollen mit allgemeinen Grundsätzen beginnen und mit Einzelbeispielen aufhören.“
„Ich habe das genau umgekehrt verstanden.“
„Wie bitte ?“
„Müssen wir überhaupt etwas machen ?“
„Kann mich mal jemand aufklären, über was ihr da redet ?“
„“Nööö … ich habe keine Ahnung.“
„Die Diskussion ist mir einfach zu blöd.“
„Ich bin dann mal weg.“
„Tschüss.“
„ Schönen Abend.“
Ein anderer Arbeitskollege klagt darüber, wie kurz die Kommunikation sein kann. „Hmmm“ … „Hey“ … oder „Hallo“ lauten gewisse Standardsilben, die kaum ein höheres Niveau erreichen. Er habe lernen müssen zu filtern, die Luftblasen der Mobilfunkkommunikation auszublenden, das wesentliche zu extrahieren.
Zu Hause habe ich festgestellt, dass sich what’s app und Bloggen sogar ergänzen können. Positiv gedacht, kehren in what’s app die Kommunikationsstrukturen wieder, der werthaltige Input kann sich vergrößern. Beim Bloggen habe ich prinzipiell dasselbe Problem, aus der Flut von Blogs das Lesenswerte heraus zu filtern, wichtiges von unwichtigem zu trennen und Luftblasen oder reine Selbstdarstellungen zu überlesen. What’s app oder Blogs sehe ich immer noch als Chance.
Man muss lernfähig sein, mit den modernen Formen der Mobilfunkkommunikation umgehen zu können.
Hihi mein lieber Dieter, mach dir nichts raus, ich lebe auch hinterm Mond. Aber meine Enkeltochter Giuliana die kann das alles und wie flott das geht.
AntwortenLöschenIch hab noch ein altes Handy und das wird selten genutzt.
Wünsche dir einen schönen Sonntag liebe Grüße
Angelika
Hej Dieter,
AntwortenLöschenvor Deinem Beitrag hätte es heißen müssen what's app - what's that? Für mich jedenfalls und das macht mir nichts aus. Sollte das wirklich für das Leben wichtig sein, kann man das lernen, sollte es wichtig sein, um "dabei zu sein", brauche ich es nicht. Die Jagd nach den sogenannten modernen Kommunikationsmöglichkeiten überlasse ich gerne anderen. Ich habe keine Zeit für solches. Ich möchte nicht mehr Abhängigkeiten für mich schaffen, sondern diese los werden.
Schönen Sonntag
Beate
.... dito. Wovon spricht der Rheinland-Blogger? Ein Smartphone mag die Voraussetzung sein, um so etwas kennen zu lernen, aber man kennt es noch nicht zwangsläufig, wenn man so ein Gerät hat. Mittlerweile habe ich mich etwas kundig gemacht: man kann damit anscheinend kostenlos Nachrichten verschicken, was zu einem erheblichen Einbruch bei den kostenpflichtigen SMS geführt haben soll.
LöschenDa lebe ich noch mehr hinter dem Mond, denn ich habe noch ein ganz einfaches Handy mit dem ich nur telefonieren und sms schreiben kann. Mehr brauche ich aber auch nicht. Fürs Net nutze ich das Laptop, zum fotografieren die Kamera.
AntwortenLöschenAllerdings weiß ich was Apps sind, und ich halte da relativ wenig von, denn fast bei jedem App stimmt der User auch zu das auf seine Daten zugegriffen werden kann. Gibt sehr interessante Berichte darüber im Netz, und das war für mich auch ein Grund sämtliche Apps bei Face abzulehnen...der Angriffspunkt für irgendwelche "Schweinereien" soll so klein wie möglich gehalten werden.
Wünsche dir einen schönen Sonntag und sende liebe Grüssle
Nova
Hinter dem Mond kann es auch ganz schön sein. Sagt zumindest der Marsianer mit Uralt-Handy, welches ihm vor Jahren von seiner Angetrauten aufgezwungen wurde. Sonst hätte er mit Sicherheit noch nicht mal dieses.
AntwortenLöschenWas es alles gibt. :-))) Ich hab von sowas ja gar keine Ahnung. Besitze nicht einmal ein Smartphone und finde die übliche Facebook-"Kommunikation" schon gruselig und denke oft, ich sollte sie mir nicht ansehen.
AntwortenLöschenIch meine auch, dass das Filtern in der heutigen Zeit wohl die größte Herausforderung ist.
Aber alles in allem würde ich sagen: Jeder soll das tun, was ihm Freude macht. :-)))
In diesem Sinne einen schönen Restsonntag
Brigitta
Hallo Dieter,
AntwortenLöschenich habe momentan noch kein Smartphone. Meine alte Handykeule ist vor dem Umzug kaputt gegangen und ich hatte einfach keine Zeit und auch keinen Kopf , mich jetzt mit der modernen Technik herumzuschlagen! ;-)
Aber bald.....dann werde ich mich dem Kampf, der Herausforderung stellen!
Und - vor allen Dingen - sorgfältigst selektieren!!! Denn das ist heute die wahre Kunst!
Aus all dem, was angeboten wird, sich genau das herauszusuchen, was man brauchen könnte, was einem hilft, was funktioniert.
Bei einem solchen Filter fällt sehr, sehr viel direkt durch's Raster!
Angenehmen und stressfreien Sonntagabend,
liebe Grüße
moni