Montag, 27. Januar 2014

Paragraphen

Piet Klokke, der Kabarettist, antwortete in einem Radio-Talk auf die Frage, welches die größte Leistung seines Lebens gewesen sei: die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776 vollständig rezitieren zu können. Das war in seiner Abiturprüfung, in der das Fach Geschichte sein absoluter Schwachpunkt war. Er hatte auf Lücke gelernt, und er hatte Glück, dass das Gelernte zum Abiturthema wurde. Er bestand mit Bravour. Was für Piet Klokke die amerikanische Unabhängigkeitserklärung, das waren in meinem Studium die Rechtswissenschaften. Zwei Leistungsscheine musste ich im Grundstudium schaffen, und seitdem es Paragraphen gibt, stehe ich mit ihnen auf Kriegsfuß. Nicht mit Bravour, sondern mit Ach und Krach (und wahrscheinlich jede Menge Glück) bestand ich. Zweimal 4,0 ließen mich in einen Himmel höchster Gefühle schweben.

Bis heute ist mir diese juristische Denkweise verquer. Mein Verstand sperrt sich dagegen, in Gesetzen und Paragraphen herum zu suchen, was wie wo für welche Sachverhalte geregelt ist. Ich betrachte Gesetzesvorschriften als künstlich aufgeblähte Konstrukte, in wirrem und kompliziertem Deutsch, gekünstelte Wortblasen, wie niemand auf der Straße redet. Bandwurmsätze wollen nicht enden, Verweise auf andere Paragraphen führen einen in die Irre.

Wieso ich mich mit Recht und Gesetz befasse ? Meinem Interesse zuwiderlaufend, habe ich eine gewisse Dominanz von Prozessen und Gerichtsentscheidungen in unserer Tagespresse festgestellt. Bundesweit beschäftigt unser Justizapparat rund 150.000 Menschen, das ist nicht wenig. Dass Menschen ihre Streitereien und Zankereien vor Gericht austragen müssen, dadurch erhält ein Heer von Rechtsanwälten ihre Existenzberechtigung.

Zuletzt haben mich drei Gerichtsverfahren in unserer Tageszeitung ins Grübeln gebracht:

Fall 1:
Ein Ehepaar hatte ihre Nachbarn auf Unterlassung verklagt, weil deren behinderte Tochter zu viel Lärm machte. Eine Stunde lang morgens und vier Stunden abends, brüllte sie, schlug, schimpfte, fluchte, bevor bzw. nachdem sie in der Behindertenwerkstatt gewesen war.


Fall 2:
Anwohner hatten gegen einen geplanten Bahntrassenradweg geklagt, weil sie feuchte Keller befürchteten (Asphaltweg liegt höher als die Keller) sowie ihre Intimsphäre bedroht sahen (Radler können in Gärten hinein sehen).


Fall 3:
Bei der Eröffnung einer Sportsbar kam es zu einem Gerangel unter Fotografen. So als ob Paparazzis dem britischen Königspaar hinter her jagen würden, wollten Fotografen den besten Platz erhaschen. In diesem Gerangele verpasste ein Fotograf einem anderen einen Faustschlag. Vor Gericht wollte der geschlagene Fotograf Schadensersatzansprüche wegen Körperverletzung geltend machen.

Ich habe den virtuellen Ausflug in die Gerichtskanzleien gewagt. Im Internet habe ich in den Themen gestöbert, für was sich Menschen, die voll bei Verstand sind, vor Gericht herum streiten und herum zanken. Ich bin amüsiert und entsetzt zugleich. Den Alltag von Richtern und Rechtspflegern stelle ich mir jedenfalls nicht langweilig vor.

Es findet sich manches Kurioses unter den Gerichtsurteilen. „Wer in Afrika mit einer Banane herum läuft, dem kann es passieren, dass er von einem Affen gebissen wird“  so urteilte das Amtsgericht Köln zu einem Urlaub in Kenia. Ein Urlauber hatte eine Banane aus dem Frühstücksraum mitgenommen, um sie tagsüber zu verzehren. Auf dem Weg zum Hotelzimmer tauchte ein Affe auf, krallte sich die Banane und biß dem Urlauber in den Finger, weil er die Banane nicht hergeben wollte. Es ist nicht unüblich, dass in Afrika Affen frei herum laufen, mit dieser Begründung wies das Amtsgericht die Klage auf Schmerzensgeld gegen den Reiseveranstalter ab.

„Straßenfeste müssen nicht zwingend von Sicherheitsdiensten überwacht werden“, das befand das Amtsgericht Oldenburg. Als beim „Störtebecker Straßenfest“ eine Rock’n’Roll-Band spielte, stellte ein besoffener Gast zwei Biergläser auf die Lautsprecher. Als ein Mitglied der Band ihn aufforderte, die beiden Biergläser dort wegzustellen, schmiss der Gast ihm die beiden Biergläser ins Gesicht. Der Musiker wollte Schmerzensgeld gegen den Veranstalter des Straßenfestes geltend machen (und nicht gegen den Gast). Der Veranstalter muss weder für eine massive Polizeipräsenz sorgen, noch Sicherheitsdienste engagieren, das sagte das Gericht, so dass der Gast für den Schaden blechen muss und nicht der Veranstalter.

Das Amtsgericht Bonn hatte die Ehre, sich mit Katzen beschäftigen zu dürfen. Im Kleingedruckten des Mietvertrages stand, dass Haustiere mit Zustimmung des Vermieters gehalten werden dürfen. Mieterin und Vermieter redeten aber nie miteinander, bis der Vermieter nach anderthalb Jahren erstmalig in der Wohnung Mieterin samt Katze erblickte. Er bestand auf Beseitigung der Katze. Doch der Richter hatte ein Einsehen mit der Welt der Vierbeiner und die Katze durfte bleiben, weil der Vermieter sie anderthalb Jahre geduldet hatte.

Sogar der Kölner Karneval war Gegenstand von Gerichtsstreitigkeiten. Einem Besucher des Rosenmontagszuges wurde ein Schokoriegel ins Gesicht geworfen, worauf er Schmerzensgeld forderte. Der Kläger muss ein extremer Ignorant gewesen sein, denn das Amtsgericht Köln bügelte ihn schnell ab, dass das Werfen von Süßigkeiten beim Rosenmontagszug üblich, erwartbar und eine Jahrhunderte alte Tradition ist. Im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuches stellen Kamelle keine Gefahrenquelle dar.

Recht und Gesetz sind ungefähr so alt wie die Menschheit selbst. Schon das römische Recht regelte Eigentum, Besitz und Bürgerrechte. Wesentlich später, nach der französischen Revolution, kamen im wesentlichen Freiheits- und Grundrechte dazu. Damit betrunkene Autofahrer bestraft werden, damit wir nicht alle gleichzeitig bei Rot über die Ampel fahren, damit uns Verkäufer nicht irgendwelchen Schrott andrehen, dazu brauchen wir Recht und Gesetz. Viele Streitigkeiten, die vor Gericht ausgetragen werden, haben im Kern sicherlich ihre Berechtigung.

Doch in einigen Fällen, die ich oben beschrieben habe, reagieren Menschen gereizt, als wolle man ihnen Böses. „Kniesbüggel“, so beschreibt man diesen Menschentyp auf Kölsch, der stets schlecht gelaunt ist. In einer Abwehrhaltung will er seine Umwelt von sich wegschieben, er ist leicht gekränkt und eingeschnappt.

Der Gang zum Rechtsanwalt ist dann gleichzeitig ein Gang zum Psychologen. Rechtsanwälte nehmen dann die Kommunikation auf, zu der ihr Klient nicht fähig ist. Das ist bequem, wobei der Streit auf die rein formale Ebene von Paragraphen gehoben wird. Rechtsanwälte können sich dann in diesen aufgeblähten Konstrukten von Gesetzen und Gerichtsentscheidungen bewegen, die kein normal Sterblicher versteht. Dahinter kann sich solch ein „Kniesbüggel“ verstecken. Er wird sogar aufgewertet, weil er sich solch einen Experten für diese höherwertige juristische Materie leisten kann.

Bisweilen wird er zusammenschrumpfen wie ein Uli Hoeness bei seiner Steuerhinterziehungs-Affäre. Er wird jegliche Kommunikation einstellen, er wird aufhören zu reden. Sofern er zurück schlägt, überläßt er das seinen Anwälten. Sofern diese Menschen eine Machtposition innehaben, sind das wahrlich unangenehme Zeitgenossen.

Freitag, 24. Januar 2014

Formlos (3) - Schnellbus 55



Dass ausgerechnet Busfahrer übergewichtig sind, hält sich hartnäckig in meiner Erinnerung. Statistiken, wenn es sie gibt, werden das nicht beweisen können. Busfahrer ernähren sich genauso wie andere Berufsgruppen: es wird dicke und dünne geben, lange und kleine, dumme und schlaue und so weiter. Busfahrer essen nicht anders, trinken nicht anders, bewegen sich nicht anders, kurzum: biologisch unterscheidet sich ihr Körper nicht, wie viele oder wie wenige Kalorien ihr Körper verbrennt.

Trotzdem: zuletzt habe ich das lebendige Beispiel eines Busfahrers erlebt, dessen Gewicht ein Exempel statuiert hat. Wartezeiten sind öde, nutzlos, vergeudete Zeit. Die Muster des Wartens ähneln sich, wenn man mit dem Auto im Stau steht, wenn die Durchsage auf dem Bahnsteig eine Zugverspätung angekündigt hat oder, wie in meinem Fall, dass ich mitsamt den anderen Fahrgästen auf den Schnellbus 55 warte. Ein Lehrstuhl für Verkehrswissenschaften hat sogar an einer Universität kompliziert herum gerechnet, wie viel volkswirtschaftlicher Schaden in Euro entsteht, wenn Autofahrer im Verkehrsstau stecken bleiben.

Der ganz normale Büroalltag war vorbei, als die Prozedur des Wartens seinen Lauf nahm. Erst U-Bahn, dann Aussteigen, dann gemächlicher Fußweg. Ein kurzes Stück passierte ich die Grünanlage, die lang, geradlinig, entschlossen und mit schönem Blick auf das Poppelsdorfer Schloss zu lief. Der Fußweg knickte ab, ließ die barocke Pracht in der Ferne und ich näherte mich der Wartezone, dem Busbahnhof.

Busse kreisten umher, kurze Busse, Gelenkbusse, leere oder mit Menschen vollgestopfte Busse, von denen einer der Schnellbus 55 sein sollte. Erwartungsschwanger, kauerten die Fahrgäste vor sich her, blickten dumpf in den Feiertagshimmel, standen mit den Füßen wie festgewurzelt auf dem Bussteig. Dieser war nicht gerade eine Augenweide, weil er eine komplette architektonische Fehlplanung war und am Rande des Busbahnhofs Drogenabhängige in Scharen herum lungerten.

Heute hatten wir Glück, denn der Schnellbus 55 trudelte pünktlich ein. Minutengenau schob sich die Front des Busses vor die Kante des Bussteigs. Die Türen öffneten sich. Doch anstelle dass wir Fahrgäste einsteigen konnten, kam der große Auftritt des Busfahrers. Seine Sternstunde hatte geschlagen, als er ausstieg und die Türe von aussen wieder verschloss. Das irritierte uns, und unsere vereinigten Blicke hakten sich an dem Busfahrer fest, denn wir wollten eigentlich pünktlich einsteigen.

Den ließ alles kalt. Schwerfällig trotteten seine Schritte quer über den Busbahnhof. Seinen starren Körper schleifte er hinter sich her. Lahm wie eine Ente, konnte ihn niemand aus der Ruhe bringen. Er schaute nicht links, nicht rechts, und die fest gekrallten Blicke der Fahrgäste fragten sich, was er im Schilde führte. Ich dachte an die Anfangsszenen des Westerns „Spiel mir das Lied vom Tod“, in der die Bewegungen nur eine Spur schneller als der Stillstand waren. Die Handelnden konnten sich kaum aufraffen. Lethargisch waren die Abläufe. Langsamkeit wurde zum dominierenden Stilelement.

Die Umrisse, was er im Schilde führte, wurden klarer, als er den Glaskasten des gegenüberliegenden Kiosks erreichte. Der Anblick dieses Nestes, wo die Busse wild umher kreisten, war ohnehin deprimierend. Ruhelos, rastlos, schnell, anonym, auf einen Verkehrsknotenpunkt des öffentlichen Personennahverkehrs reduziert, war der Busbahnhof jeder Menschlichkeit entblößt. Grüne Flecken waren Fehlanzeige, die Augenblicke meiner Anwesenheit drückte ich schnell weg: ab in den Schnellbus 55, der mich in 30 Minuten nach Hause bringen sollte.

Als der Busfahrer aus dem Glaskasten des Kiosks heraustrat, wurde alles klar. Einen Pappbecher in der Hand, schlürfte er Kaffee in sich hinein. Und der Busfahrer hatte sich gedreht. Nun hefteten sich die Blicke der Fahrgäste auf seine Frontseite. Diese stand auf dem Präsentierteller. Theaterreif, wie auf einer Bühne, bewegte sich seine Gestalt zum Bussteig zurück. Zu einer Halbglatze hatte sich sein Haar gelichtet, klein und geduckt und kugelig war seine Gestalt zusammen geschrumpft. Je näher er zu unserem Schnellbus 55 zurück schritt, um so dominanter wurde sein Bauch.

Sein Übergewicht versteckte sich unter seinem blauen Winterpullover, der sich aufblähte. Die Fettmasse seines Bauches wabbelte hin und her, nahm die Form einer Kugel an. Auch hier bewahrte er diese unerschütterliche Ruhe, seine Fettmasse wurde zum Denkmal. Nicht viel hätte gefehlt, dann wäre sein nackter Bauch heraus gequollen, doch Hemd und Pullover schafften es, all diese Kubikzentimeter von Fett zu bedecken.

Häßlich und abstoßend kehrte er zu seinem Schnellbus 55 zurück. In unser aller gemeinsames Gedächtnis hatte er sich verewigt. Das ist schade für die Stadtwerke, dass der Eindruck entsteht, dass Busfahrer im Vergleich zu anderen Berufsgruppen übermäßig übergewichtig sind.

Der Busfahrer war eine Provokation. Zehn Minuten Verspätung hatte er uns Fahrgästen eingehandelt, weil er seinen wabbeligen Bier- oder Süßigkeiten- oder Freßbauch spazieren geführt hatte.  Dieser Moment, der sich zu zehn Minuten ausgedehnt hatte, habe ich in meinem Gedächtnis verewigt. Dass Busfahrer übergewichtig sind, daran werde ich mich wahrscheinlich bis zu meinem Tode erinnern.

Montag, 20. Januar 2014

Formlos (2) - Entsorgung



Es gibt Momente, die beschreibt man am treffendsten durch ihr Gegenteil. Weihnachten, das ist ganz viel Feierlichkeit, Familienfest, Freude, Erwartung, Besinnlichkeit unter den Lichtern des mit viel Glitzerschmuck behangenen Tannenbaums. Nun geht alles rückwärts. Einmalaktion statt Feierlichkeit, Unaufgeregtheit statt Familienfest, Wegschauen statt Erwartung, Sachlichkeit statt Freude, maschinelle Verarbeitung statt Besinnlichkeit.

Schluss, aus, vorbei. So wie man das Licht ausschaltet, wird in einem Moment die Weihnachtszeit für beendet erklärt. Bei uns zu Hause ist es ein Abschied auf Raten, wenn stückweise die Weihnachtsdekorationen aus den Zimmern verschwinden. Entsorgung steuert viel mehr auf einen einzigen Augenblick zu.

Entsorgung hat keine Dramatik. Die Weihnachtsbäume warten auf den einen, unspannenden Moment. Wie sie den Straßenrand bevölkern,  ist sogar ein Massenphänomen, denn sie kehren nach festen Handlungsmustern wieder. Ab vor die Haustüre, das Weihnachtsfest wird in die Vergessenheit geschoben. Manche versperren den Bürgersteig, die meisten Weihnachtsbäume achten aber auf ihre Mitmenschen und halten sich jenseits von Laufwegen oder Autoverkehr auf. Oftmals ähneln sich die Handlungsmuster. Unselbstständige Grünflächen sind begehrt. Dort, wo das Grün auf genau zugewiesenen Flecken gegen die hoffnungslos zugepflasterte Stadt aufbegehrt, wird dieses Stückchen Erde aufgewertet. Die grünen Zonen gewinnen an Üppigkeit, wenn sich das Tannengrün gemächlich ausbreitet und querliegende Tannenbäume Unkraut oder Matsch verdecken.

Was dann geschieht, läuft in einer durchgeplanten Sachlichkeit ab. Weihnachtsbäume werden ihrer Wiederverwertung zugeführt. Die Emotionen der Menschen laufen rückwärts ab, denn ungefähr elf Monate später jährt sich das Weihnachtsfest aufs Neue, irgendwo aus dem Sauerland oder der Eifel werden neue Weihnachtsbäume importiert. Es wird dafür gesorgt sein, dass jeder Haushalt aufs Neue seinen Weihnachtsbaum bekommt, damit es dort fleißig glitzert und dekoriert wird.

Die Müllabfuhr hat ihre Touren. Ein Plan organisiert die Abfuhrbezirke. Da wir uns im industriellen Zeitalter befinden, schonen Maschinen die Handarbeit beim Einsammeln und Wiederverwerten der Weihnachtsbäume. Der Farbton in Orange hat Tradition. Er warnt, erregt Aufmerksamkeit. Der Signalton hat auch den Eindruck in mir hinterlassen, dass die Arbeit der Müllmänner wertvoll ist.
Die zwölf Kubikmeter Sammelvolumen bewegen sich von Haus zu Haus vorwärts. Der Behälter ist so groß, dass ich meine, er könnte die Weihnachtsbäume der halben Stadt schlucken. Die Müllpresse verrichtet ganze Arbeit. Es rattert, reibt, zerreibt, zerkleinert, stampft mit Herkuleskräften zusammen, die Müllpresse stöhnt. Langsam, im Schneckentempo, ohne Schwung, stochert der LKW vorwärts. Der Dieselmotor brummt zwischen Doppelhaushälften.

Ein Handgriff genügt. Die orangene Schutzbekleidung der Müllmänner sticht in den winterlichen Morgen, fest stapfen ihre Sicherheitsschuhe über den Asphalt, der Müllwagen treibt sie hinter sich her. Ich erlebe das Weihnachtsfest rückwärts. Die Weihnachtsgeschenke sind wieder vergessen, das winzige Baby des Jesuskindes ist ein paar Wochen alt geworden. Christliche Nächstenliebe wird zum nächsten Fest, dem Osterfest, wieder recycled.

Der eine Müllmann, ein stämmiger, derber Typ, macht kurzen Prozess. Er greift in Vergängliches hinein. Die Einmaligkeit des Augenblicks verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Er entsorgt das Weihnachtfest, indem er den Tannenbaum am Stamm packt und senkrecht in die Höhe hebt. Ohne nachzudenken, sind seine Handgriffe Routine. Der Weihnachtsbaum bäumt sich auf, streckt die Zweige zur Seite, und der Müllmann übergibt Bündel von Tannennadeln an die nüchterne Realität. Ein Schwung, und die Müllpresse schreddert und zerkleinert und staucht das Weihnachtsfest zusammen.

Die letzte Reise des Weihnachtsbaums hat begonnen. Sie endet im Kompostwerk. Eine riesige Zerkleinerungsmaschine häckselt dort die vergangene Weihnachtspracht in kleinste Bestandteile. Mikroorganismen leisten im Kompostwerk ganze Arbeit. Weihnachten wird in Humus verwandelt. Das gesegnete Weihnachtsfest wird sich danach in unseren Gärten wiederfinden.

Freitag, 10. Januar 2014

Formlos (1) - Kochen

Brigitta hat ein neues Projekt "Formlos" initiiert, für das sie bereits fleißig Beiträge geschrieben hat. Es sollen Momente beschrieben werden, die "allgemeingültig" sind und den Leser berührend einfangen. 1x pro Woche möchte ich mich an dem Projekt mit einem eigenen Beitrag beteiligen. In meinem ersten Beitrag befasse ich mich der Kocherei, die für mich als Mann Momente der Höchstkonzentration sind.



Einsam war der Augenblick, als ich unseren Flur betrat. Die Kinder hatten sich in ihre Zimmer verteilt, meine Gattin war zur Abendschule enteilt, die sie zweimal wöchentlich besuchte. Der Feierabend empfing mich mit offenen Armen. breitete sich in der Leere des langen Korridors aus, der sich am Treppengeländer mit viel Grün und Engeln und glitzernden Sternen geweigert hatte, Abschied vom Weihnachtsfest zu nehmen.  Ich schüttelte den Büroalltag ab, indem ich meine Jacke auf einen Garderobenhaken schmiß. Auf den Bodenfliesen hallten meine Schritte wider, bis ein Läufer den hohlen Klang verwischte.

Derweil ich die Umklammerung durch den Büroalltag losgeworden war, wartete die nächste Umklammerung auf mich. Ich erreichte sie, als ich die Schiebetüre zur Küche beiseite stieß. Hunger meldete sich nach Feierabend, und ich durfte unsere beiden Kinder bekochen. Streßmomente blitzten auf, als mich die Unordnung auf der Küchenanrichte empfing.

Als Mann hatte ich meine eigenen Umgangsformen entwickelt, um mit der Kocherei klar zu kommen. In der Ruhe liegt die Kraft. Ich bin glücklich, dass es diese Momente gibt, dass Mann und Frau manche Dinge getrennt organisieren müssen. Beim Kochen habe ich ein schlechtes Teamverständnis. Frau hatte sich stets um die Kocherei gekümmert. Würzen, Soßen, Salate, Gemüse, Garzeiten, die Handhabung des Schnellkochtopfs: bei mir wimmelt es vor Unzulänglichkeiten – vorsichtig ausgedrückt, sind meine Kenntnisse ausbaufähig.

Kochen ist ein Stück Meditation. Kochen fördert klares Denken. Abläufe müssen komplett vom Anfangszeitpunkt bis zum Endzeitpunkt – wenn alles gar ist – durchdacht werden. Ich habe mich arrangiert mit den Momenten des Kochens, versuche, Neues auszuprobieren und Lerneffekte zu erzielen. Ganz von vorne beginnen, an den Wurzeln der Kochkünste, mit einfachen und handhabbaren Gerichten. Meine Konzentration lief auf Hochtouren. Ungestört, ohne dass mir jemand hinein redete, vermochten mich die Streßmomente nicht aufzuschrecken.

Heute sollte ich kennen lernen, dass Momente im Kleinen ihre Größe entwickeln können. Für die Kinder bereitete ich Zucchini mit Gnocchi in der Auflaufform zu – das geschah mit einer Fertig-Soße von Maggi-Fix. Für mich selbst war ich bescheiden, kochte auf einfachem Niveau: ich schnitt rohe Kartoffeln in kleine Scheiben, würzte sie mit Paprika und Salz, bratete sie in Öl in der Pfanne.

In unseren Garten hatte sich längst die Dunkelheit hinab gesenkt. In der Küche ergoß die Neonröhre ihr Licht, leuchtete die überquellende Papiertonne aus. In wirrer Anordnung lungerten Gläser auf der Spüle herum, während in der notdürftig eingeräumten Spüle eine gähnende Leere herrschte.

Ich war in meinem Element, schaltete das Internet-Radio ein. Ich sinnierte, meine Gedanken kreisten, bis sie sich am Rezept festhakten. Die Katzen wuschelten um meine Beine herum. Schnell aufräumen, wegräumen. Das Schöne am Kochen ist, dass man sein Gehirn einschalten muss, bevor man einen Handgriff macht. Ich fischte die beiden Zucchini aus unserer Obstschale, zerkleinerte sie in Scheiben, prüfte die bruzzelnden Kartoffelscheiben, schaute auf unsere Küchenuhr, schaltete den Backofen ein, wog die Gnocchis ab, mischte Gnocchis mit Zucchini, beförderte das Gemisch aus dem Kochtopf in die Auflaufform, streute Käse darüber, ab in den  Backofen.

Der Auflauf brodelte vor sich her, ich lehnte mich zurück. „Whisky in the Jar“ von Thin Lizzy dudelte aus dem Internet-Radio. Ich versuchte, die Reibeisenstimme von Phil Lynott nachzusingen, ohne Erfolg, und es lag außerhalb meines Vorstellungsvermögens, wieviel Whisky ich saufen müsste, um solche eine heisere Stimme heraus zu posaunen.

Nun war Kochen Pause, Erholung, Meditation, Inspiration. Ich ruhte in mir selbst. Bis das Essen fertig war, der Tisch gedeckt. Die gebratenen Kartoffelscheiben waren eine Granate, eine wahre Delikatesse. Die Kinder ließen sich ihren Zucchini-Auflauf schmecken, während die gebratenen Kartoffelscheiben kross bis weich waren, herzhaft auf der Zunge zergingen, der Geschmack nach Kartoffeln so gepflegt war wie in Belgien Fritten zubereitet wurden. Die Kartoffelscheiben lachten mich in der Pfanne an. Ich war verdutzt, mit welchen einfachen Mittel man welches leckeres Essen hervor zaubern konnte.

Der Augenblick wirkte nach. Noch am nächsten Tag, als ich im Büro saß, plagte mich vor der Mittagspause der Hunger. Ich hatte Appetit auf diese gebratenen Kartoffelscheiben. Glücksmomente schwappten herüber. Wie aus kleinen Momenten ganz große werden.

Donnerstag, 9. Januar 2014

Frank Schirrmacher - Payback


Mit seinen Büchern trifft Frank Schirrmacher, Herausgeber der FAZ, stets den Nerv der Zeit. Bisher hat er Kritik an unserer Gesellschaft geübt, in welchem Umfang sie altert (das Methusalem-Komplott) oder wie zerbrechlich die zwischenmenschlichen Beziehungen sind (Minimum). Schirrmacher packt in dem Buch „Payback“, das 2009 erschien, ein weiteres heißes Thema an, nämlich die Informationsüberlastung unserer Gesellschaft und die Dominanz der Informationstechnologien.

Mehrfach umreißt er die Zukunftsvisionen in den Romanen „1984“ von George Orwell und „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley. Bei Aldous Huxley sind diese Visionen Wirklichkeit geworden. Die Technik beherrscht unseren Alltag. Sie kontrolliert den Menschen, wobei der Mensch Lust und Freude empfindet. Der Mensch ist Gefangener der von ihm geschaffenen Technologie und er sieht sich außerstande, seine Umwelt mit den Hilfsmitteln der Technik selbst zu gestalten. Anstatt dessen wird er dauerhaft manipuliert.

Schirrmacher inszeniert. Aus gigantischen Datenmengen, die täglich gespeichert werden, entwickelt er eine Dramaturgie, wie diese uns – einer Sintflut ähnlich – überschwemmen, Eingang in unsere Köpfe finden, bis wir von einer unsichtbaren Hand gelenkt werden.

Wie Server-Kapazitäten aufgebaut werden, wie unsere Blogs wachsen und wachsen, welche Mengen an Bildern im Internet verfügbar ist, welche Masse von Youtube-Videos im Netz steht, welche Vielfalt an Kommunikation in Facebook abläuft, das ist in der Tat eine technische Revolution. Die Kehrseite dieser Revolution bedeutet aber, dass aus Klicks im Internet, soziale Netzwerken oder Mobilfunknachrichten große Konzerne gigantische Datenwürfel bilden, die Nutzer-bezogen ausgewertet werden.

Schirrmacher sieht das so, dass die Denkleistung, die gewohnterweise unser Gehirn erbringt, zunehmend synthetischer wird. Das muss nicht beunruhigen, denn einen technischen Fortschritt hat es seit und je gegeben. So haben im Handwerk technische Hilfsmittel wie Bohrmaschine, Säge, Fräse oder Flex die händische Arbeit durchweg vereinfacht.

In der Sichtweise eines Aldous Huxley, bringen die Informationstechnologien einen Lustgewinn. Ausgehend vom Menschentypen des Jägers und Sammlers, den Schirrmacher aus den Darwinistischen Theorien ableitet, wird der Mensch zum Jäger auf Informationen. Ein schier unendliches Reservoir steht ihm zur Verfügung. Informationen und Neuigkeiten rennt der Mensch ständig hinterher. In den sozialen Netzwerken hat er Angst, wichtige Nachrichten zu verpassen. Er muss auf dem Laufenden bleiben, um dabei sein zu können. Informationstechnologien können einen ständigen Nervenkitzel befriedigen.

Informationstechnologien belagern die Aufmerksamkeit. Die Menschen werden abgelenkt, es kommt zu Konzentrationsstörungen. Die Informationstechnologien dringen in Bereiche ein, die eigentlich das Denken besetzt. Wir haben verlernt, ohne Google Informationen zu filtern. Wir können nicht mehr „aus dem Bauch“ Entscheidungen treffen, wenn die Probleme komplexer werden. Wir können unsere Denkwelt nicht mehr auf einfache Modelle zurückführen, indem wir Irrelevantes ausblenden. Wir haben verlernt, Wissen miteinander zu verknüpfen. Jenseits der Suchfunktionalitäten in Google kennen wir weder Bücher noch Bibliotheken.

Anstatt dessen sind wir gezwungen, selbst nach den Vorgaben der Informationstechnologie zu funktionieren. Unsere Aufmerksamkeit wird von dem Bedürfnis überlagert, zu neuen Informationen verlinkt zu werden. Dazu kommt, dass Google, Facebook und Youtube ihr eigenes Geschäftsmodell haben, welches über Werbung funktioniert, um Inhalte kostenlos anzubieten. Mithin werden wir sogar über den Verkauf gesteuert, so dass uns der Informationsmüll von Produktangeboten im Internet ständig begleitet.

Schirrmacher bezeichnet es als die zentrale Herausforderung des 21. Jahrhunderts, Herr der Informationstechnologien zu werden. Treffend wählt er für den Umkehrmechanismus das Bild des Käfers. Wenn die Informationstechnologien den Menschen beherrschen, entwickelt der Mensch sich wie in der Erzählung „Die Verwandlung“ von Franz Kafka. Der Mensch degeneriert zu einem Käfer, er ist willenlos, er ist nicht mehr Herr seiner Person, er ist von Selbstzweifeln geplagt.

Schirrmachers Dramaturgie ist an manchen Stellen sicherlich überzeichnet. Die Dramaturgie schärft aber die Sichtweise auf Internet, soziale Netzwerke, Mobilfunknetze – wobei immer die Summe aller Informations- und Kommunikationstechnologien zu betrachten ist. Entziehen können wir uns dem nur, wenn wir vollständig vom Netz abgekoppelt sind und in einem Gebirgstal am Ende der Welt wohnen, in das keine Mobilfunkkommunikation hinein findet.

Wir müssen nach vorne denken. Schirrmacher nennt Gefühle und Intuitionen, um die Herrschaft über die Informationstechnologien zurückzugewinnen. Dass künstliche Intelligenz menschliche Gefühle nachbilden kann, hält Schirrmacher trotz technischen Fortschritts bis auf weiteres für undenkbar. Irgendwo müssen die Grenzen unserer mit Rechenalgorithmen durchdrungenen Welt liegen. Ganz so einfach wird die Weisheit eines Sokrates „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ nicht zu den Akten gelegt werden können.

Daran wird auch eine NSA nichts ändern können. Wir können die Instrumente perfektionieren, wie aus den nutzer-individuellen Datenwürfeln ein gläserner, vollständig durchschaubarer Mensch modelliert wird. Doch ein Rest von trüber, undurchsichtiger Substanz wird bleiben, wenn wir es schaffen, mit unseren Gefühlen für Informationstechnologien unberechenbar zu bleiben.

Dienstag, 7. Januar 2014

Dreikönigsschrein


Meister der Johannes-Vision; Köln - Wallraf-Richartz-Museum
Der Glaube konnte Berge versetzen. Heilige wiesen die Menschen in eine bessere Welt. Knochen und Gebeine wurden im Mittelalter so verehrt wie Pop-Stars in unserer heutigen Zeit. Doch die Verehrung ging viel tiefer, als wenn heute das Grab eines Jim Morrison auf dem Friedhof „Père-Lachaise“ in Paris verehrt wird. Damals suchten die Menschen Erzählungen, Bilder, Symbole, Zeichen, Wunder. Der Glaube wurde zur Gewißheit,. Klar schälten sich die Umrisse einer Erfüllung heraus. Reliquien versprachen Heilung. Altarbilder ebneten den Weg zu Tugend und Weisheit. Am Pilgerstab baumelnd, den Pilgermantel umgehangen, setzte das Massenphänomen von Wallfahrten ein. „De admiranda, sacra et civili magnitudine Coloniae“, so beschreibt der Kölner Gelehrte Aegidius Gelenius, Stiftsherr von St. Andreas, 1645 seine Stadt als Pilgerziel, auf Deutsch: von der bewundernswerten, heiligen und zivilen Größe Kölns.

Nachdem im 9. Jahrhundert das Grab des Apostels Jakobus des Älteren entdeckt wurde, ergossen sich wahre Pilgerströme nach Santiago de Compostella. Nach dem 23. Juli 1164 sollte die nordwest-spanische Stadt Konkurrenz aus dem Rheinland bekommen.

Am 23. Juli 1164 endete ein waghalsiger und mit viel Versteckspiel betriebener Transport, eine „mission impossible“, würde man heute sagen. 1152 war Kaiser Barbarossa im Aachener Dom zum deutschen Kaiser gekrönt worden. 1155 hatte er vom Papst in Rom die Würde eines Heiligen römischen Kaisers deutscher Nation erhalten. Dass dies geschah, das war das Verdienst des Kölner Erzbischof Reinhard von Dassel, der als Verbindungsmann des Kaisers zum Papst fungierte. Er brachte den Papst Hadrian IV. in die Spur, damit dieser sich den anders gearteten Meinungen seiner Kardinäle nicht anschloss.

Denn nicht nur in Rom, sondern in ganz Norditalien formierte sich Widerstand gegen den König aus dem fernen Deutschland. Durch Handel reich geworden, waren die Städte in der Lombardei unabhängig. Nach der Krönung durch den Papst kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen, in dessen Folge Barbarossa Mailand eroberte. Mailand war eine Macht. Mailand war die größte Stadt in der Lombardei. Mailands Kirchen waren eine exzellente Adresse für Reliquien. Als Eroberer, ließ Barbarossa die Muskeln spielen, er raubte Reliquien aus dem Mailänder Dom und schenkte sie seinem Gefolgsmann Reinhard von Dassel als Dank für die Krönung zum „Heiligen römischen Kaiser deutscher Nation“.

Die Reliquien waren nichts geringeres als die Gebeine der Heiligen Drei Könige. Im Jahr 326 fand man die Gebeine in Palästina, die dann nach Konstantinopel gelangten. 350 überführte Bischof Eustorgius die Gebeine von Konstantinopel nach Mailand, die seitdem in einem Sarkophag aufbewahrt wurden. 

Reinhard von Dassel zog zunächst über Turin und den Mont Cenis nach Vienne an der Rhone. Der Transport musste in einer Nacht- und-Nebel-Aktion geschehen, denn der Papst Alexander III. sandte einen Brief an den Erzbischof von Reims, dass dieser unbedingt Reinhald von Dassel den Weg versperren sollte und gefangen nehmen sollte. Unbehelligt, traf die kostbare Reliquienfracht am 23. Juli 1164 über die burgundische Pforte und den Oberrheingraben nach sechs Wochen auf dem Rhein in Köln ein.

Dreikönigsschrein im Kölner Dom
Zeitgenössische Chroniken bezeichnen die Gebeine als „ewiger Ruhm Deutschlands in Köln“. Fortab wurde Köln das „Heilige Köln“ genannt. Pilger reisten aus ganz Europa an, um die Reliquien zu verehren. 1225 vollendete der Goldschmiedemeister Nikolaus von Verdun den Dreikönigsschrein. Zuletzt wurde der Schrein von 1961 bis 1973 restauriert. Den Schrein zieren jede Masse Edelmetall, darunter 2,5 kg Feingold, 4,4 kg Feinsilber, mehr als 700 Perlen, 230 Edelsteine und 100 Gemmen. Rasch war die Klosterkirche, in der der Dreikönigsschrein ausgestellt war, den Pilgermassen nicht mehr gewachsen. Der Kirchenraum musste vergrößert werden. 1247 beschlossen die Kölner, den Dom im französischen Stil der Gotik zu bauen. 1248 legten die Kölner den Grundstein für ihre Kathedrale.

Wenn Touristen heutzutage den Dreikönigsschrein im Chor des Kölner Domes betrachten, wird es bei einem flüchtigen emotionalen und ästhetischen Erlebnis bleiben. Staunen vermischt sich mit Sprachlosigkeit. Die Denkwelt des Mittelalters, wie die Menschen geglaubt haben, liegt zu weit zurück. So ist auch nicht bewiesen, ob der Dreikönigsschrein wirklich die Gebeine der Drei Heiligen Könige enthält. Die Mailänder hatten dies jedenfalls nach dem Raub der Reliquien dementiert. Sie nannten drei andere christliche Märtyrer, die unter dem römischen Kaiser Diokletian um 304 ermordet worden waren. Schriftlich dokumentiert ist lediglich, dass Bischof Eustorgius (der Bischof von Mailand war) um das Jahr 350 Gebeine nach Mailand transportiert hatte, aber nicht, welche Reliquien.

Am 23. Juli 1164, als die Gebeine der Heiligen Drei Könige in Köln eintrafen, hatten die Gelehrten nichts mit naturwissenschaftlichen Beweisverfahren zu tun. Sie glaubten. Es gab keine Zweifel, dass es die Gebeine der Heiligen Drei Könige waren. Nunmehr glauben die Menschen schon fast tausend Jahre lang. Wieso soll die Wahrheit anders sein ?