tag:blogger.com,1999:blog-78833441726931789222024-02-18T20:17:06.816-08:00rheinland-gedankenanstößerheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.comBlogger144125tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-77552595109545672182018-01-03T00:30:00.000-08:002018-01-03T00:30:42.004-08:00unveröffentlicht 13.12.2017<div class="MsoNormal">
Von den Leiden einer Schülerin der 6. Klasse, die sechzehn
Bundesländer, ihre Hauptstädte, wichtige Flüsse, einige Mittelgebirge und die
angrenzenden Staaten auswendig lernen muss. Vor allem die neuen Bundesländer
weigern sich, dass sie sich in ihrem Gehirn gemerkt werden. Niemals waren wir
mit unserer kleinen Tochter in Brandenburg, Sachsen, Thüringen oder
Sachsen-Anhalt. Magdeburg ? Die Eselsbrücke zu Sachsen haben wir versucht, über
Weihnachtspyramiden aus dem Erzgebirge oder Christstollen aus Dresden zu bauen,
Thüringen mit Erfurt über den Sitz des Kinderkanals. Aber Magdeburg ? Da fehlen
uns die Anknüpfungs- und Verbindungspunkte. So manches sind weiße Flecken auf
der Deutschlandkarte, Flecken, die wir nie bereist haben. Und Deutschland
besteht nicht nur aus dem Rheinland, Freiburg, Baden-Württemberg mit dem
Bodensee, Bayern mit dem Legoland in Günzburg oder der Ostsee mit
Mecklenburg-Vorpommern, wo wir 2010 unseren Urlaub verbracht haben. Nie waren
wir am Inn, im Harz, an der Weser oder im Bayrischen Wald. Es ist eine gewisse
Verzweiflungsaktion, dass sie all dies in ihren Kopf hinein trichtern muss.
Eine Verzweiflungsaktion, die sicherlich auch dadurch entstanden ist, dass sie
im Unterricht nicht richtig aufgepasst hat.<span style="font-family: Tele-GroteskNor;"><o:p></o:p></span></div>
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjWi0e2Hnl-OOkP2McPXerucQhVL20GYjrTstcJRrSokhhl-Xo4kEJaiyyEzGspE1wJg86YKsqed5wuxX2aT6CygaWV1ELIQGLk-mYxY-6_-A3mFCnGyRoLH2dec9rPkeb2tD4j87PLhddj/s1600/DSC_3210.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1200" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjWi0e2Hnl-OOkP2McPXerucQhVL20GYjrTstcJRrSokhhl-Xo4kEJaiyyEzGspE1wJg86YKsqed5wuxX2aT6CygaWV1ELIQGLk-mYxY-6_-A3mFCnGyRoLH2dec9rPkeb2tD4j87PLhddj/s320/DSC_3210.jpg" width="240" /></a></div>
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rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-51387406509359827032017-12-29T01:13:00.002-08:002017-12-29T01:14:41.630-08:00unveröffentlicht 26.11.2017Die Begegnung auf dem Weihnachtsmarkt lieferte ein Vorspiel für den folgenden Tag, wobei die Konstellationen grundverschieden waren, aber im Kern vergleichbar. Fast unscheinbar gingen wir an einer Cousine meiner Frau vorbei, begleitet von Mann und Hund, die ich selbst eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. Im Gespräch ging es um die Leiden des Alters, die uns alle irgendwann ereilen würden, um Altersdemenz und andere Krankheiten, um Pflegeleistungen, um Organisation, um düstere Zukunftsszenarien und um die Leere, in die so manche Bemühungen um Hilfe laufen. Die Mutter der Cousine, Mitte 70, litt an Demenz, Augenarztbesuche waren eine Seltenheit gewesen, was sich fatal auswirken sollte: die Hornhaut trocknete aus, und der Fortschritt einer Erblindung war in dem späten Stadium nicht mehr aufzuhalten. Als sie die Treppe hinauf stürzte und sich einen Fuß brach, stieg der Betreuungsaufwand ins Unermeßliche. Sie lag viel, jeder Schritt musste überwacht werden. Einkaufen, Essen und Kochen mussten organisiert werden, dazwischen eine ganze Litanei von Arztterminen, Tabletten und Untersuchungen im Krankenhaus Die Cousine beschloss, dass dieser Umfang an Betreuung nicht mehr leistbar ist, und man schaute sich nach einem Pflegeheim um. Fündig wurde man in der Eifel, da Pflegeheime mit einem Preis von 4.000 Euro im Monat in der hiesigen Umgebung unbezahlbar sind. Ihre Mutter stimmte zu, da sie die Priorität gesetzt hatte, dass sie sich auf Platt unterhalten wollte. Sie wählten ein Pflegeheim in Hillesheim, das mit 2.500 Euro im Monat deutlich günstiger war. Und ihre Mutter fühlt sich dort wohl, weil anscheinend der Dialekt aus der Vulkaneifel gut mit dem rheinischen Singsang aus der Köln-Bonner Bucht harmoniert. Heute Fahrt zu meinen Eltern nach Wegberg. Bei ihnen liegen die Dinge anders, doch Altersdemenz, andere Krankheiten, eingesetzte Pflegedienste, Probleme einer Organisation, düstere Zukunftsszenarien und eine Leere, in die so manche Bemühungen der Hilfe laufen, sind genauso präsent. Niemand will ein Pflegeheim, darin sind sich alle einig. Allerdings reiben sich alle, weil die Rahmenbedingungen nicht passen, so sehr auf, dass die Nerven ständig blank liegen. Nicht jeder harmoniert mit jedem, der Umfang der Leistungen des Pflegedienstes wird von der Höhe des Pflegegeldes gedeckelt, Bruder und Schwägerin sind beide in Vollzeit berufstätig, die Sicherstellung einer adäquaten Pflege wird zum Eiertanz. Ein hilfloser Zustand wird so zum Dauerzustand.<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgUXygg1RePxUO0KCpd4PhDOZbepzvRjq-EpJxF3SO3Waaq0pR_ZQ6UZWqQZQZSg89WLBKnL00JiYRASittGMOCET3xUsxa9JLfAi4EjqLw0EcN5NguguS6wjU_U1V7yyx7ukEfiTpPTrSs/s1600/IMG_5325.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="768" data-original-width="1024" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgUXygg1RePxUO0KCpd4PhDOZbepzvRjq-EpJxF3SO3Waaq0pR_ZQ6UZWqQZQZSg89WLBKnL00JiYRASittGMOCET3xUsxa9JLfAi4EjqLw0EcN5NguguS6wjU_U1V7yyx7ukEfiTpPTrSs/s320/IMG_5325.JPG" width="320" /></a></div>
<br />rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-5404514238802682642015-01-24T13:48:00.002-08:002015-01-24T14:09:56.797-08:00klassische Konditionierung<div class="MsoNormal">
<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Ich greife zurück in die Klamottenkiste der
Verhaltenstheorie. Wie wir Menschen auf unsere ureigenen Instinkte
zurückgeführt werden. Wie wir uns auf das Niveau von Tieren begeben, die durch
Reize gesteuert werden, die dann zu Reaktionsmustern führen, die dann wiederum
in bestimmte Richtungen gelenkt werden. Dressur könnte man das bei Tieren
nennen, Verlust des Urteilsvermögens, da nur ausgewählte Reaktionsmuster
verfolgt werden, so könnte man das bei Menschen nennen.<o:p></o:p></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Der russische Psychologe Pawlow untersuchte Reflexe
bei Hunden. Er läutete eine Glocke und dann wurde der Hund gefüttert. Fortan
zeigten sich die Reize, die mit dem Fressen zu tun hatten, nämlich dass Hunde
die Ohren spitzten und dass Speichel floss, wenn die Glocke bimmelte. Diese
Verbindung, dass durch einen Reiz Reflexe erzeugt werden können, bezeichnete
Pawlow als klassische Konditionierung.<o:p></o:p></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Diese klassische Konditionierung hat ihren Weg in
die Werbung gefunden. Werbung ist durchsetzt mit positiv belegten
Schlüsselreizen – Liebe, Familie, Abenteuer, Freiheit, Sicherheit, Erotik und
vieles mehr. Diese werden mit einem Produkt verknüpft und es kommt auch hier
zur Rückkopplung. Wenn ich eine bestimmte Automarke fahre, dann verbinde ich
damit Sportlichkeit, Freude am Fahren und Kraft. Wenn ich selbst ein
sportlicher Typ bin, dann fahre ich genau diese Automarke. Mit unserem Verhalten
werden wir mit Reizen konditioniert, als sportlicher Charakter, passend zu
einer Automarke, als Sicherheitstyp, passend zu einer bestimmten Versicherung,
als Typ der Allroundkommunikation, passend zu einem bestimmten Smartphone, oder
ganz einfach, als heißer und inniger Verehrer von Jogi Löw und seinen Jungs, passend
zu einer bestimmten Biermarke.<o:p></o:p></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Die Werbung kann als Blaupause für andere Bereiche
betrachtet werden. Massenmedien, Presse, vor allem die Regenbogenpresse leben
von solchen Schlüsselreizen. Je dicker die Schlagzeilen, um so mehr wird der
Mensch konditioniert. Der Mensch folgt animalischen Reizen, indem er reagiert
auf Klatsch und Tratsch. Indes bequemt sich sein Urteilsvermögen auf einem
etwas einfacheren Niveau. <o:p></o:p></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Die Bereiche des Alltags, in denen diese klassische
Konditionierung praktiziert wird, nehmen zu. Eine unsichtbare Kraft scheint auf
Schulen und Kindergärten zu wirken, die sich dauerhaft mit der Ernährung
befassen, ohne dass ich beobachten kann, dass eine nennenswerte Anzahl von
Schülern (oder Kindergartenkindern) zu dick ist. Es hat mehrere Projektwochen
zum Thema richtige Ernährung gegeben, Plakataktionen finden statt, alle 14 Tage
findet in der Grundschulklasse unserer Kleinen ein Obst- und Gemüsetag statt.
Die richtige Ernährung scheint in den Schulen zu einer Art von Glaubenskrieg
geworden zu sein. Pink Floyd hatte das in ihrem Stück „Another Brick in the
Wall“ mit dem Spruch auf den Punkt gebracht „We don’t need noc education we don’t
need no thought control“.<o:p></o:p></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Manipulationen, Reize, die auf uns wirken, ich
denke, dass wir sie kritisch hinterfragen müssen. Sie sollen Aufmerksamkeit
erregen und eine möglichst hohe Anzahl von „Followern“ nach sich ziehen. Sie
dürfen uns nicht unreflektiert durchdringen. Wir dürfen uns nicht auf das
Niveau eines Hundes zurück entwickeln, der auf ein Glockenbimmeln reagiert und
sich dabei auf sein Fressen freut.</span><span style="font-family: Times New Roman, serif; font-size: 10pt;"><o:p></o:p></span></span></div>
rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-17604646789811573882015-01-23T13:14:00.004-08:002015-01-23T13:23:26.758-08:00Zivilcourage<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: inherit;"><span style="line-height: 115%;">Burkan Ilhan wurde zum Helden. Köln-Bocklemünd vor
einer Woche. In einem Stadtbezirk voller Häuserblocks aus Mietwohnungen half Burkan Ilhan (22) gerade seinem Vater beim Renovieren, als er Hilferufe auf der
Straße hörte. Ein Pulk von Schlägertypen wollte über einen Familienvater mit
seinem Sohn herfallen, doch dies verhinderte Burkan, indem er diese gemeinsam
mit Vater und Bruder vertrieb. </span><span style="color: #0c3146; line-height: 115%;">Das Angebot
einer Nachbarin, die Polizei zu rufen, winkte er ab. Das war ein folgenschwerer
Fehler, denn die zehn bis fünfzehn Schläger kamen zurück und bestraften den jungen
Mann für seine Zivilcourage. Mit Messern und Böllern bis an die Zähne
bewaffnet, schlugen sie mit einem Metallpfosten auf ihn ein. Schwer verletzt überlebte
Burkan, nachdem die Ärzte den zertrümmerten Schädel mit einer Stahlpatte zurecht
flicken konnten.<o:p></o:p></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: inherit;"><span style="color: #0c3146; line-height: 115%;"><br /></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="color: #0c3146; line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Als sein Gesundheitszustand
nach einer Woche stabil war, trat er als Held vor die Kamera. Sein Verhalten
habe Sinn gemacht, weil es einem guten Zweck gedient habe. Er würde immer
wieder so handeln. Sein Handeln sei richtig ein kleiner Schritt für die Menschheit. Und er
hätte auch keine Angst gehabt.<o:p></o:p></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="color: #0c3146; line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="color: #0c3146; line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Solche Situationen sind mir
erspart geblieben, glücklicherweise, dass ich entscheiden musste zwischen Zivilcourage
und Wegschauen. Ich muss zugeben, wahrscheinlich hätte ich weggeschaut oder mir
auf einer logischen Ebene zurecht konstruiert, dass alles gut wird, dass
keinerlei Gefahr besteht oder dass andere höhere Zufälle alles richten werden.
Und damit hätte ich auch nicht alleine gestanden, denn mit der Anonymität
unserer Gesellschaft schwindet auch die Verantwortung oder die Fähigkeit zu
Empathie, dem Einfühlungsvermögen, sich in einen anderen Menschen hinein
versetzen können. Ebenso wurde in Experimenten mehrfach beweisen, dass bei
Belästigungen und Übergriffen in Fußgängerzonen alle vorbei spazieren und niemand
eingreift. Die Zivilcourage des Burkan Ilhan kann nicht hoch genug bewertet
werden.</span></span></div>
<br />
<div class="MsoNormal">
<span style="color: #0c3146; line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Mich erschreckt die
Umkehrung des Heldentums. Häuserblocks wie diejenigen in Bocklemünd-Mengenich
sind Normalität, sie gelten nicht als soziale Brennpunkte, die durch Hartz IV
oder spezifische Armutsstrukturen geprägt sind. Ein hoher Ausländeranteil ist
genauso normal vielen Stadtteilen Kölns. Kann man sich noch ruhigen Gewissens
auf die Straße begeben ? Überall in Köln habe ich mich sicher gefühlt, selbst
im Problemviertel Chorweiler. Diese Zeiten scheinen nun vorbei zu sein. Heldentum
scheint sich auch über Gewalt zu definieren. Je wehrloser die Opfer und je
unmotivierter die Tat, diese Täter kann sich genauso mit dem Titel eines Helden
brüsten. Wir brauchen mehr Helden vom Schlag eines Burkan Ilhan. Sonst droht,
dass der Mob sich auf der Straße wie Ungeziefer ausbreitet.</span><span style="font-family: Times New Roman, serif; font-size: 10pt;"><o:p></o:p></span></span></div>
rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-71712048127775911762015-01-02T02:58:00.000-08:002015-01-02T05:04:13.165-08:00Jahresrückblick 2014<div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Vier Köpfe flackerten vorbei. Das war im Sekundentakt, hineingestreut in die Schnelllebigkeit des Fernsehprogramms, und zwischen Laptop, Blog und Weihnachtsgrüßen hatte sich das Fernsehprogramm auf den Berieselungsmodus eingestellt. Werbepause auf RTL. Die vier Köpfe huschten so schnell vrobei, wie sie gekommen waren. Danach ging es ab in die Animationen von „Ice Age 4“, und ab und zu amüsierte ich mich über das tolpatischige Riesenfaultier Sid, den Koloß des Mammuts Manfred und dem Säbelzahntiger Diego. Die nächste Werbepause. Nun erkannte ich die vier Köpfe. Es war ein Werbespot für den „Stern“, auf dessen Jahresrückblick ich die Köpfe von Vladimir Putin, Conchita Wurst, Sebastian Schweinsteiger und Robin Williams identifizieren konnte.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Was für eine Zusammenstellung ! Vladimir Putin symbolisierte für mich das Faustrecht und das Böse, Sebastian Schweinsteiger Blut und Schweiß eines Fußball-Weltmeisters, Robin Williams die schauspielerische Verwandlungskunst einer Mrs. Doubtfire. Und Conchita Wurst ? Ihr Format fand ich hohl, und ich ekelte mich davor, wie ein Mann mit Bartwuchs zur Frau konvertierte und sich mit dessen erotischen Signalen schmückte. <o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Überhaupt fand ich diesen Mischmasch des Stern mit den vier Köpfen vollkommen daneben in dem eigentlichen Anliegen, zurückzublicken auf das Jahr und zu trennen, welche Ereignisse unwichtig, welche Ereignisse wichtig und welche Ereignisse vielleicht prägend für viele nachfolgende Jahre sein würden. Die vier Köpfe waren lückenhaft und schauten über manches hinweg, was uns eigentlich bewegte.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Wenn ich selbst Bilanz ziehe, dann war der WM-Triumph der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft sicherlich das Top-Sport-Ereignis, auf das wir genau 24 Jahre warten mussten. Robin Williams fand ich exzellent, es starben aber auch andere herausragende Schauspieler wie Joachim Fuchsberger, Maximilian Schell, Karlheinz Böhm oder Richard Attenborough.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Im Kleinen, in unserer Familie sieht die Bilanz durchwachsen aus. Meine Göttergattin büffelt für die Abendschule, unser großes Mädchen für ihr Medizinstudium. Unser kleines Mädchen hatte sich im Mai nach einem Fahrradsturz den Arm so kompliziert gebrochen, dass sie bis in den August hinein einen Gips tragen musste. Unser Sohnemann hat sich mittlerweile arbeitssuchend gemeldet. Er zeigt aber keinerlei Aktivität, wie es beruflich oder schulisch in seiner Zukunft weiter gehen könnte, sondern er ist dem Charme von World of Warcraft, Assassins Creed, Star Wars Battlefront & Co dauerhaft erlegen.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Im Großen, glaube ich jedes Jahr aufs Neue, dass die Welt aus den Fugen gerät. Aber das mag täuschen, da die Berichterstattung über Katastrophen und Kriege zum Geschäftsmodell der Massenmedien gehören. Kriege hat es immer in irgendeiner Ecke dieser Welt gegeben, so auch 2014. Mit einem Unterschied: der Bürgerkrieg in der Ukraine erinnert in einígen Punkten an die Instabilität, wie wir sie vor 1914 hatten. <o:p></o:p></span></span><br /><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">25 Jahre lang, seit dem Mauerfall, konnten wir Europäer nach Beendigung des Kalten Krieges auf eine friedliche Zeit ohne äußere Bedrohung zurückblicken – wenn man absieht vom Jugoslawien-Krieg, der im Kern auf die Balkanländer begrenzt war. Nun drohen Grenzziehungen eines neuen Kalten Krieges. In 2014 ist die geopolitische Lage beunruhigend schnell eskaliert. Ende 2013 Proteste auf dem Maidan in Kiew, Februar 2014 Flucht des prorussischen Präsident Janukowitsch, im März Assoziierungsabkommen mit der EU, gleichzeitig Annexion der Krim, danach Sanktionen der EU gegen Russland, Wahlen in der Ukraine im Mai, ab August Bürgerkrieg, beim G20-Gipfel im November in Australien Eiseskälte und Isolation gegenüber Putin. <o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Das dubiose Treiben der russischen Separatisten, ihre militärische Organisation im Untergrund, Hilfstransporte, die keiner zuordnen kann, ihr Verhältnis zu Russland und dann der Abschuss des Passagierflugzeugs MH17 aus Malaysia, dessen Aufklärung regelrecht boykottiert wurde, das hat mich ein wenig an die Schüsse von Sarajevo denken lassen. Seit Putin arbeitet Russland daran, die Auflösung der alten Sowjetunion wieder zurück zu drehen. Der Ukraine stellt die EU nun genau diejenige Selbstbestimmungsfrage, die den Freiheitsbegriff Europas seit der Französischen Revolution geprägt hat. Die Ukraine hat sich entschieden für das Assoziierungsabkommen an die EU. Und genau darum wird es in den nächsten Jahren gehen, dass Russland die Ukraine weiter destabilisieren will. Noch hat Putin die restliche Welt gegen sich. Russland wird sich aber mit der Faust und dem Recht des Stärkeren durchsetzen wollen und dann aus der Stärke verhandeln wollen. An diesem Punkt können sich die Geister Europas scheiden: wer will verhandeln, wer will in welchem Umfang verhandeln, wer lehnt Verhandlungen kategorisch ab. Das hatte sich bereits bei den Sanktionen gegen Russland gezeigt. Dann sind Szenarien denkbar wie 1914, dass andere Nationen stillhalten, dulden oder auch mitmachen auf der Seite Russlands, und dass sich zwei große Machtblöcke innerhalb Europas bilden.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Es gab in 2014 aber auch gegenläufige demokratische Ansätze. Im Geiste der Französischen Revolution, wurde dem schottischen Volk das Selbstbestimmungsrecht zugestanden. Ein eigener Staat Schottland ? Ich hatte dabei ein mulmiges Gefühl, genauso wie dieselbe Angelegenheit in Katalonien vertagt worden ist. Soweit kam es in Schottland nicht, das sich gegen einen eigenen Staat entschieden hatte, aber allzu viele Sorgen hätte ich mir ohnehin nicht zu machen brauchen. Tschechien, die Slowakei, Mazedonien, Kosovo, Estland, Lettland, Litauen, die Landkarte Europas ist im Fluss. So manche Staatenbildung in Osteuropa kommt mir vor wie ein Befreiungsschlag nach 1918, um die Herrschaft der KuK-Monarchie und der UdSSR abzuschütteln. Da sollte auch kein Vladimir Putin in der Ukraine eine solche Entwicklung aufhalten können.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Und die USA ? Die Erkenntnis ist nicht neu, dass an ihrem Einfluss auf dem Globus keine Nation vorbei kommt. Seit 1917, nach Kriegseintritt in den Ersten Weltkrieg, als das alte Europa die Führungsrolle auf der Welt abgetreten hat und die Vereinigten Staaten zur Weltmacht aufgestiegen sind, ist deren Erscheinungsbild ambivalent. Fluch oder Segen ? Einerseits schützt uns Europäer das Konstrukt der NATO davor, dass wir dem Eroberungsdrang eines Vladimir Putin nicht hilflos ausgeliefert sind. Als neue Facette ist im letzten Jahr dazugekommen, dass wir andererseits all den Bespitzelungen durch die NSA hilflos ausgeliefert sind. Wobei es mir persönlich ziemlich egal ist, wenn die NSA meine privaten e-Mails mitliest. Wem ich etwa ein frohes neues Jahr gewünscht habe, wem ich zum Geburtstag gratuliert habe oder in welchem Restaurant ich einen Tisch reserviert habe. Peinlicher sind die Verbiegungen von Politikern, was sie getan haben, so etwas zu verhindern, wenn es sowieso nichts zu verhindern gibt. Oder wenn es peinlich persönlich wird, wenn Angela Merkels Handy abgehört wird. <o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Und dann hat die USA eine Debatte über westliche Werte losgetreten, nachdem der CIA-Folterbericht der Gefängnisse von Guantanamo, die auch in Europa betrieben worden sind, veröffentlicht wurde. Water Boarding, Abtrennung von Gliedmaßen, Schlafentzug bis zu drei Wochen, damit ist die USA weit ins Mittelalter zurückgefallen. Westlichen Werten wird die Basis entzogen, wenn Rechtsstaat und Demokratie zur Doppelmoral werden. Wie sehr der US-Rechtsstaat zerfallen ist, zeigte sich zudem im November, als ein weißer Polizist freigesprochen wurde, der einen schwarzen unbewaffneten Teenager erschossen hatte. Prompt kam es zu Unruhen in der schwarzen Bevölkerung.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Wie es mit unserem Rechtsstaat vor der eigenen Haustüre bestellt ist, dazu brachte das Jahr 2014 auch einige Erkenntnisse. So musste sich Kalle Gerigk aus dem Kölner Agnesviertel den Gerichtsentscheidungen beugen. Dreißig Jahre lang wohnte Kalle in einer Mietwohnung, die, im Innenstadtbereich gelegen, saniert werden sollte. Daraufhin kündigte der Vermieter wegen Eigenbedarf, weil er mit seiner Freundin einziehen wollte und eine Familie gründen wollte. Das tat er aber nicht, sondern er bot die Wohnung im Internet zum Verkauf an. Kalle fand heraus, dass die Wohnung für satte 324.000 € verhökert wurde. Er klagte gegen die Kündigung, die Klage wies das Amtsgericht aber zurück. Nachdem das Amtsgericht eine Räumungsklage erließ, wurde Kalle von einem Gerichtsvollzieher und einer Gruppe von Polizisten aus seiner Wohnung entfernt.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Im Dezember kam die Polizei zu einem anderen Einsatz auf der Kölner Domplatte, wo Louis Vuitton im Luxussegment Textilien, Handtaschen usw. verkauft. Der Konzern wirbt damit, dass er sich für Nachhaltigkeit und menschenwürdige Arbeitsbedingungen einsetzt. Daraufhin hatten Umweltaktivisten Kriterien geprüft, ob Kinder-/Zwangsarbeit vorliegt, ob Existenzlöhne gezahlt werden und ob Arbeiter sich in Gewerkschaften organisieren dürfen. Dabei wurde festgestellt, dass Louis Vuitton in denselben Ländern unter denselben Bedingungen produzierten wie Billigketten mit menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen. Daraufhin malten die Umweltaktivisten Transparente, dass die nachhaltige Produktion eine Lüge ist, dass vom Kauf bei Louis Vuitton abgeraten wird, und die Aktivisten plazierten sich mit ihren Transparenten vor die Filiale auf der Kölner Domplatte. Es dauerte nicht allzu lange, bis die Polizei erschien und die Demonstranten entfernte. Louis Vuitton begründete die Polizei-Aktion damit, dass ihre Firma einseitig benachteiligt worden war, da andere Luxusmarken, die genauso produzieren, nicht im Brennpunkt der Aktivisten gestanden hatten.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Unangenehmes braute sich auch vor dem Bonner Amtsgericht zusammen, obschon es soweit gar nicht kam, da man sich außergerichtlich einigte. Zwei Querulanten ist es zu verdanken, dass eine führende Attraktion der Bonner Innenstadt, die Klangwelle, die an zehn Tagen an die 100.000 Besucher anlockte, eingestampft werden musste. Zwei Anwohnern war dieses Spektakel aus Licht-/Wasserspielen und Musik zu laut, so dass sie dieses per Gerichtsentscheidung verbieten lassen wollten. Letztlich mussten sich die Veranstalter den Vorgaben des Bundes-Immissionschutzgesetzes beugen. Demnach dürfen <span style="background: white;">70 Dezibel vor 20 Uhr und bei 65 Dezibel zwischen 20 und 22 Uhr nicht überschritten werden. Die Klangwellen sind mittlerweile nach Bad Neuenahr abgewandert, wo anscheinend weniger lärmempfindliche Anwohner wohnen.</span><o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><span style="background: white;"><br /></span></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Es gab aber auch positive Beispiele unseres Rechtsstaates. Nachdem er den Karstadt-Konzern in die Pleite geführt hatte und Privatflüge über die Firma abgerechnet hatte, wurde Thomas Middelhoff wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu drei Jahren Haft verurteilt. Dabei wurde aber der noch verwerflichere Sachverhalt, wie Manager über die Firma hinweg Unsummen in die eigene Tasche wirtschaften können, gar nicht verhandelt. Thomas Middelhoff hatte 2,2 Millionen Euro als Bonuszahlungen abkassiert. Diese standen in direktem Zusammenhang dazu, dass Karstadt in die Insolvenz geschliddert war. Sämtliche Karstadt-Immobilien waren verkauft worden. Der Verkauf spülte zwar Geld in die leeren Kassen, umgekehrt fehlte aber genau dieses Anlagevermögen, so dass prompt nach der Verkaufstransaktion der Gang in die Insolvenz angetreten werden musste. Als Bonuszahlung aus dem Immobilienverkauf erhielt Thomas Middelhoff genau diese 2,2 Millionen Euro.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit;"><span style="line-height: 115%;">Vladimir Putin, Conchita Wurst, Sebastian Schweinsteiger, Robin Williams: die vier Köpfe des „Stern“ verleugneten effektiv das Böse, das in 2014 Tatsachen geschaffen hatte. Die IS. An anderer Stelle hatte ich das 20. Jahrhundert als das Jahrhundert des Völkermordes bezeichnet. Unter dem Deckmantel des Islam schafft die IS Dimensionen des Terrors, die ich sonst mit den „killing fields“ oder in „Srebrenica“ verbinde. Jesiden, Christen, Turkmenen wurden außerhalb der Dörfer gebracht und erschossen, wenn sie sich weigerten, zum Islam überzulaufen. Frauen wurden vergewaltigt, Kinder entführt, um </span><span style="line-height: 115%;">alle Spuren nicht-arabischer und nicht-sunnitischer Gesellschaften auszulöschen. Dazu kommen Youtube-Videos über Enthauptungen: aus Rache für Bombardierungen durch die US-Luftwaffe wurden drei US-Geiseln vor laufender Kamera enthauptet. <o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit;"><span style="line-height: 115%;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit;"><span style="line-height: 115%;">Ähnlich schlimm wüten extreme Islamisten, die „Boko Haram“, in Nigeria. Sie entführten 230 Schülerinnen, die zwangsverheiratet wurden, und Monate später brüsteten sich die Islamisten damit, dass einige von ihnen schwanger geworden waren. Darüber hinaus schossen sie wie wild auf alle Christen, die ihnen zufälligerweise über den Weg liefen. Katholische Priester wurden entführt, eine Hochzeitsgesellschaft wurde nieder geschossen, die Gotteskrieger drangen in einen Gottesdienst ein und schossen auf alles, was sich bewegte. </span></span></div><div class="MsoNormal"><br /></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Dass es keine Handhabe gegen den Völkermord in anderen Teilen unserer Welt gibt, davor musste Europa und die Demokratie ohnehin kapitulieren. Neu ist, dass sich über die Terrororganisation der IS systematisch Spuren bis ins Rheinland verfolgen lassen. Es gibt Unterstützer und Befürworter der Völkermord-Strategie. Auch Deutsche konvertieren zum Islam und suchen ihr Heil im Dschihad, dem Heiligen Krieg. In Wohnungen in Bonn, Köln oder Solingen verfolgte der Verfassungsschutz die Spuren von Gotteskriegern. Sie wurden sogar in Fußgängerzonen gesichtet, als sie für Mitglieder warben.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Es sieht so aus, als würde Thilo Sarrazin mit seinen Thesen, dass sich Deutschland abschafft, vollkommen Recht behalten. Allenthalben stößt man auf das Bild von Ausländern, dass sie in Ghettos leben, dass in Stadtteilen wie Köln-Ehrenfeld beispielsweise glatt 70% Ausländer leben. Dass Frauen (nicht in Köln-Ehrenfeld) bis auf die Augen verschleiert durch die Straßen spazieren, als müssten sie ihre eigene Persönlichkeit vollends verleugnen. Dazu passt eine Szene, die ich in meinem Bloggerdasein im letzten Jahr erlebt habe, als ich zwei bis auf die Augen vollkommen in Schwarz verhüllten Frauen sichtete. Ich fotografierte sie, und prompt stürzten sie auf mich los, ich musste aufpassen, dass sie mir die Kamera nicht wegrissen. Ich zeigte ihnen, dass ich die Fotos gelöscht hatte, und dann beruhigte sich die Situation. Dieser Selbstbehauptungswille stand aber in schroffem Gegensatz dazu, wie ansonsten das Bild der Frau im Islam gezeichnet wird: zwangsverheiratet, ohne eigenen Willen, absoluter Gehorsam gegenüber ihren Ehemännern, in Saudi-Arabien Verbot des Autofahrens.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit;"><span style="line-height: 115%;">Wie dem auch sei: die derzeitige Diskussion um den Islam, um Ausländer, um Asylbewerber, um Pegida oder Bogida ist befremdend. Alleine die Leserbriefe zum Thema Bogida füllen mehrere Seiten in unserer Tageszeitung. Ich kann das effektiv nicht nachvollziehen, wieso gerade in Dresden mit einem Ausländeranteil von gerade 2% diese Bewegung Fuß gefaßt hat. Es muss noch andere Antriebe geben, dass irgendein diffuses Gefühl der Bedrohung vom Islam ausgeht. In Problemsttadtteilen mit hohem Ausländeranteil bis zu 70%, wo man die Ursprünge dieser Bewegung vermuten würde, wird man vergeblich danach suchen. In Köln-Ehrenfeld oder Köln-Kalk mischen die ausländischen Kulturen das Stadtbild auf und ergeben ein heiteres und buntes Gesamtbild. In Köln-Mülheim fand Pfingsten in Erinnerung an das NSU-Attentat, das zehn Jahre zurücklag, mitten in einem Straßenviertel mit hohem Ausländeranteil ein Straßenfest statt, auf dem Udo Lindenberg, <span style="background: white; color: #222222; mso-bidi-font-weight: bold;">Peter Maffay, die Fantastischen Vier und Clueso</span> spielten und an dem Zehntausende teilnahmen.</span><o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit;"><span style="line-height: 115%;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Anscheinend gehört es zum Profil des Wutbürgers, dass er nicht nur über den Staat, die Kirche oder andere Institutionen schimpft, sondern über den Islam, Ausländer, Asylbewerber. Diese Erkenntnisse sind nicht neu. So hatte der SPIEGEL recherchiert, dass es Verbindungen der Pegida-Bewegung in Dresden zur rechtsextremen Szene gibt. Dass diese nicht nur in Dresden aktiv ist, hatte sich am 26.10. bei einer Demonstration von 1.500 Hooligans gegen Salafisten vor dem Kölner Hauptbahnhof gezeigt. Es kam zu Krawallen und Schlägereien, in deren Verlauf Hundertschaften von Polizisten eingesetzt wurden. Die Polizei nahm mehrere Hooligans fest, als sie den Hitlergruß zeigten. In dieselbe Kategorie einzuordnen ist ein Brandanschlag auf ein Wohnheim für Asylbewerber in Vorra in Franken, das gleichzeitig mit Hakenkreuzen beschmiert wurde.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Nicht vergessen darf ich, dass 2014 ein Jahr der geschichtsträchtigen Jubiläen war. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges jährte sich einhundert Jahre, beim Zweiten Weltkrieg waren es 25 Jahre. Vor 25 Jahren fiel die Berliner Mauer. Karl der Große starb vor 1.200 Jahren. Vor 850 Jahren gelangten die Gebeine der Heiligen Drei Könige nach Köln.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Die Fülle der Ausstellungen zu diesen Jubiläen war und ist groß. Besucht habe ich eine Ausstellung im Bonner Stadtmuseum über Soldaten aus der Ermekeil-Kaserne, die ihre Schicksale im Ersten Weltkrieg nachgezeichnet hatte. Die Ausstellung war gespickt mit alten Fotos und leider natürlich mehreren Toten, die auf den Schlachtfeldern der Somme, in Verdun oder an der Weichsel gefallen waren.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><br /></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Die Ausstellung über Mythos, Kunst und Kult der Heiligen Drei Könige läuft noch bis zum 25. Januar im Kölner Schnütgen-Museum. Da will ich noch hin. Bei meinem Wunsch, mehr über die Heiligen Drei Könige zu erfahren, wird mir bewusst, wie unsinnig die vier Köpfe des „Stern“ Vladimir Putin, Conchita Wurst, Sebastian Schweinsteiger und Robin Williams angeordnet sind. Sie liegen ganz, ganz weit weg von der Kunst des Mittelalters, die nach 2014 herüber schwappt.</span><span style="font-family: Times New Roman, serif; font-size: 10pt;"><o:p></o:p></span></span></div>rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-17344967536236419052014-12-31T18:14:00.000-08:002015-01-02T05:04:13.219-08:00frohes neues Jahr !<div class="MsoNormal"><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Rauchschwaden über unserer Siedlung. Die Knallerei war wie jedes Jahr heftig. Kracher, Böller, Raketen schossen in die Höhe, mit unseren eigenen Raketen von LIDL hatten wir unseren Beitrag geleistet. In Sektgläsern prosteten wir unseren Nachbarn zu. </span></div><span style="font-family: inherit; font-size: small;"><br /></span><span style="font-family: inherit; font-size: small;">So schön harmonisch, wie das Jahr begonnen hat, soll es dann auch weitergehen. Drinnen, lasse ich mich nun im WDR-Fernsehen vom Musiksound der 1970er-Jahre berauschen. Bee Gees, Three Degrees, Barry White, Donna Summer, Penny Mc Lean, Silver Convention, Musik, die ich, da zu wenig fetzig, in meiner Schulzeit wenig gehört habe. Heute verbinde ich mit dieser Musik so manche Erinnerung, daher bleibe ich bis tief in die Nacht vor dem Fernseher hängen. </span><br /><span style="font-family: inherit; font-size: small;"><br /></span><span style="font-family: inherit; font-size: small;">Da zu glatt, habe ich auch Abba nie viel abgewinnen können, mit einer Ausnahme: "Happy New Year". Eben dieses "Happy New Year" wünsche ich allen Lesern zu der Melodie von Abba. Dass das neue Jahr alles Gute bringen möge, viel Gesundheit, voller Harmonie und dass so manche Wünsche in Erfüllung gehen.</span><br /><span style="font-family: inherit; font-size: small;"><br /></span><span style="font-family: inherit; font-size: small;">Mit Abba stoße ich auf Euch an:</span><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><object width="320" height="266" class="BLOGGER-youtube-video" classid="clsid:D27CDB6E-AE6D-11cf-96B8-444553540000" codebase="http://download.macromedia.com/pub/shockwave/cabs/flash/swflash.cab#version=6,0,40,0" data-thumbnail-src="https://ytimg.googleusercontent.com/vi/F8bjeSEW_ms/0.jpg"><param name="movie" value="https://youtube.googleapis.com/v/F8bjeSEW_ms&source=uds" /><param name="bgcolor" value="#FFFFFF" /><param name="allowFullScreen" value="true" /><embed width="320" height="266" src="https://youtube.googleapis.com/v/F8bjeSEW_ms&source=uds" type="application/x-shockwave-flash" allowfullscreen="true"></embed></object></div><br /><br /></div>rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-25812200297684433182014-12-27T14:37:00.000-08:002015-01-02T05:04:13.291-08:00Heilige Gertrud von Nivelles - doppelte Zerstörung 1940 und 1944<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj24UBgK7KwBrTVHUM_rll9wq8LSFpP3Y6qe3hVvXU-FicQb2XjmHF-ov4pVcs85tN2LyN1IcH4LQnWDFNZdSkR_aRZEWpZ2OnA_7WAUr_7KTkPaaPk0wGenpUxqNrnFmclXe_sAsOWIZI/s1600/DSCN5235a.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj24UBgK7KwBrTVHUM_rll9wq8LSFpP3Y6qe3hVvXU-FicQb2XjmHF-ov4pVcs85tN2LyN1IcH4LQnWDFNZdSkR_aRZEWpZ2OnA_7WAUr_7KTkPaaPk0wGenpUxqNrnFmclXe_sAsOWIZI/s1600/DSCN5235a.jpg" height="240" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif; font-size: xx-small;">Unterführung mit Wandmalerei</span></td></tr></tbody></table><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Gäbe es nicht die Stadtwerke, dann würde die Stadtlandschaft an manchen Stellen in einer heillosen Wüste aus Beton, Blech und Plastik versinken. Unscheinbare Kästen, rechteckig, platt, emotionslos, vollgespickt mit der Technik von Stromverteilungen, werden zum echten Hingucker, wenn sie bemalt sind und die Schönheiten der Stadt zeigen. Auch an Bushaltestellen hübschen die Wandmalereien die Warterei auf – und vertreiben die Tristesse. Eine Unterführung wird zum wahren Erlebnis der Malerei - so in der Fußgängerzone. Und sie erzählt eine Geschichte vom doppelten Leid und von einer doppelten Zerstörung.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Gertrud von Nivelles, 625 südlich von Brüssel geboren, wanderte als Jugendliche nach Franken aus, und gründete dort im Erwachsenenalter ein Benediktinerinnenkloster. Später, das war 652, kehrte sie nach Nivelles zurück, und wurde dort Äbtissin desjenigen Klosters, das ihre Mutter zuvor gegründet hatte. Sie war eine hoch gebildete Frau, sie befasste sich mit den christlichen Schriften, die auf der Bibel aufsetzten. Nivelles machte ihr Kloster zu einem Zentrum christlichen und abendländischen Denkens, indem sie Abschriften aus Rom kommen ließ, wie die Bibel auszulegen war, und sie gewann irische Mönche, damit das christliche Denken in neue Dimensionen vorstoßen sollte. Heilig gesprochen wurde sie, da sie Armen- und Krankenhäuser bauen ließ und eines der erste Pilgerhospize errichtete. Sehr jung, im Alter von 33 Jahren, starb sie.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiKNPJWst_fXDWItfhKXmAhrsLOr4jqgZKcKcakvZTh3x1NVelVRfL8KkhaiuPCdFo8tFn7VFY1yOYvHaTwBHFrWmwnr-DyOyKmVBxFW_6F8GmI9HdfqBVz36jMNdp4fAZYCaJWXtnNVeo/s1600/1024px-00_Nivelles_-_Sainte-Gertrude_JPG1.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiKNPJWst_fXDWItfhKXmAhrsLOr4jqgZKcKcakvZTh3x1NVelVRfL8KkhaiuPCdFo8tFn7VFY1yOYvHaTwBHFrWmwnr-DyOyKmVBxFW_6F8GmI9HdfqBVz36jMNdp4fAZYCaJWXtnNVeo/s1600/1024px-00_Nivelles_-_Sainte-Gertrude_JPG1.jpg" height="240" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif; font-size: xx-small;">Stiftskirche St. Gertrud in Nivelles; Quelle Wikipedia</span></td></tr></tbody></table><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Nach einer Legende machte sie Schluß mit einer Ratten- und Mäuseplage. Überall krochen Ratten und Mäuse aus Löchern und Ritzen hervor, sie drangen in Häuser ein, und selbst Scharen von Katzen konnten die Plage nicht eindämmen. Ratten und Mäuse machten sich über die Felder her, sie fraßen das Korn, und sie fraßen die Vorräte in den Kellern. In dieser Not betete Gertrud von Nivelles: mit einem Male verschwanden Mäuse und Ratten - und sie wurden nie mehr gesehen. Viele Heilige haben ihr Spezialgebiet – Laurentius schützt vor Feuer, Hubertus schützt die Förster, Rochus schützt vor der Pest. Und die Heilige Gertrud schützt neben Ratten und Mäusen auch vor Ungeziefer. Also können diejenigen Haushalte aufatmen, in denen eine Gertrud wohnt, denn dann haben sie keinen Ärger mit Wespen, Motten, Küchenschaben, Kakerlaken, Wanzen und all diesen Insektenschwärmen, auf die jeder gut verzichten kann. <o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div style="text-align: right;"></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Die Heilige Gertrud hat sich im Rheinland durchaus verbreitet, so in Düsseldorf, in Herzogenrath bei Aachen oder in Essen. Und in Bonn. Ihr wurde eine Kapelle geweiht, die Gertrudiskapelle, die 1258 erstmals erwähnt wurde. Sie stand in Rheinnähe nicht weit entfernt vom Alten Zoll.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhuLj3APgrQKE2qAI4vrNwT70ML8-YQHv4Lew902k9rdSxKi8Vp9xGNx0wWKeFMT0zoomrgU7LphYu9t0k7e0zVf6xpC4mKGPydVu9g6UZT_9U5GY3c58IHfZBF4WxgtSaEwR7eQFmU0O4/s1600/DSCN9434a.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhuLj3APgrQKE2qAI4vrNwT70ML8-YQHv4Lew902k9rdSxKi8Vp9xGNx0wWKeFMT0zoomrgU7LphYu9t0k7e0zVf6xpC4mKGPydVu9g6UZT_9U5GY3c58IHfZBF4WxgtSaEwR7eQFmU0O4/s1600/DSCN9434a.jpg" height="320" width="240" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif; font-size: xx-small;">Wandmalerei Gertrudiskapelle (1)</span></td></tr></tbody></table><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Doppeltes Leid und doppelte Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. 1940 überrollte Hitler die Benelux-Staaten, um sich im Westfeldzug beim Erzfeind Frankreich zu revanchieren für die Schlappe der 1918er-Niederlage. Belgien geriet dabei zur Spielwiese des Krieges, um im Aufmarschgebiet Belgiens die Angriffslinien des Heeres frei zu bekommen. Im Mai 1940 wurde die Lage prekär, da es in Nivelles einen Flughafen der belgischen Luftwaffe gab, wo die Deutschen auch französische Flugzeuge vermuteten. Eine Aufforderung zur Kapitulation am 10. Mai 1940 ignorierten die Bürger aus Nivelles. Daraufhin bombardierte die Luftwaffe am 14. Mai 1940 die komplette Altstadt Nivelles samt der romanischen Kirche aus dem Jahr 1046, die andere Bauformen hatte als Maria Laach, aber mit ihren Ausmaßen und ihrem ausladenden Westwerk durchaus damit verglichen werden konnte. Gleichzeitig wurde mit der Bombardierung der vergoldete Reliquienschrein aus dem Jahr 1298 zerstört, der die Gebeine der Heiligen Gertrud aufbewahrte. Erst 1982 wurde dieser durch einen neuen Schrein aus Silber ersetzt.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div style="text-align: left;"></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Freude, Joy, Joie – so optimistisch geleitet die Wandmalerei durch die Unterführung in der Bonner Fußgängerzone. Das frische Grün des Siebengebirges haftet auf sprödem Beton, das Motto „weil Flair unbezahlbar ist“ wehrt sich gegen die Ausdruckslosigkeit. Beethoven und der Rhein tun ihr bestes, die Optik dieser düsteren Stelle aufzuwerten. Es ist die Kraft der Farben, die den wild daher gekraxelten Buchstaben „Z“ „U“ „M“ Flügel verleiht, so als hätte der blaue Geist aus der Sprühdose ganze Arbeit geleistet. <o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Und im Kreis der Wandmalerei rund um den Rhein, der Stadt und dem Schwung der Farben steht die Gertrudiskapelle, ein kleiner Bau in magerem Rosa, mit hohen gotischen Fenstern und nach oben gerichtetem Dach. Ratten krabbeln am Gewand, so dass die Heilige Gertrudis gleich im Gesamtpaket Schutz gegen Ratten, Mäuse und Ungeziefer aller Art anbietet. Am Fuß der Kapelle lese ich: „die Gertrudiskapelle stand bis zum 18. Oktober 1944 in Bonn am Rhein … „ Der düstere Ort der Unterführung verläuft weiter zur Oper, zum Alten Zoll, und ein Stück davor lag die Gertrudiskapelle.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiGoFI16_8G2cJWgdeFUesLW3eXUBZuOk3uZWjRYii_xlrCPknAJRtxxWoTzuYTNwrwteLacOjmnuy2x8MWM7fttRrUvCqn48J-Vvo32l3gfVz6BQUub7KTilFVscD3Xamcm-6eHv09SmY/s1600/DSCN9438a.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiGoFI16_8G2cJWgdeFUesLW3eXUBZuOk3uZWjRYii_xlrCPknAJRtxxWoTzuYTNwrwteLacOjmnuy2x8MWM7fttRrUvCqn48J-Vvo32l3gfVz6BQUub7KTilFVscD3Xamcm-6eHv09SmY/s1600/DSCN9438a.jpg" height="240" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif; font-size: xx-small;">Wandmalerei Gertrudiskapelle (2)</span></td></tr></tbody></table><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Doppeltes Leid und doppelte Zerstörung. Am 14. Juni 1940 eroberte die deutsche Wehrmacht Paris, mit der französischen Kapitulation am 17. Juni 1940 dehnte Hitler deutsches Territorium bis zum Atlantik aus. Mit der Landung in der Normandie schlugen die Alliierten vier Jahre später zurück. Ohnehin hatte längst der Bombenkrieg auf deutsche Städte eingesetzt, der auch die Bonner Altstadt nicht verschonte.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Nachdem die Gertrudiskapelle am 18. Oktober 1944 zerstört wurde, entschieden die Verantwortlichen in den 1950er Jahren, die Kapelle nicht wieder aufzubauen. In Rheinnähe gelegen, wurde das Gelände aufgeschüttet, um Hochwasserschutz zu schaffen und mit Wohnhäusern bebaut. Im Jahr 2010 ist es der hartnäckigen Initiative eines Travestie-Künstlers zu verdanken, dass kleine Reste der Kapelle noch gerettet werden konnten.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">In diesem Jahr wurde die Wohnbebauung aus den 1950er Jahren abgerissen und durch einen postmodernen Wohnkomplex ersetzt, der ein wenig wie die Kranhäuser im Kölner Rheinauhafen aussehen sollte, aber neben dem historischen Ambiente des Alten Zolls vollkommen missraten aussah. <o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Dazu musste all das, was in den 1950er Jahren als Hochwasserschutz aufgeschüttet wurde, wieder ausgehoben werden. Das waren Trümmer und der Schutt aus dem Zweiten Weltkrieg, und dem Travestie-Künstler gelang es, Archäologen von der Stiftung Denkmalschutz zu mobilisieren, so dass in aller Seelengeduld gebuddelt und jede Scherbe seziert wurde. Im Umfeld des Zweiten Weltkrieges, was so alles zerstört worden war, waren die Ergebnisse eher bescheiden: ein Bildstock konnte rekonstruiert werden, Steine aus dem Fundament wurden geborgen, nicht zuordenbare Mauerreste.</span></span></div><br /><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Immerhin: die Suche nach dem gemeinsamen erlittenen Leid verband die beiden Städte. Aus Trümmerstücken der Bonner Gertrudiskapelle und der Stiftskirche von Nivelles in Belgien wurde eine Kreuzrose geformt. Sie steht nun an derjenigen Stelle, an der sich die Gertrudiskapelle bis zu ihrer Zerstörung befand.</span></span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 10.0pt; line-height: 115%;"> <o:p></o:p></span></div>rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-68218959400342785282014-12-08T13:58:00.000-08:002015-01-02T05:04:13.645-08:00neues LayoutSo manchem Leser ist sicherlich aufgefallen, dass ich fleißig am Layout meines Blogs herum gewerkelt und herum gebastelt habe. Mir selbst kam der Hintergrund zu unruhig vor und die Themen, über die ich schreibe, zu unübersichtlich strukturiert. Zumal diese auch sehr heterogen sind, angefangen bei Rennradtouren über typisch Rheinländisches bis hin zu meinen Gedankenexperimenten, die ich lose in alle unterschiedlichen Richtungen schweifen lasse. Feststellen musste ich auch, dass all die familiären Dinge, über die ich anfangs in Tagebuchform geschrieben habe, nicht mehr so richtig in dieses Umfeld passen. "Panta rhei", alles fließt, so hatte einst Demokrit gesagt. Das dürfte auch für meinen Blog gelten, dass die Themen ständigen Veränderungen unterworfen sind. Es wäre vielleicht schön, wenn ich das eine oder andere Feedback bekommen könnte, wie mein Blog in seiner Struktur und seinem Aussehen auf den Leser wirkt (weniger die Inhalte). Über den einen oder anderen Hinweis, wo ich meinen Blog verbessern könnte, würde ich mich freuen.<br /><br />Woran ich jedenfalls verzweifelt bin, das ist die Gestaltung der obersten Menüzeile. Irgendwie schaffe ich es nicht, in der Layout-Gestaltung der Blogspot-Software nebeneinander liegende Menüpunkte darzustellen. Die Menüpunkte "Startseite; wer bin ich ?; worüber schreibe ich ?, ... " kriege ich nur untereinander dargestellt, dazu lassen sich die einzelnen Textfelder nicht separieren und mit dem dazugehörigen Text verlinken.<br /><br />Mein Wunsch wäre es, eine Menü-Ziele in einer solchen Form darzustellen:<br /><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgsAaKTloiJ2AJL13TnC6KB6NjKPM5hxuHsDgZ1T8kGzXZwcKiL1n8qzfMPcTKUjhhaiXsMij8L1yjnun9fXjRDTsLhMvGsjl_WrQfSrE-ywo32MTZQSOtAbUp7RB8h3Unph0uawhyD6ME/s1600/Men%C3%BC-Zeile+1.PNG" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgsAaKTloiJ2AJL13TnC6KB6NjKPM5hxuHsDgZ1T8kGzXZwcKiL1n8qzfMPcTKUjhhaiXsMij8L1yjnun9fXjRDTsLhMvGsjl_WrQfSrE-ywo32MTZQSOtAbUp7RB8h3Unph0uawhyD6ME/s1600/Men%C3%BC-Zeile+1.PNG" height="138" width="640" /></a></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjpepxkVf5l_360y-SlosH0lwXqVkZad35uycXvgw33WH1FewEXm1cdkwLRx6_TlD6RVC9_-8g8WGxPMoWk_6ib-gOq0Wo2GXDvtpb1GgjId6tbpFdCW04npj3vHz_7FtFxkqK0sS5NVLI/s1600/Men%C3%BC-Zeile+2.PNG" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjpepxkVf5l_360y-SlosH0lwXqVkZad35uycXvgw33WH1FewEXm1cdkwLRx6_TlD6RVC9_-8g8WGxPMoWk_6ib-gOq0Wo2GXDvtpb1GgjId6tbpFdCW04npj3vHz_7FtFxkqK0sS5NVLI/s1600/Men%C3%BC-Zeile+2.PNG" height="88" width="640" /></a></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhWE91YH-7ZEYwEEP-VZpxNsaPCdUW73NcujE4HiIxXS3jkp1In0eVPj1pKLscjQ7XGfTNmnkWFqt_VpkpUuDAYE5aELwwOCzVnBeacV1h7tlHJqQV3G1xWADFyJ8ibLQGL5GOFqDZa_TI/s1600/Men%C3%BC-Zeile+3.PNG" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhWE91YH-7ZEYwEEP-VZpxNsaPCdUW73NcujE4HiIxXS3jkp1In0eVPj1pKLscjQ7XGfTNmnkWFqt_VpkpUuDAYE5aELwwOCzVnBeacV1h7tlHJqQV3G1xWADFyJ8ibLQGL5GOFqDZa_TI/s1600/Men%C3%BC-Zeile+3.PNG" height="72" width="640" /></a></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">Kann mir jemand dazu einen Tipp geben ?</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">Unter "Text konfigurieren" habe ich versucht, die Menüzeile zu gestalten. Dabei bin ich fast wahnsinnig geworden, weil es nicht so geklappt hat, wie ich es mir vorgestellt hatte.</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjTqowWyGQBfgbDo1zjokbaKPIs_lTwhZoaxl9mVrstcBhM8rLm7ujaT9FRcIKJL0uXxbJR16NcB0q9S9vmvPCzm3e7FVgLANq4nekAZv3u5r3qaJUtQUKkDDoRmU2ZI0Q930hChqGAPIQ/s1600/Text+konfigurieren.PNG" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjTqowWyGQBfgbDo1zjokbaKPIs_lTwhZoaxl9mVrstcBhM8rLm7ujaT9FRcIKJL0uXxbJR16NcB0q9S9vmvPCzm3e7FVgLANq4nekAZv3u5r3qaJUtQUKkDDoRmU2ZI0Q930hChqGAPIQ/s1600/Text+konfigurieren.PNG" height="352" width="400" /></a></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">Ich gehe davon aus, dass es andere Gestaltungsformen gibt, die ich noch nicht kenne.</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;">Vielen Dank vorab für die Mithilfe.</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><br /></div><br />rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com7tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-3170486269734023032014-12-05T14:49:00.000-08:002015-01-02T05:04:13.718-08:00Bruttosozialprodukt<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiXQlIJ4FVatKUEM4SaWkbcSlAwo3obMRsAkFTlgwMFsRZt1HkY_C7k4Id5zTgP2L0w6pm_BTJbY04lWDuZqSad-CtfBjYOmMu3Gwdow-GA8607AiiKncwbY48u4maBBK3-alUZpvPsmm8/s1600/DSCN0318a.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiXQlIJ4FVatKUEM4SaWkbcSlAwo3obMRsAkFTlgwMFsRZt1HkY_C7k4Id5zTgP2L0w6pm_BTJbY04lWDuZqSad-CtfBjYOmMu3Gwdow-GA8607AiiKncwbY48u4maBBK3-alUZpvPsmm8/s1600/DSCN0318a.jpg" height="240" width="320" /></a></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit; line-height: 115%;">Angenommen, wir hätten die Freiheit, unseren Beruf nicht nach rationalen Kriterien auszuwählen. Also: Einkommen, Karriereplanung, Attraktivität des Arbeitgebers, Sicherheit des Arbeitsplatzes, wie interessant die Tätigkeit ist oder inwieweit die Tätigkeit zu den eigenen Fähigkeiten passt, das könnten wir alles ausblenden. Wenn wir diese Kriterien beiseite schieben, dann reduziert sich die Berufswahl auf das, was den Menschen aus seinem Inneren antriebt. Völlig losgelöst, würde er dann nach seiner eigenen inneren Berufung streben. Schul- und Studienabgänger sollten sich demnach nicht auf den Arbeitsmarkt, auf Stellenangebote und auf die eigene Karriereplanung stürzen, sondern sich eher in die Rolle eines Schatzsuchers begeben, der mit einem Metalldetektor den Boden abtastet, der auf Signale horcht und voller Freude losgräbt, wenn ihn die Ahnung eines Schatzes erreicht hat. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit; line-height: 115%;">Die Verwerfungen können im Verlaufe des Arbeitslebens gewaltig sein, wenngleich durch Vorschriften des Arbeitsschutzes, den Einsatz von technischen Hilfsmitteln und ein verschärftes Umweltbewußtsein die Arbeitsplätze an für sich humaner geworden sind. Arbeitsteilig, eingepackt in Hierarchien, mit hoch spezialisiertem Fachwissen, mit ständigem Druck auf die Aufgaben, mit hoher Flexibilität in bezug auf die Anforderungen, lenkt die Arbeitswelt den Menschen in rigide Bahnen. Im Verlauf von Jahrzehnten können die Verwerfungen riesig sein, wenn anstelle von Freude und Vorfreude bei der Schatzsuche Ernüchterung herrschen angesichts verloren gegangener Lebensträume, einem Zeitgefühl, dass sich zwischen Powerpoint-Präsentationen, Meetings und endlosen Zahlenkolonnen zerstreut hat, und einem beschämenden Gefühl der eigenen Selbstwahrnehmung.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit; line-height: 115%;">Genau auf die Suche nach solchen Verwerfungen hatte sich der Schweizer Schriftsteller Alain de Botton in seinem Buch „Freuden und Mühen der Arbeit“ gemacht. Neben Bürowelten, globalen Wertschöpfungsketten oder einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im Rücken des Londoner Tower begleitete er in einem Kapitel einen Berufsberater, der insolvente Firmen aufsuchte oder auf Messen präsent war. Oder Menschen gingen aus eigenem Antrieb auf ihn zu, weil sie sich beruflich umorientieren wollten. Der Berufsberater nahm sich Zeit für seine Kunden, ganz im Sinne des Psychologen Abraham Maslow, dessen Spruch er sich über die Toilette gepinnt hatte: „Zu wissen, was wir wollen, ist nicht normal, sondern das seltene und nur mühevoll zu erringende Resultat einer psychologisch recht komplexen Leistung.“<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit; line-height: 115%;">Es überraschte mich nicht, dass bei sich bei so viel Einfühlungsvermögen die Fälle häuften, dass Angestellte ihren Job kündigten, um den Neigungen nachzugehen, zu denen sie sich tatsächlich berufen fühlten. So kündigte eine 37 jährige Abteilungsleiterin in einer Steuerberatungskanzlei ihren Job, um eine Tätigkeit in einem Verein gegen Obdachlosigkeit und Wohnungsnot zu beginnen. Der Berufsberater hielt Seminare ab über das Selbstvertrauen, um den Teilnehmern zu vermitteln, wie stark sie doch waren, welche ungeahnten Kräfte in ihnen steckten und dass sie Ziele suchen sollten. Und dass sie diese verwirklichen sollten in ihrer eigenen Geschichte, in der sie selbst der Drehbuchautor waren.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEidR-Otl9X3epnykh1zmWSYv1Uikgf91cGbzBaJrAvUPJ2agv_odje-4mHrC-0pNFFqidWtoYFISTw7aPlQAgRlcIqGDuxMSrzm_7MJiPbPBgAn8KCrqeHGTzzUeqj0Wl0BMhxu1eZ9Dzw/s1600/DSCN0320a.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><span style="font-family: inherit;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEidR-Otl9X3epnykh1zmWSYv1Uikgf91cGbzBaJrAvUPJ2agv_odje-4mHrC-0pNFFqidWtoYFISTw7aPlQAgRlcIqGDuxMSrzm_7MJiPbPBgAn8KCrqeHGTzzUeqj0Wl0BMhxu1eZ9Dzw/s1600/DSCN0320a.jpg" height="240" width="320" /></span></a></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit; line-height: 115%;">In der Tat, die Aktivitäten des Berufsberaters, die Persönlichkeiten, Lebensgeschichten und die daran hängenden Arbeitswelten komplett neu definierten, könnten in einer Massenflucht ausarten. Ungefähr so wie gegen Ende des Ersten Weltkriegs, als russische und habsburgische Soldaten demoralisiert Fahnenflucht begingen, in Massen zum Feind überliefen und so zum Untergang des Zarenreiches beziehungsweise der K.u.K.-Monarchie beitrugen. Dabei habe ich noch nicht einmal all die Billig-Jobs betrachtet, die schätzungsweise aus rein ökonomischer Not – überwiegend Frauen – diese Form des Lebensunterhaltes betreibt. Der Fensterputzer, die Supermarktkassiererin, die Telefonistin, die Kunden vom Wechsel des Stromanbieters überzeugen soll, oder die Servicekraft in einer Fast-Food-Kette, werden ihren Job eher in Ausnahmefällen als Freude und Vorfreude bei einer Schatzsuche empfinden, wenn sie für wenig Geld die hohe Kunst beherrschen müssen, mit den Launen ihrer Kunden in allen Lebenslagen umzugehen.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit; line-height: 115%;">Ich gehe davon aus, dass eine potenzielle Massenflucht zum großen Teil zu den künstlerischen Berufen einsetzen wird. Aus uns würde ein Volk von Dichtern, Denkern, Schriftstellern, Sängern, Rockmusikern, Malern, Grafikern, Fotografen, Schauspielern, Drehbuchautoren und Kabarettisten. Und natürlich Handwerkern, bei denen eine scharfe Trennlinie schon Wirklichkeit ist. Zu Hause wird mit viel Liebe und Fleiß gewerkelt, wenn Badezimmer renoviert werden, wenn tapeziert wird oder wenn Terrassen neu gestaltet werden. Am Arbeitsplatz werden die Aufgaben eher in lästiger Routine und ohne Freude abgearbeitet, wenn eine Klimaanlage in einem Großraumbüro instandgesetzt wird, wenn Fassadenelemente gestrichen werden oder eine Flachdachkonstruktion abgedichtet wird.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit; line-height: 115%;">Aber ich denke, unser ökonomisches System hält solche Wanderungsbewegungen aus, dazu ist es zu stabil. Es verspricht Wohlstand, das hatte bereits Adam Smith in seinem wegweisenden Werk „Wealth of Nations“, das 1776 erschien, festgestellt. Er entwickelte ein Modell, in dem sich in einem Wirtschaftskreislauf der Wohlstand über Arbeitsteilung, optimaler Güterversorgung und Wachstum verbesserte.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit; line-height: 115%;">Grundlage dafür war die Fabrikproduktion, in der Arbeitsschritte aufgeteilt wurden, Maschinen eingesetzt wurden und Tätigkeiten spezialisiert wurden. Dadurch wurde die Produktion gesteigert, die Wirtschaft wuchs, indem sie neue Absatzmärkte fand, die Einkommen stiegen. Trotz Massenverelendung in der Frühphase der industriellen Revolution, trotz Aufschwungphasen, die zwei Weltkriege nach sich zogen, trotz Klimadiskussion, die wir momentan erleben und trotz Rezessionen in den 1980er und 1990er Jahren, gelten Adam Smiths Theorien in ihren Grundsätzen bis heute. Wirtschaft ist ein Kreislauf, auf den alles einzahlt. Der Mensch wird zum Konsumenten, indem er Güter auf Märkten nachfragt. Dabei wird er zum Typ des „homo oeconomicus“, da er seinen Nutzen beim Güterkonsum maximieren will. Durch den Verbrauch entsteht wiederum Wohlstand, der auf volkswirtschaftlicher Ebene einen Gewinn abwirft. Dieser Kreis dreht sich vom Prinzip her bis heute weiter, da unsere Wirtschaft – letztlich dank Exporten in alle Welt – ungebremst wächst.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit; line-height: 115%;">Dichter, Denker, Schriftsteller, Sänger, Rockmusiker, Maler, Grafiker, Schauspieler, Drehbuchautoren, Kabarettisten werden daher weiterhin Nischenexistenzen bleiben. Größere Aufstände wegen Verwerfungen innerhalb der Arbeitswelten sind daher nicht zu erwarten. Gleichwohl zollen die Arbeitsteilung, die nie das fertige Werk erscheinen läßt, globale Wertschöpfungsketten, die bessere Standards von Arbeits- und Umweltschutz weg verlagert, und ein Zwang zur Kosteneinsparung, der in manchen Firmen an Terrorismus grenzt, ihren Tribut.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: inherit;">Da die Aussteiger oder Nischenexistenzen in ihrer Anzahl sehr klein sind, sind die Auflösungstendenzen unseres ökonomischen Systems eher marginal. Wir werden daher alle weiterhin am Bruttosozialprodukt beitragen. Auch in diesem volkswirtschaftlichen Begriff lebt Adam Smith mit seinen Theorien fort, da das Bruttosozialprodukt in den 1940er Jahren als Meßzahl für den Wohlstand entwickelt wurde. Wir definieren uns über unseren Wohlstand. Wir selbst werden zum Bruttosozialprodukt, wenn wir aus dem Kreislauf des Wohlstands nicht ausbrechen können.</span><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; font-size: x-small;"><o:p></o:p></span></span></div>rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com4tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-23265979090355065482014-11-08T13:07:00.000-08:002015-01-02T05:04:14.037-08:00Grundriss einer romanischen Kirche<div class="MsoNormal"><span style="background: white; color: #333333;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">Den Hinweisen eines Hobby-Historikers ist es zu verdanken, dass im Stadtteil Niederholtorf die Grundmauern einer romanischen Kirche aus dem 11. Jahrhundert frei gelegt wurden. Dieser Heimatforscher hatte am Rande des Siebengebirges ein sehr altes Gemäuer im Erdboden entdeckt, und er glaubte daran, dass der Bau des Gemäuers sehr viele Jahrhunderte zurück lag. Daraufhin informierte er das Rheinischen Amt für Denkmalpflege, die Ärchäologen gruben und sie wurden auch fündig. In ein Meter Tiefe gruben sie zwei Skelette aus. Daraufhin bestimmte die Universität Kiel mit Hilfe einer Radiokarbonuntersuchung das Alter der Skelette. Das Ergebnis war eine faustdicke Überraschung. Die Skelette, wovon eines einem vierjährigen Kind gehörte, datierten auf das Jahr 1024. Ebenso wurde die Gemäuer im Erdboden freigelegt; diese wurden auf das 11. Jahrhundert geschätzt. Der Grundriss der Mauern entsprach einer romanischen Kirche. Gleichzeitig wurde festgestellt, dass die Mauern im 13. Jahrhundert abgerissen wurden, wobei die Steine für umliegende Höfe und Wohngebäude genutzt wurden. Vermutlich, weil die romanische Kirche nur dreihundert Jahre existiert hat, taucht diese in keinerlei Besitzverzeichnissen von Abteien, Höfen, Herzögen, Grafen oder Königen auf. Die Kirche hat aber nachweislich an dieser Stelle am Rande des Siebengebirges gestanden.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background: white; color: #333333;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhA5k8kl9bLwmxk0esM5DIUy_6HBizxOyettTxHvAtxLnihfVXusTEILABzRezis9Hle0qANbJoQdC3SMQjwixZhEvcjmmU43ZxraY9gNnlRFgDeH5Mh4wPEL-FuQKltvErBNNgy-QlrHE/s1600/DSCN9217a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhA5k8kl9bLwmxk0esM5DIUy_6HBizxOyettTxHvAtxLnihfVXusTEILABzRezis9Hle0qANbJoQdC3SMQjwixZhEvcjmmU43ZxraY9gNnlRFgDeH5Mh4wPEL-FuQKltvErBNNgy-QlrHE/s1600/DSCN9217a.jpg" height="240" width="320" /></a></div><div class="MsoNormal"><span style="background: white; color: #333333;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal" style="text-align: center;"><span style="background: white; color: #333333;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">An dieser Stelle ist das Kindergrab mit einer Grabplatte markiert.</span></span></div><div class="MsoNormal" style="text-align: center;"><span style="background: white; color: #333333;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjQxlWiHevloMPwZM8l35MMkL9IR0j7Ww_R0ZXFlQfznXk9GqdAvVROUoLMN00vDgoITyrONGH1pRKorTN8kgNog5uxWQfxXCCbSZRxpjw7ShG3uq-XLVUrb9V8pex7aJL-xDpR6wsv9p0/s1600/DSCN9218a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjQxlWiHevloMPwZM8l35MMkL9IR0j7Ww_R0ZXFlQfznXk9GqdAvVROUoLMN00vDgoITyrONGH1pRKorTN8kgNog5uxWQfxXCCbSZRxpjw7ShG3uq-XLVUrb9V8pex7aJL-xDpR6wsv9p0/s1600/DSCN9218a.jpg" height="240" width="320" /></a></div><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhnuIbyBlQebEluJlluNKOrq6oaatBlaEhi7iSjbTEmwFFkNETGj-oQZKnU5pngViaOhUHDd6Ayg_kw31jI4fzMtKxFBuhYWjEcaaEGmsI76hpP5LL-cgKlZiFQy8u4tU5t1VZzcA-0Usk/s1600/DSCN9222a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhnuIbyBlQebEluJlluNKOrq6oaatBlaEhi7iSjbTEmwFFkNETGj-oQZKnU5pngViaOhUHDd6Ayg_kw31jI4fzMtKxFBuhYWjEcaaEGmsI76hpP5LL-cgKlZiFQy8u4tU5t1VZzcA-0Usk/s1600/DSCN9222a.jpg" height="240" width="320" /></a></div><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiKfy6K3n8T3HJ_MwKEc3UTftm810QSeW74jceDZWv9vzaLUDDJfcn5I7Bdd8hvU4B8n_p5xqQtJgI82HsVQkdPXXxlUa5MMs_C0ZAAucRfW88FZqT5SMQIVQfHCMoV4HZzIyWV1nZFy9M/s1600/DSCN9223a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiKfy6K3n8T3HJ_MwKEc3UTftm810QSeW74jceDZWv9vzaLUDDJfcn5I7Bdd8hvU4B8n_p5xqQtJgI82HsVQkdPXXxlUa5MMs_C0ZAAucRfW88FZqT5SMQIVQfHCMoV4HZzIyWV1nZFy9M/s1600/DSCN9223a.jpg" height="320" width="240" /></a></div><div class="MsoNormal" style="text-align: center;"><span style="background: white; color: #333333;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></span></div><div class="MsoNormal" style="text-align: center;"><span style="background: white; color: #333333;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">Der Grundriß der Kirche ist mit Steinplatten markiert.<o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal" style="text-align: center;"><span style="background: white; color: #333333;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhPjax5uLXVksKUtJTruD0xjEsfe1VDS7ofquPbPFL-CYUE2PQV2ytyZtvFK3Gpb3bdPumeuodJ3McuXkQtRV0t48kt2uQ0Sr79M7BzuUFvsVIyHqUK-PQY7eVGnLLkPxlvPdwg7O5p0Rw/s1600/DSCN9224a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhPjax5uLXVksKUtJTruD0xjEsfe1VDS7ofquPbPFL-CYUE2PQV2ytyZtvFK3Gpb3bdPumeuodJ3McuXkQtRV0t48kt2uQ0Sr79M7BzuUFvsVIyHqUK-PQY7eVGnLLkPxlvPdwg7O5p0Rw/s1600/DSCN9224a.jpg" height="240" width="320" /></a></div><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhgewKplcGMgk_tilIS9U7x2AmrAXZd67ncAXvBJ26CZfS5t-Aj9XVGSBHLnB4WMBdhWCIboQRYdF4w9pzYxEpa3x-xInbxBA1HNRjC95U0m2A1m0WGFW_5WKeMy8F9YL3d-XBw0l_0xms/s1600/DSCN9225a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhgewKplcGMgk_tilIS9U7x2AmrAXZd67ncAXvBJ26CZfS5t-Aj9XVGSBHLnB4WMBdhWCIboQRYdF4w9pzYxEpa3x-xInbxBA1HNRjC95U0m2A1m0WGFW_5WKeMy8F9YL3d-XBw0l_0xms/s1600/DSCN9225a.jpg" height="240" width="320" /></a></div><br /><div class="MsoNormal" style="text-align: center;"><span style="background: white; color: #333333;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">Sonnendurchflutet, ist das Gesamtbild beeindruckend.</span><span style="font-family: Tele-GroteskNor;"><o:p></o:p></span></span></div>rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com4tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-1329567913151158742014-11-03T08:12:00.000-08:002015-01-02T05:04:14.115-08:00Kaya Yanar - Live im E-Werk Köln<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjlNMB-f2oxeBaAtKPZZRhqezO3FZb8IjXErJlfgLuLrVGPVjHcLbOZg6r3Fmtndr2Ux__fHey5sRkam2DLOTiV75qtmE4VdDhTvfyWtBG8JoxXHdewFJuJbpI4zhwK9fGTm8TAhHHE9eI/s1600/DSCN9520d.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjlNMB-f2oxeBaAtKPZZRhqezO3FZb8IjXErJlfgLuLrVGPVjHcLbOZg6r3Fmtndr2Ux__fHey5sRkam2DLOTiV75qtmE4VdDhTvfyWtBG8JoxXHdewFJuJbpI4zhwK9fGTm8TAhHHE9eI/s1600/DSCN9520d.jpg" height="320" width="240" /></a></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Raum, Ort, Zeit mussten stimmen. Es machte die Schaffenskraft von Orten aus, wo er gut drauf war, wo der Funke zum Publikum übersprang, wo sich eine magische Verbindung aufbaute, wo sich die Momente seiner Komik entluden und beim Publikum ankamen. Halle, Lichteffekte, die Anordnung von Stuhl- und Platzreihen, der Klang seiner Stimme, verstärkt im Widerhall zwischen Wänden und Decken, nacktes Zielgelmauerwerk, unromantische Stahlträger, die die Decke stützen. Das E-Werk in Köln-Mülheim, bis Mitte der 1980er Jahre befand sich dort das Umspannwerk des Elektro-Konzerns Felten & Guillaume, danach wurde die Fabrikhalle zur Veranstaltungshalle umgebaut. Genau an diesem Ort, an dem einst geschuftet, geackert und gearbeitet wurde, kam Kaya Yanar auf Touren. Seine Pointen saßen, und das Lachen des Publikums hörte nicht auf.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Kaya around the World, das war die Show, die uns letzten Samstag erfreute. Irgendwie hatte es sich auch in diesem Herbst ergeben, dass sich die Termine für die Comedy-Shows knubbelten. Am 24. August war es Bernd Stelter, am 4. Oktober Mario Barth, schließlich am 25. Oktober Kaya Yanar.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Und Kaya schwärmte davon, wenn sich die Gelegenheit ergab, dass ihm sein Fernsehsender RTL den einen oder anderen Drehtermin rund um den Globus besorgte. In seiner Rolle, in fremde Herren Länder mit fremden Sprachen verfrachtet zu werden, fühlte er sich als Türke sichtlich wohl. Es geschah in New York, wo er ganz zufällig in der Vorweihnachtszeit gelandet war. US-Amerikaner müssen sich zu wahren Neurotikern entwickeln, wenn es um Weihnachtseinkäufe geht. In der Drehtüre eines Warenhauses geriet er aneinander, zu zweit stand er mit einem jungen Herren zusammen, der mit seinen Ellbogen herum fuchtelte, pausenlos auf seinem Smartphone herum plärrte und sich nicht darum scherte, wo seine Beine standen. „You fucking american guy“ entglitt es schließlich Kaya, als ihm das Zusammengequetsche zu brenzlig wurde. Danach bäumte sich sein Gegenüber auf, er ballte seine Fäuste zusammen, sein drohender Blick durchbohrte ihn. Daraufhin zuckte Kaya seinen Kugelschreiber aus der Hosentasche, zeigte ihm diesen und der Amerikaner rannte weg, so weit er konnte. Womöglich hatte er James-Bond-Filme gesehen, in denen kleinste Technik in Kugelschreibern gewaltige Explosionen verursachen konnte.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Diese Leichtigkeit und Unbeteiligtheit, diese Neugierde in seinen Fernsehauftritten in „Was guckst Du“, das wirkte locker, leicht und gekonnt in all seinen sprachlichen Verwandlungen. Reiseangebote „All Inclusive“ in Anthalya an der türkischen Riviera. Russen waren ihm aufgefallen, wie sie, angeregt durch das ganztägige Speiseangebot, sich der Völlerei hingaben. Das inspirierte ihn, erst einmal mehrere Minuten pausenlos nur noch Russisch zu reden, mit solchen Wortschwallen, dass das Publikum sprachlos war. Und er brachte China unter in seiner Komik. Mit RTL hatte er einen Drehtermin, um mit Koala-Bären gefilmt zu werden. Abends im Hotel an der Bar sprach der Barkeeper ein paar Wortfetzen Deutsch, aber mit einem „L“ anstelle „R“, wie man es gemeinhin von Chinesen kennt. Dabei musste sich sein Verstand verbiegen, wenn er kein „Türke“, sondern ein „Tülke“ war. Zu seinem eigenen Erstaunen lernte schließlich der chinesische Barkeeper nach mehreren Tagen die korrekte Aussprache von „Türke“. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Sein Auftritt war wie eine Metamorphose, in der er sich dauernd selbst verwandelte. Er bedauerte, dass Französisch eine derjenigen Sprachen sei, die er nicht sprechen könne. Dabei überzeugte seine Selbstverwandlung. „Mon dieu“ oder „au revoir“, französischen Wortpassagen kamen kaum vor. Anstatt dessen schweifte er aus in dem französischen Akzent, er ahmte die Wortmelodie nach und vergaß beharrlich beim Buchstaben „H“ die Aussprache. Wenn er ins Schweizerdeutsch wechselte, konnte er von seiner Schweizer Freundin lernen. Mit der Türkei verband er sommerliche Temperaturen, er suchte die Wärme und mied die Kälte, so dass er mit Skifahren ganz und gar nichts anfangen konnte. Dennoch krempelte seine Freundin ihn um und brachte ihn auf die Ski-Piste. Er hakte sich daran fest, wieso er eine Skibrille für 150 Schweizer Franken kaufen müsse, während er die restliche Ausrüstung leihen konnte. Wozu eine Skibrille, wenn er ohnehin mit dem Skifahren nichts anfangen konnte ? Den Disput mit dem Verleiher erzählte er in Schweizerdeutsch – das war so viel Komik in Situation und Sprache, die man Live erlebt haben muss.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Kaya Yanar ließ nicht aus, die Verbindung zu seinen Wurzeln zu schlagen. Er sprach mir aus meinem eigenen Herzen, dass man mit Lateinisch nicht allzu viel anfangen könne im Leben – mit wenigen Ausnahmen von Medizinern oder Botanikern, denen die lateinischen Pflanzenbezeichnungen auf der Zunge zergingen. Er orientiere sich lieber daran, was man machen könne und bewegen könne. Er sei mehrfach verortet, in Deutschland und der Türkei. Er fühle sich sogar als Weltbürger – ein wenig im Sinne von Goethe – wobei seine Standbeine in Deutschland Frankfurt und Köln waren. In Frankfurt war er aufgewachsen und hatte Abitur gemacht – und an seinem Gymnasium hasste er Lateinisch wie die Pest. 1999 war er in Köln im Küppers-Biergarten entdeckt worden, der heute nicht mehr existiert. Seitdem führte ihn RTL regelmäßig nach Köln.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Als die Show vorbei war, gingen an diesem 25. Oktober die Lichter im Kölner E-Werk aus und dann, hell durchflutet, wieder an. Es war Tradition, dass ihn die letzten Live-Auftritte im Jahr nach Köln führten. Arbeiter und Fabriken gehörten für ihn zur Bodenständigkeit. Das durchdrang auch seine Komik, die nichts kompliziertes war. Und der sich jeder, ganz einfach und leicht, nähern konnte. Auf der ganzen Welt.</span>rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-41605202989921039872014-08-04T07:37:00.000-07:002015-01-02T13:26:21.087-08:00Anna von Bayern - Wolfgang Bosbach "Jetzt erst Recht !"<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjmY4AFelDz0_o1_UIFvTvmTFuO5P998Em3Ua5ms75duf9Drgs1fc9Og6Uj6297rW4litQCUXp4th6GInfz6zG4TKItIObwsX0ZBcVYy2OyT4IOOp48uRZNd1WZ9VXdakJiYhyphenhyphen5-s70-l0/s1600/story-Cover-BosbachBuch-375x600.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjmY4AFelDz0_o1_UIFvTvmTFuO5P998Em3Ua5ms75duf9Drgs1fc9Og6Uj6297rW4litQCUXp4th6GInfz6zG4TKItIObwsX0ZBcVYy2OyT4IOOp48uRZNd1WZ9VXdakJiYhyphenhyphen5-s70-l0/s1600/story-Cover-BosbachBuch-375x600.jpg" height="320" width="200" /></a></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">Mir erging es anders als Wolfgang Bosbach.<o:p></o:p></span></span></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></span></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">Besuch bei der Gastroentologin. Ich war gelöst, als ich im Zimmer der Ärztin saß, die meine Darmspiegelung vorgenommen hatte. Ich dachte an nichts schlimmes, ich war erleichtert, dass das unangenehme Verschlingen von Massen an Flüssigkeit vorbei war. Das Foto einer blonden Schönheit lächelte mir aus einem hölzernen Rahmen von der Wand entgegen. War es ihre Tochter ?<o:p></o:p></span></span></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></span></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">„Alles in Ordnung. Kein Polyp“ teilte mir die Ärztin das Ergebnis mit. In diesem Moment war ich noch erleichterter, zumal sich sporadisch und zeitlich begrenzt Blut in meinen Stuhlgang hinein gemischt hatte.<o:p></o:p></span></span></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></span></div>
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<span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><span style="line-height: 115%;">Das war anders bei Wolfgang Bosbach, Vollblutpolitiker, ein Unruheherd, ständig in Bewegung. „Es darf keinen Stillstand geben, sonst schlafe</span> <span style="line-height: 115%;">ich ein“ so beschreibt er seine Antriebsmechanismen.</span> <span style="line-height: 115%;">Zwischen Wahlterminen, Sitzungen, Redeveranstaltungen und Fernsehauftritten bleibt da kaum Zeit für eine regelmäßige Krebsvorsorge. 2010 Krebsoperation an der Prostata. Da hieß es, er hätte noch eine Lebenserwartungszeit von 23 Jahren. Doch ein Jahr später war alles komplett anders. Wie ein Streuselkuchen war sein Körper voller Krebs, das stellten die Onkologen in einer Computertomografie fest. Nun unterzieht sich Bosbach, 62 Jahre alt, in Intervallen einer Strahlentherapie, um überhaupt noch ein paar restliche Lebensjahre für sich zu haben. Und das bei unverändert hoher Taktung. </span></span></div>
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<span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><span style="line-height: 115%;"><br /></span></span></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">In meinem Blog befasse ich mich weniger mit politischen Themen. Im Tagesgeschäft der Massenmedien wird so viel über Politik berichtet, kommentiert und kritisiert, dass ich nicht unbedingt meinen eigenen Senf dazu geben muss. Dafür befasse ich mich gerne mit allem, was aus dem Rheinland kommt. Und bei Wolfgang Bosbach kann man den rheinischen Tonfall nicht überhören. Freundlich, bestimmt, kurzweilig, mit klaren Standpunkten und hoher Sachkenntnis habe ich ihn stets wahrgenommen, kurzum: ein sympathischer Zeitgenosse.<o:p></o:p></span></span></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></span></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">Die Bild-Journalistin Anna von Bayern hat über mehrere Monate den Spitzenpolitiker begleitet. Ihre Einblicke ins politische Tagesgeschäft sind stets spannend, anekdotenhaft geschrieben, verzahnt zwischen dem Berufspolitiker und seiner Familie. Machtstrukturen schillern durch. Diese sind mehr starr als beweglich: aus Wahlergebnissen, aus Koalitionsverträgen, aus den Verhältnissen im Bundestag/Bundesrat, aus Besetzungsoptionen durch die Landesverbände der Parteien, vorbestimmt durch Kenntnisse und Fachwissen, das Verhältnis zur Bundeskanzlerin spielt naturgemäß auch eine Rolle – und dieses ist tendenziell nicht schlecht, aber nicht gut genug. So ergab es sich, dass er sein Lebensziel, nämlich einmal Minister zu werden, nicht erreichte, worüber er sich nicht beklagt.<o:p></o:p></span></span></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></span></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">Es empfiehlt sich, auf der richtigen Seite zu stehen, das sagt Wolfgang Bosbach. Für offene Meinung, unbedachte Rede oder Ironie ist nur bedingt Platz, das sind seine Erfahrungen im Politikgeschäft. Anna von Bayern zitiert die Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel, um dies zu verdeutlichen: „Die Demokratie darf nicht zu einer Herrschaft von wenigen Meinungen werden, in der die Führung der Masse diktiert, was gilt. Die Führung ist dabei auf ihre eigenen Interessen, ihrem persönlichen Nutzen und dem Erhalt der Machtstruktur ausgerichtet. Die Ziele der Gruppe, die von ihr dominiert wird, geraten in den Hintergrund. Diese Elite führt keine inhaltlichen Debatten mehr … Diese Elite glaubt, auf die großen Diskurse über die Fragen unserer Zeit zu verzichten. Stattdessen werden die Debatten in Randthemen geführt, wo die Elite sich mit großen Kraftanstrengungen profiliert.“ Dieses Schema passt auf die Machtstrukturen einer Angela Merkel, aber auch auf andere Bundeskanzler.<o:p></o:p></span></span></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></span></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">Der Weg hinein die politische Karriere des Wolfgang Bosbach war ungewöhnlich, denn er begann sein Berufsleben als Einzelhandelskaufmann bei der er Konsumgenossenschaft Köln eG/Coop West AG in Köln, wo er später Supermarktleiter wurde. Das merkt man bei diversen Fernsehauftritten, dass er kein Standardrepertoire von Floskeln herunter betet, sondern kundenorientiert auf Sachfragen eingeht, mit den Gesprächspartnern redet und einen gemeinsamen Dialog führt. Und dies mit den Stärken eines Rheinländers: er behandelt andere mit Respekt, er kann Menschen nehmen, wie sie sind, mit Humor löst er spannungsgeladene Situationen.<o:p></o:p></span></span></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></span></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">Über die Kommunalpolitik in Bergisch Gladbach schaffte er es in den Bundestag. 1994 wurde er Bundestagsabgeordneter, seit 2009 verantwortet er gemeinsam mit 37 Abgeordneten den Innenausschuß. Dort beackert er innenpolitische Themen, genauer gesagt, innere Sicherheit, Ausländer, Asylverfahren, Katastrophenschutz, Datenschutz und IT-Sicherheit. <o:p></o:p></span></span></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></span></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">Die Partei von Wolfgang Bosbach habe ich nie gewählt, doch seine konserative Einstellung ist mir nicht unsympatisch. „Multikulturelle Gesellschaft“, das war ein Schlagwort der 1990er Jahre, ein Stück überlebte Hippie-Bewegung und Musikfestivals, auf denen man nach den Rhythmen der ganzen Welt tanzte. Die Welt sollte ein kleines Dorf sein, fremde Kulturen sollten uns inspirieren.<o:p></o:p></span></span></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></span></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">Das ist definitiv gescheitert, weil sich Parallelgesellschaften gebildet haben, die sich abschotten, mit Integration nichts zu tun haben und Angriffspunkte für rechtsextremistische Tendenzen bilden. Dazu kommen islamische Gotteskrieger, die solche Parallelgesellschaften mobilisieren und Bomben und Terror importieren wollen.<o:p></o:p></span></span></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">Von den Träumen einer multikulturellen Gesellschaft habe ich mich längst verabschiedet. In der Zuwanderungskommission versucht Bosbach dagegen zu halten. Ausländer müssen sich einordnen in die kulturellen Lebensverhältnisse, sie müssen an Deutschkursen teilnehmen. Das Zuwanderungsgesetz wurde überarbeitet mit der einen Stoßrichtung, dass ein Straftatbestand der illegalen Einwanderung eingeführt wurde und mit der entgegengesetzten Stoßrichtung, dass die Fälle der Duldung weiter gefaßt wurden, weil sie sich über den Arbeitsmarkt integrieren können. Zudem konnte sich in einigen Ländern sich das Kopftuchverbot in öffentlichen Ämtern durchsetzen. Andere Vorstöße, wie die Vorratsdatenspeicherung, den elektronischen Fingerabdruck in Ausweisen oder umfassendere Observationen durch das Bundeskriminalamt, konnte er nicht durchsetzen. Wolfgang Bosbach meint dazu kurz und knapp, dass er an maßgeblicher Stelle mitgearbeitet hat, nicht mehr und nicht weniger. Über sich ergehen lassen musste er all die Ermittlungspannen bei der Aufklärung der NSU-Mordserie. Dauerthema wird für lange Zeit die NSA-Überwachung sein.<o:p></o:p></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><span style="line-height: 115%;">Um alle Themen zu besetzen, übt er sich im Kunststück der Multipräsenz. „Es darf keinen Stillstand geben, sonst schlafe ich ein“ mit dieser Einstellung nimmt er seine Lebensaufgabe in der Politik wahr. Das geht so weit, dass er seine Präsenz in den Massenmedien über seine Gesundheit stellt. Er geht keinem Mikrofon aus dem Weg und bremst für keine Kamera. So sank im März 2013 seine Herzleistung auf unter 10 Prozent, ein neuer Herzschrittmacher samt </span><span style="color: #222222; line-height: 115%;">Defibrillator gegen den plötzlichen Herztod musste eingepflanzt werden. Schon zwei Tage später saß er im Fernsehen und stellte sich Fragen in einer Talkrunde bei Sabine Christiansen. <o:p></o:p></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><span style="color: #222222; line-height: 115%;"><br /></span></span></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"> „Jetzt erst Recht“ beschreibt den Kern eines Politikers, der offensiv mit seiner Erkrankung umgeht und als Allroundgenie in allen Ecken der Innenpolitik mitmischt. So leicht gibt er nicht auf. Mit seiner Krankheit blickt er nach vorne. „Wenn Du mit der Krankheit fertig bist, stehst Du ebenfalls die Probleme in der Politik durch“ so sieht er seinen Krebs nicht als Hemmnis, sondern als Antriebsriemen.<o:p></o:p></span></span></div>
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<br /></div>
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<span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">Er lebt intensiver und zitiert dabei die Toten Hosen: „An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit“.</span></span></div>
rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-27118534791278909242014-06-01T15:33:00.000-07:002015-01-02T05:04:14.752-08:00Altäre in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Königsfeld/Eifel<div class="MsoNormal"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">Die Jahreszahl vor der Eingangstüre hatte mich neugierig gemacht. 1226, das war der romanische Kirchenbau, doch danach sah St. Nikolaus in Königsfeld ganz und gar nicht aus. Gerne besichtige ich Kirchen, wenn sie interessant und vor allem alt aussehen. Ich trat ein, und auch von innen registrierte ich, dass der Umbau im neugotischen Stil aus dem Jahr 1912 die romanischen Stilelemente dominierten, die sich im Chor wiederfanden. Was mich aber anzog, waren weniger die Reste romanischen Baustils, sondern die Altäre.<o:p></o:p></span></span></div><div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhdqsJ9ml-PMM5-CUn_8VQBcdSRyNKyei2__O22arRhyphenhyphenLrnHiovETE-4LwCyCmOJJEBw0Cxo67WPByNoiRT92qaBEzmVWLtR8EW22i8xMgJWANWKz4XJM3uM2vugXKbR6LZXWYNKP0_dUk/s1600/DSCN8125a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhdqsJ9ml-PMM5-CUn_8VQBcdSRyNKyei2__O22arRhyphenhyphenLrnHiovETE-4LwCyCmOJJEBw0Cxo67WPByNoiRT92qaBEzmVWLtR8EW22i8xMgJWANWKz4XJM3uM2vugXKbR6LZXWYNKP0_dUk/s1600/DSCN8125a.jpg" height="320" width="207" /></a></div><div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;"><br /></div><div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">Der Hochaltar mit der freistehenden Altarwand stammt aus dem Jahr 1912.<o:p></o:p></span></span></div><div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;"><br /></div><div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"></span></span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgKmoFkMe2229V14V-Ug2ltO2A6vkc_2vBmDfJT29douzdMN1oDne2-U4TDjrstTTaVVSGbaBjcyijwH1Hu_DLgb1H5nJeCjE5ojD0irgcFHZR_Duwkc1fooRQl-0jF2RatKIfxPbGODsU/s1600/DSCN8126a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgKmoFkMe2229V14V-Ug2ltO2A6vkc_2vBmDfJT29douzdMN1oDne2-U4TDjrstTTaVVSGbaBjcyijwH1Hu_DLgb1H5nJeCjE5ojD0irgcFHZR_Duwkc1fooRQl-0jF2RatKIfxPbGODsU/s1600/DSCN8126a.jpg" height="320" width="240" /></a></span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">Selten ist die Form des aus runden Bögen geschnitzten Marienaltars.<o:p></o:p></span></span></div><div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiCm1L6RNUtdLWwgCUzlD3WWt8UW22kKCiMuP_Ej7h7rvXadAn83GwZLnw9HqQ-7FwH-M8gk4G5ox70fzd4NVNawbenJ0vEIlLra36tH1xoOVWcuc0Hd3DutQFTPb5A1yzRaLyQ_fOrEms/s1600/DSCN8127a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiCm1L6RNUtdLWwgCUzlD3WWt8UW22kKCiMuP_Ej7h7rvXadAn83GwZLnw9HqQ-7FwH-M8gk4G5ox70fzd4NVNawbenJ0vEIlLra36tH1xoOVWcuc0Hd3DutQFTPb5A1yzRaLyQ_fOrEms/s1600/DSCN8127a.jpg" height="320" width="175" /></a></div><div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;"><br /></div><div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">Aufwändig gestaltet ist der Aufsatz des Nikolausaltars.</span></span></div><div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjmUW1-B0GXQqsLyJqX4RLX6WJW4C1x6Rurwh1Bm-WWaoO-6UAc_QkE4-ri2TXnZlwf2NMSfGia4hF5PzNpOudlRSZ-8ONEBRH5-PzVwUFWd-jhTaPFwq67gIiGVIKOK0wg5MVULvhOk6g/s1600/DSCN8130b.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjmUW1-B0GXQqsLyJqX4RLX6WJW4C1x6Rurwh1Bm-WWaoO-6UAc_QkE4-ri2TXnZlwf2NMSfGia4hF5PzNpOudlRSZ-8ONEBRH5-PzVwUFWd-jhTaPFwq67gIiGVIKOK0wg5MVULvhOk6g/s1600/DSCN8130b.jpg" height="320" width="240" /></a></span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><div align="center" class="MsoNormal" style="text-align: center;"><span style="line-height: 115%;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">Dem Heiligen Maternus, das war der erste Bischof in Köln, wurde ein Altar geweiht, da er auf seinem Weg von Köln nach Trier in der Nähe von Königsfeld übernachtet hatte.</span><span style="font-family: Times New Roman, serif; font-size: 10pt;"><o:p></o:p></span></span></div>rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com4tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-29442028026684830202014-05-28T04:45:00.000-07:002015-01-02T05:04:14.824-08:00Agnostizismus<div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Im Gerichtssaal kam es zum Eklat.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Regungslos sackte Murat K. in seinem Stuhl zusammen und krallte sich in seiner gefütterten Winterjacke fest. Seine Finger zupften an dem buschigen Bart, der in seinem Gesicht wie Unkraut wucherte, als der Richter das Urteil verlas. Die Revision wurde abgelehnt. Murat K., rechtskräftig verurteilt, das war im Oktober 2012, einem Polizisten hatte er mit einem Küchenmesser in den Oberschenkel gestochen, als dieser sich dem prügelnden Mob aus ProNRW und Salafisten entgegen stellte. Dann stieg der Zorn in ihm auf, sein Gesicht wurde feuerrot, er schmetterte den Richtern seinen Hass entgegen, so wie bei seiner Verurteilung vor anderthalb Jahren. ProNRW habe Mohammed-Karikaturen gezeigt, dies beleidige alle Moslems, Recht und Gesetz würden dieses Unrecht decken, die Polizei hätte bestraft werden müssen. Hass und Feindschaft würden gesät, wenn die Verantwortlichen nicht die Regeln des Islams annehmen würden. Schließlich packte er ein Grundgesetz, schleuderte es auf den Boden und trat mit den Füßen darauf herum.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">So wie andere abends durch die Fernsehprogramme zappen, von Soap-Opera zu Dokumentation, von Krimi zu Quiz-Shows, von politischen Sendungen zu Reisereportagen, so zappe ich gerne auf meinem Internet-Radio herum. <a href="http://www1.wdr.de/radio/podcasts/wdr5/dasphilosophischeradio100.html">"Das philosophische Radio"</a>, freitags von 20.05 Uhr bis 21.00 Uhr auf WDR5, hat es mir angetan. Jürgen Wiebicke moderiert, da höre ich gerne zu, er lädt einen Experten ein und die Zuhörer können fleißig ihren Senf dazu geben. Es geht da um das radikal Böse im Menschen, vom Recht auf Nichtwissen in unserer Informationsgesellschaft oder welche Strategien man gegen die Knappheit der Zeit entwickeln kann.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Bei diesem Thema hatte ich zunächst weggehört, weil ich falsch zugehört hatte: Agnostizismus. Ich hatte gehört: Atheismus. Beides hängt wiederum zusammen, und die einzelnen Begriffe sind doch etwas komplett anderes. Das Wort „Agnostizismus“ kommt aus dem Griechischen, wobei die Vorsilbe „a“ für die Verneinung steht und „gnoein“ wissen bedeutet. 400 vor Christus erwähnt Protagoras erstmals den Agnostizismus, weil er keine Möglichkeit sieht zu wissen, ob Götter existieren oder nicht.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Erst im 19. Jahrhundert greift ein Biologe, das ist Thomas Henry Huxley, die Idee des Agnostizismus wieder auf und verbindet ihn mit dem Gottesbeweis. Die Menschen glauben an Gott – dann gehören sie einer Weltreligion an – oder sie glauben nicht an ihn – dann sind es Atheisten. Der Biologe verknüpft die naturwissenschaftliche Sichtweise mit dem Gottesbeweis: die Naturwissenschaft wird nicht beweisen können, ob es Gott gibt oder nicht, daher ist der Atheismus die falsche Gegenposition zum Glauben an Gott. Diese Gegenposition ist vielmehr das Nicht-Wissen oder die fehlende Urteilskraft des Menschen, den Dingen richtig auf den Grund zu gehen, um aus dem Status des Halb-Wissens heraus zu finden, nämlich der Agnostizismus.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Ich selbst staune, dass die Dinge, an die wir glauben, zahlreicher sind, als ich vermutet hatte. Glaube wird jeder mit Kirche und Religion verbinden, aber die spirituelle Dimension, Wahrheitsfragen, Nicht-Erklärbarkeit, Visionen eines Propheten, das Zusammenfinden in einer Gemeinschaft, Richtlinien wie die zehn Gebote: unabhängig davon, ob der Glaube auf einen Gott gerichtet ist, haben sich solche Konstrukte im Alltag durchaus verbreitet. Der Agnostizist fällt dann dadurch auf, dass er keine Position bezieht. Es ist sein freier Wille zu entscheiden, mit welchen Dingen er sich befasst. Er sucht sein eigenes Glück, indem er die einen Dinge ignoriert und die anderen Dinge, die es ihm Wert sind, teilt und sich in eine Gemeinschaft des Glaubens einbringt. „Leben und leben lassen“, in diesem Grundsatz könnte man diese Lebenseinstellung zusammen fassen.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Ich schaudere selbst, zu welchen Schrecken ein falsch verstandener oder fanatischer Glaube fähig ist. Erst waren es die Kreuzzüge, in denen der christliche Glaube Angst, Schrecken und Kriege verbreitet hat. In der Renaissance waren es Protestanten und Katholiken, die Kriege gegeneinander geführt haben. Nun ist es läppische dreißig Jahre her, seitdem sich in Ulster und Nord-Irland die letzten Protestanten und Katholiken die Köpfe eingeschlagen haben.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Der 11. September 2001 löste eine Initialzündung aus. Betrachtet man die Zahl der Kirchenaustritte, so geht die Gemeinschaft der gläubigen Christen kontinuierlich zurück. Dieses Defizit an religiösem Glauben füllt nun der Islam aus. Mehr noch: in der Perspektivlosigkeit von heruntergewirtschafteten Staaten lassen sich islamische Gotteskrieger rekrutieren, die in ein straff organisiertes System eingebunden werden, weltweit vernetzt sind und die vereint werden durch den Hass gegen das Christentum und die westliche Welt.<o:p></o:p></span><br /><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Der Glaube hat die Flugzeuge in das World Trade Center gesteuert, der Glaube hat die Feuerwehrmänner, die in Schutt und Asche nach Überlebenden gesucht haben, zu Helden gemacht. Der Glaube hat den Krieg gegen Afghanistan angefacht, um den Lenker islamischen Terrors, Osama bin Laden, zu finden. Und der Glaube hat Geduld und Ausdauer bewiesen, um so lange nach dem Versteck zu suchen, um den Inbegriff des bösen Glaubens, Osama bin Laden, schließlich in Pakistan zu finden. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Das Gedankengut eines Murat K. ist in die Köpfe so mancher Islamisten, Salafisten und wie sie alle heißen, gewandert. So wie er, rücken die Gotteskrieger aus den Elendsvierteln in Islamabad, Kairo oder Algier aus, um die böse westliche Welt zum besseren Glauben des Islams zu überführen. Murat K. bereut nichts. Er würde wieder so handeln. Sollte sich die Polizei in den Weg stellen, würde er wieder zustechen.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Glücklicherweise sind Murat K. und seine Gesinnungsgenossen eine Randerscheinung. Die Islamisierung unserer Gesellschaft schreitet zwar voran, doch 99% der Moslems haben mit dem Gedankengut eines Murat K. nichts gemein. Christen und Moslems leben spannungsfrei miteinander, das beweist der Alltag, weil sie die Religion des anderen nicht verstehen müssen - was auch eine Form des Agnostizismus ist.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">All die Ismen des 20. und 21. Jahrhunderts setzen auf Glauben und Weltanschauung auf, sie haben Massen mobilisiert, die durch Führer willenlos gelenkt wurden. Der Nationalsozialismus hat kein tausendjähriges Reich gebracht, sondern den Völkermord an den Juden. Kapitalismus und Kommunismus haben die Welt in Gut und Böse aufgeteilt. Auch der Kommunismus hat seinen Teil am Völkermord beigetragen, als 1975 bis 1979 auf den „killing fields“ in Kambodscha nicht kommunistisch gesonnene Menschen systematisch ermordet wurden. Mit dem Mauerfall 1989 ist die Ära des Kommunismus zu Ende gegangen, aber glaubt die Weltbevölkerung seitdem nur noch an den Kapitalismus ?<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">James Bond, Geheimagent 007, hat es gewagt. In den Zeiten des Kalten Krieges hat er dem Kommunismus getrotzt, mutig, kühn, gewagt, hat er es mit den Feinden in Rußland und Afghanistan aufgenommen. Ausgefeilte Technik hat ihn aus brenzligen Situationen herausgebracht. Er ist zum Retter der Welt geworden, der verhindert hat, dass im entscheidenden Moment die Welt durch eine Atombombe ausgelöscht worden wäre. Zwölf Romane hat Ian Flemming geschrieben, in seiner Rolle als Agent des britischen Geheimdienstes, hat er James Bond zur Glaubensfigur gegen den Kommunismus verewigt.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Der Glaube polarisiert, er läßt nur noch die Wahl zwischen Gut und Böse. Das ist so wie beim Fußball. Fans tun sich zusammen, pflegen ihr Gemeinschaftsgefühl, marschieren ins Stadion, schwenken Fahnen und feuern ihre Fußball-Mannschaft an. Sie glauben daran, dass ihre Mannschaft das Spiel gewinnen wird. Es gibt einen klar umrissenen Feind, der als gegnerische Mannschaft auf dem Platz steht. Wenn alles gut läuft, dann gewinnt eine Mannschaft (oder das Spiel geht unentschieden aus), und anschließend sind die einen Fans todtraurig und betrübt und die anderen Fans im siebten Fußballhimmel oder auch beide Fanblöcke zufrieden. Wenn es schlecht läuft, dann gibt es Randale, so wie zuletzt in der 2. Fußball-Bundesliga beim Abstiegsduell Dynamo Dresden gegen Arminia Bielefeld. Als Dresden 2:0 zurücklag, explodierten Böller auf dem Spielfeld, Leuchtraketen wurden auf den Rasen geschossen. Als das Spiel aus war und Dresden nach einer 2:3-Niederlage in die 3. Liga abgestiegen war, drohten Fans von Dynamo Dresden auf einem Plakat: „Ihr habt eine Stunde Zeit, um unsere Stadt zu verlassen.“ Nachdem sie sich geduscht und angezogen hatten und aus ihren Umkleidekabinen das Stadion verließen, musste die Polizei herhalten, um die Spieler beider Mannschaften vor dem Mob randalierender Fußballfans zu schützen. </span></div><div class="MsoNormal"><br /></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Beim Fußball versteht sich Agnostizismus von selbst, weil es dort nichts zu verstehen gibt. Klar, der Trainer gibt den Spielern eine Taktik an die Hand, seine Mannschaft hat einen guten oder schlechten Tag erwischt, der Rest ist Kampf, Einsatz, Übung, Training, Schnelligkeit, Technik, Teamfähigkeit, Herz, Leidenschaft. Rational zu verstehen, Urteile zu bilden, im Sinne einer Erkenntnistheorie, gibt es nicht beim Fußball. Kurz gesagt: 22 Spieler rennen dem Ball hinterher und in wessen Tor der Ball am häufigsten landet, diese Mannschaft hat verloren.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><br /></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Agnostizismus ist eine natürliche Einstellung, die andere Fußball-Fans ihren Leiden oder Freuden überläßt. Neutralität, Mäßigung, nicht wissen, den anderen nicht bekehren wollen, ihn so lassen, wie er ist, sich selbst nicht als Heilsbringer verstehen: von solchen Einstellungen könnte unsere Gesellschaft profitieren, um einen falsch verstandenen oder fanatischen Glauben zu entschärfen.<span style="font-size: x-small;"><o:p></o:p></span></span></div>rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com5tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-86437208785044864232014-05-22T14:34:00.000-07:002015-01-02T05:04:14.923-08:00Nietzsche im Rheinland<div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Seine Stippvisite an den Rhein war kurz, dauerte gerade ein Jahr und war voller Neugierde, Wechselbäder und Abstürzen, so wie sein restliches Leben.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Als Sohn eines Pfarrers war Friedrich Nietzsche in Naumburg in Sachsen aufgewachsen, sein Vater starb, als er vier Jahre alt war. Nachdem er 1864 das Abiturexamen im Internat in Schulpforta abgelegt hatte, wurde ihm die Welt in der sächsischen Provinz zu eng. Seine Lehrer machten ihm ein Studium in Bonn schmackhaft. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Nachdem das Rheinland 1815 der preußischen Rheinprovinz zugeschlagen wurde, verlagerten die Preußen die Kölner Universität zu Rheinischen Wilhelms-Universität nach Bonn. Der Aufbau der Bonner Universität wurde zum Politikum, denn die Preußen förderten Lehre und Forschung finanziell. Sie beriefen namhafte Professoren nach Bonn, um das Rheinland fester an Preußen zu binden, denn die Unterschiede zwischen Mentalitäten und Weltbildern waren gewaltig. So hatte Bonn in dem Fach „klassische Philologie“, das Nietzsche studieren wollte, einen hervorragenden Ruf. </span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Diese Argumente überzeugten. Nietzsche wollte auch an der rheinischen Lebensart teilhaben, an Frohsinn und Geselligkeit, heraus aus der Herrschaft von Gottes Wort und den Glauben an den preußischen König in Naumburg, hinein in die Weinstuben entlang des Rheins, wo man in den Tag hinein leben konnte und die Lebensqualität mit der Romantik des breiten Stroms stieg.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">In der Bonngasse 518, unweit vom Beethovenhaus, fand er eine Studentenbude. Die Briefwechsel mit seinem Elternhaus waren rege. „Ich glaube, sehr zufrieden sein zu können", schrieb er an seine Mutter, „monatlich 5 Thai. Miete. Sehr schönes Haus. Es ist mir sehr lieb, bei meinen Wirtsleuten essen zu können für fünf Silberlinge sehr gute Hausmannskost, Suppe, Gemüse und Fleisch."<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Am 16. Oktober 1864 begann sein Studium. Neben „Klassische Philologie“ belegte er Vorlesungen in „Theologie“, um dem Vorbild seines Vaters zu folgen. Doch vorläufig stand weniger der Vorlesungsplan auf der Agenda, sondern das Kennenlernen der Annehmlichkeiten des Rheinlandes durch Ausflüge, Dampferfahrten auf dem Rhein, sowie Kneipen mit entsprechender Bierseligkeit. Gegenüber seiner Mutter geriet er ins Schwärmen: „Unsere Rheinreise war kostbar, nimm das Wort, wie Du willst, es trifft immer. Ich habe diese Tage schon wieder Sehnsucht empfunden nach diesem grünwogigen prachtvollen Strom."<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Mit diesem Hintergrund trat er in die Burschenschaft „Frankonia“ ein, um gemeinsam mit anderen Studenten rheinischen Frohsinn zu pflegen und Einigkeit und Recht und Freiheit eines deutschen Vaterlandes herauf zu beschwören. Das Fechten war ein Ritual, das zu festen Zeiten geübt werden musste. Ein Fechtduell, das Nietzsche in Freundschaft begann, hinterließ bleibende Spuren: als er einen Gegner dominierte und ihn zum Abbruch zwang, fuhr dieser ihm im Zorn mit dem Degen quer über die Nase, das Blut quoll in Strömen und hinterließ eine bleibende Narbe.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Tief beeindruckt war er vom Rolandsbogen, der Ziel eines Ausflugs mit seiner Burschenschaft war. Als sie mit dem Schiff in Rolandseck ankamen, wurden sie mit Böllerschüssen begrüßt. Sie wanderten aufwärts zum Rolandsbogen, das Abendessen dauerte bis sechs Uhr. Danach ging es lustig und hoch her. Nietzsche schrieb über diesen Ausflug an seine Mutter: „Wir waren ausnehmend vergnügt und sangen viele selbstverfasste unsinnreiche Lieder. Draußen war es Dämmerung geworden, der Mondschein lag auf dem Rhein und beleuchtete die Gipfel des Siebengebirges, die aus dem bläulichen Nebel hervortraten. Wir blieben bei einem edlen Rheinwein, während die anderen Champagnerbowle tranken. Die Gegend ist dort wirklich drei Ausrufezeichen werth."<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Nietzsche genoß seine Ungebundenheit in vollen Zügen. Das Rheinland formte er als das absolute Gegenteil zu der kleinstädtischen Ereignislosigkeit in Naumburg. Er entwickelte einen Drang zur Musik, besuchte Hebbels „Nibelungen“ im Bonner Schauspielhaus, einen Klavierabend mit Clara Schumann, in Köln Beethovens „Fidelio“ und Meyerbeers „Hugenotten“. 1865 besuchte er das Niederrheinische Musikfest mit einer Aufführung von Händels „Israel in Ägypten“ im Kölner Gürzenich.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">In Köln geriet er sogar vollends auf Abwege, als ihm ein Einheimischer ein Etablissement für Nachtschwärmer vorführen wollte. Dort sah er sich plötzlich umgeben von einem halben Dutzend weiblicher Erscheinungen in Flitter und Gaze, in halbnackten Posen, so berichtete ein Mitstudent. Er war so irritiert, dass er erstarrte und es ihm seine Sprache verschlug, dass er in einem Bordell gelandet war. Dann ging er instinktmäßig auf ein Klavier los als das einzige seelenhafte Wesen in dieser dekadenten Gesellschaft. Er schlug einige Akkorde an, die seine Erstarrung lösten und ihn fluchtartig ins Freie beförderten.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Derweil wuchsen in besorgniserregendem Umfang seine Unkosten. Regelmäßig beschrieb er seiner Mutter seine desolate finanzielle Situation. Sie schickte ihm Geld über einen monatlichen Wechsel, und wenn dieser ankam, ließen offene Schulden davon kaum etwas übrig.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Ab dem Sommersemester 1865 veränderte sich seine Einstellung. Er blickte zurück und stellte fest, dass er jede Menge Zeit vergeudet hatte. Einen Studienfortschritt konnte er kaum feststellen. In „Klassische Philologie“ hatte er wenige, in Theologie keine Vorlesungen besucht. Die Schuld gab er seinen Mitstudenten in der Burschenschaft, die ihn mit ihren „rohen Trinksitten“, ihrem „Biermaterialismus“ und ihrer schlechten Urteilsfähigkeit vom Studium abgehalten haben. Er wendete sich vom Rheinland ab.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Er trat aus der Burschenschaft aus, wobei die Art und Weise, wie er austrat, sich wie ein roter Faden durch seine philosophischen Schriften zog. Er brach mit den Konventionen. Er wollte alles Gewesene niederreißen, er stellte alle Grundsätze in Frage, in seinen neuen Denkansätze verwarf er Denkmäler wie Platon, Aristoteles oder Kant, deren Denken Jahrtausende lang überall als richtungsweisend gegolten hatte.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Er reichte sein Gesuch ein und erörterte mit der Burschenschaft seine Gründe für den Austritt. Diese war nicht gerade begeistert darüber, in welchem Umfang er diese schlecht geredet hatte, und wie seine Sichtweisen innerhalb der Studentenschaft Beine bekommen hatten. Die Burschenschaft war außer sich, sie raffte sich aber zusammen und verlieh ihm eine ehrenvolle Entlassung mit Band, um die Form zu wahren. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Der Bruch mit den Konventionen folgte, als er sich bereits zum folgenden Wintersemester in der Universität in Leipzig eingeschrieben hatte. Dass die Bonner Ära zu Ende gegangen war, hing mit seinem zunehmenden Schuldenberg zusammen, und damit, dass gleichzeitig sein Professor in „Klassische Philologie“ nach Leipzig wechselte. Dieser sollte später die Karriere Nietzsches befördern. Aus Leipzig schickte er nun das Band, mit dem er ehrenvoll aus der Burschenschaft entlassen worden war, nach Bonn zurück und bat sozusagen um einen Austritt aus dem Austritt. Die gemeinsamen Erlebnisse, die gemeinsame Vergangenheit mit der Burschenschaft wollte er auslöschen, er wollte nichts mehr damit zu tun haben.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Nietzsches Karriere nahm seinen Lauf, als er 1870 eine Professur an der Universität Basel annahm. Er verschlang die Schriften Darwins, der mit seinem Beweis, dass der Mensch vom Affen abstammt, das religiöse Weltbild in neuen Dimensionen in Frage stellte. Gott als persönlicher Urheber und Lenker war tot. Das nüchterne Menschenbild aus Zahlen, Daten, Fakten gewann an Konturen. Der Mensch wurde zu einem Tier mit einem leistungsfähigen Prozessor im Gehirn degradiert.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Fortan arbeitete er an den Fragen, was die nüchterne naturwissenschaftliche Sicht für das Selbstverständnis des Menschen bedeutete, auf welche Art und Weise die naturwissenschaftliche Sicht einen Mehrwert liefern konnte, wie der Mensch sich in diesem Umfeld neu positionieren konnte. Die einleitenden Sätze in seiner Schrift „Zur Genealogie der Moral“ zeigen die ständig fortlaufende Suche des Menschen auf: „Wir sind uns unbekannt, wir Erkennenden, wir selbst uns selbst. Das hat seinen guten Grund. Wir haben nie nach uns gesucht – wie sollte es geschehen, dass wir uns eines Tages fänden ?“ Seine Analysen sind stets brilliant und liefern neue, frische Denkweisen.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Rückblickend, erinnerte sich Nietzsche als Professor in Basel gerne an seine Studienzeit im Rheinland zurück. 1872 beschrieb er in einer Vorlesung seinen Studenten den Ausflug auf den Rolandsbogen . Er erzählte: „Es war eine jener vollkommenen Tage, wie sie, in unserem Klima wenigstens, nur eben diese Spätsommerzeit zu erzeugen vermag: Himmel und Erde im Einklang ruhig nebeneinander hinströmend, wunderbar aus Sonnenwärme, Herbstfrische und blauer Unendlichkeit gemischt. Wir bestiegen, in buntesten, phantastischen Aufzuge, an dem sich der Trübsinnigkeit aller sonstigen Trachten, allein noch der Student ergötzen darf, ein Dampfschiff, das zu unseren Ehren festlich bewimpelt war, und pflanzten unsere Verbindungsfarben auf seinem Verdeck auf. Von beiden Ufern des Rheins ertönte ein Signalschuß, durch den nach unserer Anordnung ebenso die Rheinanwohner als vor allem unser Wirt in Rolandseck über unser Herankommen benachrichtigt wurde. Ich erzähle nun nichts von dem lärmenden Einzug, vom Landungsplatze aus, durch den aufgeregt-neugierigen Ort hindurch, ebenso wenig von den nicht für jedermann verständlichen Freuden und Scherzen, die wir uns untereinander gestatteten.“<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><br /></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Viel zu jung, begann der Absturz von Nietzsche. Seine Schaffensperiode war kurz, denn bereits im Alter von 35 Jahren plagten ihn Migräne und Magenbeschwerden, so dass er seine Lehrtätigkeit in Basel aufgeben musste. 44 Jahre alt, brach er so sehr zusammen, dass man das Krankheitsbild heute als Schlaganfall bezeichnen würde. Im Alter von 55 Jahren starb Nietzsche.<span style="font-size: x-small;"><o:p></o:p></span></span></div>rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com4tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-7201861543883605552014-05-11T14:29:00.000-07:002015-01-02T05:04:15.013-08:00Servatius-Kapelle<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj2dXUXs1XfBXQxkJPeePg-21jCypKOmVlXOgH1PrlRlEXztOwuNz3y6fz2HCfCAVWoLjodLvkLpjrX9iwkhj8FdYmtHNTO6WC3uMnKw61dHkYsFMX6y2M9YdPLWVHNjWBDVLki-HIyaHQ/s1600/DSCN8018a.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj2dXUXs1XfBXQxkJPeePg-21jCypKOmVlXOgH1PrlRlEXztOwuNz3y6fz2HCfCAVWoLjodLvkLpjrX9iwkhj8FdYmtHNTO6WC3uMnKw61dHkYsFMX6y2M9YdPLWVHNjWBDVLki-HIyaHQ/s1600/DSCN8018a.jpg" height="240" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif; font-size: xx-small;">Kapelle auf der Waldlichtung</span></td></tr></tbody></table><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Ich musste genau hinsehen, denn schon zweimal hatte ich die kritische Stelle übersehen. Bewußt bin ich auf der Suche nach unbekannten Flecken im Rheinland, deren hohe Anzahl mir dauerhaft beweist, wie wenig ich meine eigene Heimat kenne. Aus dem Rheintal habe ich mich von Bad Honnef aus hoch gearbeitet. Langgestreckt ist der Schwung, mit dem die Kurve ausholt. Diesmal folgt mein Rennrad nicht dem Knick der Kurve, sondern an dem Wanderparkplatz mache ich eine Kehrtwendung, eine Stichstraße steigt durch dichten Wald mächtig an, die Vision einer Lichtung umreißt ihr Ende. Unberührtheit und Abgeschiedenheit breiten sich auf einer Wiese jenseits von Bad Honnef aus. Die Servatius-Kapelle beeindruckt mit ihrem zartgelben Anstrich.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Die Frage bohrt sich in mir fest, wieso dieser Heilige, der einhundertfünfzig Kilometer westlich in den Niederlanden in Maastricht begraben ist, ins Rheinland gekommen ist. Auf der Lichtung strahlt die Servatius-Kapelle eine ausgewogene Harmonie aus. Tannen und Ahorn rahmen den schmalen Baukörper ein. Das Tageslicht fließt durch die kleinen, zusammen gepressten Rundbogenfenster hindurch. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgIhrsCOCCdegWp0elGZfD7nPsTjT_soQNJMkMscE5cf3e12_MvrqcPosi5ojWeiqU2nOtP6q3yQbbAzNxGeGL7t5nAaOepFyM6QmJeOK2TeNPAYiGKaIPjUgg0SpMLEg9yz2Jth4AzUb4/s1600/400px-Servaas.jpeg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgIhrsCOCCdegWp0elGZfD7nPsTjT_soQNJMkMscE5cf3e12_MvrqcPosi5ojWeiqU2nOtP6q3yQbbAzNxGeGL7t5nAaOepFyM6QmJeOK2TeNPAYiGKaIPjUgg0SpMLEg9yz2Jth4AzUb4/s1600/400px-Servaas.jpeg" height="320" width="213" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif; font-size: xx-small;">Grabkammer in Maastricht</span></td></tr></tbody></table><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Ein unendlich große Lücke klafft. Die Jahreszahl 1755 über dem schmalen, vergitterten Fenster liegt um Größenordnungen von derjenigen Jahreszahl entfernt, die sich vor seinem Grab befindet. Virtuell reise ich von Bad Honnef nach Maastricht in den Niederlanden. In Kellergewölben, hinter einer verschlossenen Eisentüre, ruht der Heilige Servatius in der Krypta der gleichnamigen Kirche. Sein Grab ziert die Aufschrift „Sepulture de St. Servais 384“. Dabei leuchtet die Jahreszahl 384 magisch in mir auf, denn diese Jahreszahl fällt in die römische Antike. Zu dieser Zeit bröselte das römische Reich weg, durchdrungen von wilden Germanen, aber satte eintausendfünfhundert Jahre liegen zwischen diesen beschaulichen Stätten in Maastricht und Bad Honnef. Bad Honnef ist kein Einzelfall: weitere Kirchen in unserer Nähe in Siegburg, Bonn-Friesdorf, Bornheim, Hennef-Winterscheid und Köln-Ostheim tragen den Namen dieses Heiligen aus den Niederlanden.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Die Wege, wie Heilige importiert und exportiert wurden, sind undurchdringlich bis verworren, zumal ein offzielles Verfahren zur Heiligsprechung durch den Papst erstmals 990 belegt ist. Heilige sind Leitbilder, haben Vorbildfunktion und verkörpern eine Richtschnur menschlichen Handelns. Damals wurden sie so verehrt wie heutzutage Helden, Stars und Idole. Heilige mussten ein Leben voller heroischer Tugend gelebt haben oder Wunder gewirkt haben. Märtyrer, Bischöfe, Mönche, Gelehrte, allgemein: Menschen, die jede Menge Gutes getan hatten, konnten heilig gesprochen werden. Jede Stadt, jede Region, jedes Land bekam ihre Heiligen. Um ihre Vielzahl zu überschauen, muss man sortieren. Wichtig oder unwichtig, lokal, regional oder im gesamten Christentum kursierend; dabei wäre der Heilige Servatius in die mittlere Kategorie einzusortieren, denn seine Existenz beschränkt sich auf die Niederlande, Belgien und Deutschland. Heilige als Exportgut. Das gilt vor allem für die Apostel, die Evangelisten oder Märtyrer aus der Zeit der Christenverfolgung im römischen Reich.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Die Geschichte des Heiligen Servatius ist schnell erzählt. Als sich das Christentum im römischen Reich gefestigt hatte, wurden die größeren römischen Städte zu Bischofssitzen, darunter auch Tongeren im heutigen Belgien. Als Bischof von Tongeren reiste Servatius nach Rom, wo ihm in einer Vision vorhergesagt wurde, dass die Stadt Tongeren durch plündernde Hunnen zerstört wurde. Servatius reiste zurück, warnte die Einwohner von Tongeren, verlegte den Bischofssitz nach Maastricht, das dann von den plündernden Hunnen verschont wurde.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div style="text-align: left;"></div><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgalQko4fKmQORkPQWrWV74HLMmPxLZ7zdWeo89IyohoI4mU3iASRi3E2BlXE-KVBrNnsPLoFizmfuvYKPlUOjdvmGyS9cNS5HT0iXBCOg99_NUFIFKq0oPRpXGMasWiX9vy7FwQWqBTyI/s1600/DSCN8022a.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgalQko4fKmQORkPQWrWV74HLMmPxLZ7zdWeo89IyohoI4mU3iASRi3E2BlXE-KVBrNnsPLoFizmfuvYKPlUOjdvmGyS9cNS5HT0iXBCOg99_NUFIFKq0oPRpXGMasWiX9vy7FwQWqBTyI/s1600/DSCN8022a.jpg" height="320" width="240" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif; font-size: xx-small;">Eingang mit der Jahreszahl 1755</span></td></tr></tbody></table><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Die Erbauer der Servatius-Kapelle in Bad Honnef haben sich wohl gedacht, dass doppelt besser hält, denn ich finde den Heiligen gleich zweimal, das erste Mal als Skulptur in einer Mauernische, das zweite Mal im neugotischen Altar. Das Innere der Kapelle ist ausgewogen, nicht überladen, schlicht und einfach hübsch. Ich spüre, wie ich zur Ruhe komme. Ein Ort der inneren Einkehr. Ebenso ein Ort der Inspiration, wo ich stillstehe und gleichzeitig Ideen und Gedanken in einer solchen Fülle entstehen, dass ich sie nicht festhalten kann.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Die Jahreszahl 1755 über dem Eingang markiert einen Wendepunkt, denn sie war nach ihrer Zerstörung neu aufgebaut worden. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">„In schwerer Zeit um 1755 <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Wurde ich durch emsigen Fleiß erbaut<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Manch Pilger hier auf St. Servatius Hilf vertraut<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Nun schlug der Krieg mir tiefe Wunden<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Doch treue Helfer haben sich gefunden<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Die in der Not zu helfen sind bereit<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Hast Du ein Scherflein für zu spenden<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Soll Dank und Segen Dir der Himmel senden.“<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">So formuliert eine hölzerne Tafel im Inneren die höfliche Bitte. Doch welcher Krieg ist gemeint ? Manches bleibt Spekulation. Kriege, die das Rheinland verwüstet haben, liegen weit weg. 1714 war der spanische Erbfolgekrieg zu Ende gegangen, Napoleonische Truppen fielen erst 1795 im Rheinland ein. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Auf der Waldlichtung verhüllt sich die Servatius-Kapelle in Schweigen, denn sie verbirgt ihr tatsächliches Alter. Zurück blickend, wurde die Servatius-Kapelle 1670 erstmals in den Chroniken eines Franz Xaver Trips erwähnt. Die Pest hatte im Rheinland gewütet, und die Menschen wollten der Seuche begegnen, indem sie beteten und Gott herauf beschworen. Christen aus Bad Honnef und Aegidienberg, die eine Christengemeinde im Rheintal und die andere auf den Höhen des Siebengebirges, taten sich zusammen und riefen eine Prozession zur Servatius-Kapelle ins Leben. Wie alt die Servatius-Kapelle wirklich ist, weiß indes niemand, da Quellen vor 1670 fehlen. Darüber darf nun spekuliert werden. Eine Spekulation nennt ein Datum um 1550, da erstmals in den Quellen eine Grenzmarkierung zwischen den Löwenburger Herren und Hunferode (heute Bad Honnef) genannt werden. Die Stelle der Grenzmarkierung könnte mit der Servatius-Kapelle übereinstimmen.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgObMPsj0K22-NgQ8Ak5s_NhMgu34O4uYfRJEV6NJ7fPLqgumhWay3mPmQcuZXw4yUQIVpIQZA5B23XZX0yIbx7k_Wq0G3s1vN62dXJNFt5lsUczbtP0565YJHH7V2aoUkXC-PBVG-P9J4/s1600/DSCN8029c.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgObMPsj0K22-NgQ8Ak5s_NhMgu34O4uYfRJEV6NJ7fPLqgumhWay3mPmQcuZXw4yUQIVpIQZA5B23XZX0yIbx7k_Wq0G3s1vN62dXJNFt5lsUczbtP0565YJHH7V2aoUkXC-PBVG-P9J4/s1600/DSCN8029c.jpg" height="320" width="240" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif; font-size: xx-small;">Skulptur des Heiligen Servatius</span></td></tr></tbody></table><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Wenn ich zurück rechne, ist die Zeitdifferenz von eintausendeinhundert Jahren riesig, dass Servatius in Maastricht begraben worden ist und im Siebengebirge diese Kapelle gebaut worden ist. Heilige werden kopiert, exportiert, importiert, globalisiert. Dazwischen hängt der mittelniederländische Dichter Heinrich von Veldeke, der um 1150 geboren wurde. Dichtkunst gab es seit der Antike, und in der frühhöfischen Epik haben Dichter im Mittelalter das Leben ihrer Helden dargestellt. Heinrich von Veldeke war fasziniert vom Heiligen Servatius, er schrieb, dichtete, erzählte seine Lebensgeschichte rauf und runter, stilisierte ihn als Helden.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Nun geschah erstaunliches innerhalb der engen Grenzen des mittelalterlichen Europas, denn es muss Verbindungen von der mittelniederländischen Dichtkunst nach Bayern gegeben haben, denn 1169 erschien die Legende des Heiligen Servatius in den Schriften des Otto von Wittelsbach – der gehörte dem bayrischen Adel an. Fortan wurden Kirchen in Bayern dem Heiligen Servatius geweiht. Wechselwirkungen zwischen Fürstentümern und Staaten entstanden im Mittelalter mit einem Zeitversatz von Jahrhunderten. Der Heligen Servatius wanderte von den Niederlanden nach Bayern und dann ins Rheinland, was auf die merkwürdige Konstellation zurückzuführen ist, dass die Bayern im Rheinland zweihundert Jahre lang das Sagen hatten. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Das hing wiederum mit der Reformation zusammen. Als der Kölner Erzbischof Truchseß von Waldberg drohte zum Protestanten zu konvertieren, riefen die Kölner Kurfürsten 1583 bayrische Truppen zu Hilfe, die den Kölner Erzbischof vertrieben und einen Bischof aus dem Hause Wittelsbach einzusetzen. Das erklärt zum Teil eine gewisse Häufung von Kirchen im Rheinland, die dem Heiligen Servatius geweiht sind, wenngleich es auch Kirchen gibt, deren Erbauungsdatum – wie die Servatiuskirche in Siegburg – nicht in die Epoche der Wittelsbacher im Rheinland fällt.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjyB3gH9OSgP28DVKNta5p93z2zAq4FYT-UtbW3PaP9MtBBNvXIfrGCtClHCBRFf-vfT1v2BE6PUn7B17_17804b-t3oo7HFXHk91CE1FixOoEAJtih__X6-eExUQg4ajmynUzdjssZfX8/s1600/DSCN8024a.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjyB3gH9OSgP28DVKNta5p93z2zAq4FYT-UtbW3PaP9MtBBNvXIfrGCtClHCBRFf-vfT1v2BE6PUn7B17_17804b-t3oo7HFXHk91CE1FixOoEAJtih__X6-eExUQg4ajmynUzdjssZfX8/s1600/DSCN8024a.jpg" height="240" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif; font-size: xx-small;">Innenraum der Kapelle</span></td></tr></tbody></table><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Die Geißel der Pest ist längst ausgerottet, aber dennoch haben sich die Prozessionen bis ins 21. Jahrhundert gehalten. So ziehen, nicht anders als vor vierhundert Jahren, Gläubige aus Bad Honnef und Aegidienberg am 13. Mai gemeinsam zur Servatiuskapelle. Alljährlich. Heilige sind flexibel und passen sich den Bedürfnissen der Gläubigen an. Der 13. Mai ist gleichzeitig sein Todesdatum, der Heilige Servatius ist einer der Eisheiligen. Was damals die Pest, sind heute Frostschäden, Hagelschlag, Rheumatismus oder Fieber. Heilige sind dehnbar geworden, damit sie den Zeitgeist nicht verpassen. So vertreibt der Heilige Servatius Mäuse und Ratten, er ist Patron der Schlosser und Tischler, er hilft Fußkranken, er wirkt Depressionen entgegen.<o:p></o:p></span><br /><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Vor der Ausgangstüre der Servatius-Kapelle kann ich nachlesen, dass Servatius zum Allzweck-Heiligen geworden ist. Auch heute sehnen die Menschen die Wunderkräfte von Heiligen herbei. Die Besucher der Kapelle können ihre Gedanken in einem Buch niederschreiben. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Eine Frau K. aus Haan bei Düsseldorf hat ins Siebengebirge gefunden. Sie hat mehrere Kerzen angezündet, damit der Heilige Servatius Wünsche und Träume erfüllen möge. Servatius soll helfen, dass N. ihre Krankheit überwindet. J. und K. soll er auf ihren schweren Weg ins Berufsleben begleiten. M. soll er Konzentration, Wissen und Gelassenheit auf den Weg geben, damit er seine ADR-Schein-Prüfung besteht. K. selbst steckt schlimm in der Klemme, denn sie hat Schulden, sucht einen Arbeitsplatz, aber nicht irgendeinen, sondern einen, der ihr Freude bereitet. Was ich lese, stimmt mich seltsam optimistisch. Mit K. stimme ich überein, dass die Servatius-Kapelle ein einzigartiger Fleck ist. K. bedankt sich bei L., „dass sie sie zu diesem wundervollen Ort begleitet hat“. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><br /></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Ruhe und Abgeschiedenheit haben mich voll gepumpt mit Eindrücken. Sie tragen mich nach vorne. Ich verlasse mit meinem Rennrad die Waldlichtung, münde auf der langgestreckten Kurve ein und strebe weiter auf die Höhen des Siebengebirges, nach Aegidienberg.<span style="font-size: x-small;"><o:p></o:p></span></span></div>rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-52204494580333488842014-05-05T07:35:00.000-07:002015-01-02T05:04:15.027-08:00Crosby, Stills, Nash & Young - Ohio<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhUFu0wZCoyJnjZ7V9q7BEaQb4iDNlh5R9ZJLtDDi8HEvBByvDe7n9GNXkCRJEdIDm7hE5bdEf4EB-Bz3n3auum0tEJTdCzQU8o4wRcOtl0p2lbCCECkT_iDaw8W5vUup4-ELsNDlTsXSk/s1600/Kent_State_massacre.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhUFu0wZCoyJnjZ7V9q7BEaQb4iDNlh5R9ZJLtDDi8HEvBByvDe7n9GNXkCRJEdIDm7hE5bdEf4EB-Bz3n3auum0tEJTdCzQU8o4wRcOtl0p2lbCCECkT_iDaw8W5vUup4-ELsNDlTsXSk/s1600/Kent_State_massacre.jpg" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Arial, Helvetica, sans-serif; font-size: xx-small;">erschossener Student Jeffrey Miller; Quelle: Wikipedia</span></td></tr></tbody></table><br /><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">4. Mai 1970. Zwei Jahre lang war Richard Nixon Präsident der Vereinigten Staaten, doch von seinem Versprechen, den Vietnam-Krieg zu beenden, war er weiter denn je entfernt. Der Guerilla-Taktik der Nordvietnamesen waren seine Truppen im Dschungel Süd-Vietnams unterlegen. Nur mit Mühe hielten seine Truppen die Stellungen. Zwischen Mangrovensümpfen und Reisfeldern bot ein strategischer Zwerg der Supermacht die Faust, und selbst mit Napalm und Agent Orange war es den USA nicht gelungen, den Feind in die Knie zu zwingen. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">4. Mai 1970. Vier Tage zuvor hatte Richard Nixon an seine Nation appelliert. Mit einer live im Fernsehen und Radio übertragenen Ansprache wandte er sich an „seine amerikanischen Landsleute“. Mit seiner tiefen, sonoren Stimme suchte er nach Worten. Seine Landsleute lauschten, dass der finale, entscheidende Schlag gegen das kommunistische Nord-Vietnam bevorstehe. Oberlehrerhaft, fingerte er mit einem langen Zeigestock auf der Landkarte Südostasiens herum. Der Feind verstecke sich in der Grenzregion, und eine Invasion nach Kambodscha sei nötig, </span><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">um Amerikaner in Vietnam zu schützen und den weiteren Erfolg des Vietnamisierungsprogramms zu garantieren.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Dieser militärische Schritt ging zu weit, denn längst kochten die Emotionen in der Bevölkerung. Weltweiter Widerstand gegen den Vietnam-Krieg hatte sich formiert. Die Kampfmoral der Soldaten lag am Boden. Mehr als die Hälfte der Soldaten war drogenabhängig, Marschbefehle wurden verweigert. Zehntausende Amerikaner und eine Million Vietnamesen waren bereits getötet worden.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Die Fernsehansprache des Präsidenten ging wie eine Bombe hoch. Ein Einmarsch in Kambodscha war glatter Bruch des Völkerrechts, so dass einem weiteren Land der Krieg erklärt wurde. Noch am selben Abend gingen in den ganzen USA die Menschen auf die Straße. Wortführer der Proteste waren vor allem Studenten und Universitäten, so auch an der Universität von Kent im Bundesstaat Ohio, etwa 80 Kilometer südlich von Cleveland. Am 1. Mai versammelten sich 500 Studenten auf dem Campus der Universität zu einem Protestmarsch. Sie klagten Präsident Richard Nixon an und verbrannten die amerikanische Verfassung auf dem Scheiterhaufen. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Am 2. Mai ging ein von der US-Armee genutztes Gebäude auf dem Universitätsgelände in Flammen auf.</span><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"> Daraufhin rief der Bürgermeister von Kent die US-Armee zur Hilfe, </span><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">die sich zufällig in der Nähe der Kleinstadt befand, da man Unruhen bei einem Streik in einer Nachbarstadt vermutet hatte. So kam es zu der bizarren Situation, dass sich überzeugte Kriegsgegner und die Armee gegenüberstanden. Am Tag zuvor hatte der Gouverneur des Bundesstaates Ohio die Situation angeheizt, als er während einer Pressekonferenz die protestierenden Studenten als „Braunhemden“, „kommunistische Elemente“ und als „übelste Sorte von amerikanischen Bürgern“ bezeichnete.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Vormittags am 4. Mai waren die Studenten, die auf den Universitätswiesen demonstrierten, auf 2.000 angewachsen. Die friedlichen Proteste eskalierten, als die Demonstranten Steine warfen, während die neunhundert US-Soldaten versuchten, aus ihren gepanzerten Mannschaftswagen mit Tränengas die Demonstranten zu vertreiben. Die Schlacht zwischen Kriegsgegnern und Soldaten tobte. Dabei löste sich eine Gruppe von 70 Soldaten. Sie schritt auf die Demonstranten zu, wich im Steinhagel zurück auf einen Hügel und blieb dort stehen.<o:p></o:p></span><br /><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Dann fielen Schüsse. 28 Soldaten schossen wahllos in die Studenten hinein. Vier Studenten wurden sofort getötet, 13 wurden verwundet. Diese Ereignisse, in der Bundesrepublik weitgehend unbekannt, gingen als „Kent State Massaker“ in die Nachkriegsgeschichte der USA ein.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Als Neil Young die Nachricht von den vier toten Studenten hörte, schrieb er spontan das Stück „Ohio“ für seine Band „Crosby, Stills, Nash & Young“. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt;"><span lang="EN-US" style="font-family: 'Times New Roman', serif;">“Tin soldiers and Nixon coming,<br />We're finally on our own.<br />This summer I hear the drumming,<br />Four dead in Ohio.<br /><br />Gotta get down to it<br />Soldiers are cutting us down<br />Should have been done long ago.<br />What if you knew her …”<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt;"><br /></div><div class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt;"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Damit drückte er Bestürzung, Fassungslosigkeit und Solidarität aus. Obschon Radiosender angehalten waren, das Stück nicht zu spielen, weiteten sich die Proteste rasch aus. Bereits eine Woche später demonstrierten in Washington Hunderttausende. Gemeinsam mit den Protestbewegungen der Bürgerbewegung und der Schwarzamerikaner stellten die Ereignisse eine harte Bewährungsprobe für den US-amerikanischen Staat dar.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt;"><br /></div><div class="MsoNoSpacing"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Die Versuche aufzuklären, warum es zu den Schüssen kam, zogen sich über mehrere Jahre hin. Die Soldaten der US-Armee schworen, sie hätten sich selbst verteidigen müssen. Sie glaubten einen Scharfschützen aus dem Hinterhalt gesehen zu haben, doch dafür gab es keine Beweise. Eine vom Präsidenten eingesetzte Untersuchungskommission kam zu dem Ergebnis, dass die Schüsse "unnötig, ungerechtfertigt und unentschuldbar" waren. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNoSpacing"><br /></div><div class="MsoNoSpacing"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;">Ein Staatsanwalt lehnte es aus Mangel an Beweisen 1974 ab, Anklage gegen acht Soldaten zu erheben, die vermutlich geschossen hatten. Derweil wurde der Vietnam-Krieg 1973 beendet, als die Amerikaner in Paris ein Abkommen zum Abzug ihrer Truppen unterzeichneten. Das „Kent State Massaker“ hat wahrscheinlich seinen Teil zum Kriegsende beigetragen. <span style="font-size: x-small;"><o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNoSpacing"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;"><br /></span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen='allowfullscreen' webkitallowfullscreen='webkitallowfullscreen' mozallowfullscreen='mozallowfullscreen' width='320' height='266' src='https://www.youtube.com/embed/TRE9vMBBe10?feature=player_embedded' frameborder='0'></iframe></div><div class="MsoNoSpacing"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif;"><br /></span></div>rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com4tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-7070059613080889702014-05-02T00:53:00.000-07:002015-01-02T05:04:15.099-08:00Generation 1964<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgmJffp0Tt9SxZKRUdJ9JNiJm0y8Zbk7lSNZsrQVId41P8EUuvDqqziHs9cWInIU0j0TGAcsanIx4IZcY99kZYptrzfeN5SkjM2Zs7OHIZScNRV7hcgqaa69xIljKOLXkYMHm4D81yFGbA/s1600/391px-Adenauer_Kopf_01_Bonn_20080504.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgmJffp0Tt9SxZKRUdJ9JNiJm0y8Zbk7lSNZsrQVId41P8EUuvDqqziHs9cWInIU0j0TGAcsanIx4IZcY99kZYptrzfeN5SkjM2Zs7OHIZScNRV7hcgqaa69xIljKOLXkYMHm4D81yFGbA/s1600/391px-Adenauer_Kopf_01_Bonn_20080504.jpg" height="320" width="208" /></a></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Zugegebenermaßen, ich schaue über ihn hinweg, wenn ich Fahrt aufnehme und an ihm vorbeiradele. In Schweigen gehüllt, verhakt sich seine Metallskulptur auf dem Gehweg. Sperrig, verknoten sich seine Gesichtszüge, seine tief liegenden Augen grübeln vor sich her. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Ja, das Gesicht unseres ersten Bundeskanzlers packt all sein Ausdrucksvermögen zusammen. Aber was hat Konrad Adenauer und die 1964er-Generation gemeinsam ? Ungefähr so viel wie die CDU mit den Grünen oder die FDP mit der Mindestlohndebatte. Die Berührung entstand, da meine bessere Hälfte, mein Bruder und andere Freunde der 1964er-Generation angehören. Im letzten Jahr war ein durchschlagender Erfolg, dass ich als Geburtstagsgeschenk zum 50. Geburtstag eine Gruppenführung durch das unterirdische Köln organisiert hatte und das Geburtstagskind dazu eingeladen hatte. Gestern war es eine Führung durch das frühere Bonner Regierungsviertel, bei der wir lange an der Metallskulptur von Konrad Adenauer verweilt hatten. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Generationen definieren sich über Gegensätze. Generationen wollen sich abgrenzen, neue Denkansätze wagen, der Zeitgeist verändert sich. Ich habe den Zenit des 50. Geburtstages bereits überschritten, und es ist sogar Konrad Adenauer, der mich mit den Nachwehen seiner Ära in meiner Jugend geprägt hat. Die 68er-Bewegung war entstanden, weil die Politik von Konrad Adenauer in den Denkkategorien von Kommunismus und Kapitalismus, von Böse und Gut, von Ost gegen West erstarrt war. Auf diesem Boden entstand das Denken der 68er Bewegung.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Dieser Geist wirkte bis in die 1970er Jahre nach, obschon ich selbst nie demonstriert habe oder auf die Straße gegangen bin. Alles war gut, was revolutionär klang. Ich befürwortete die Thesen eines Karl Marx, Che Guevara oder Fidel Castro, weil sie einen echten Gegenentwurf zum Bild des Kapitalismus darstellten. In der Schule wurde ich aber auch mit dem Positivbild des Kapitalismus konfrontiert, als das magische Quadrat des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes aus dem Jahr 1967 gelehrt wurde. Kapitalismus ist gut, wenn sich Preisniveau, Beschäftigung, Außenwirtschaft und Wirtschaftswachstum im Gleichgewicht befinden. Die Regierungen handelten nach diesem Prinzip, um das Wohlstandsniveau zu maximieren. Während der Regierungszeiten von Willy Brandt und Helmut Schmidt bröckelte die Vollbeschäftigung ab, aber in meiner Generation reichte es, um relativ unkritisch eine Lehrstelle und eine Beschäftigung am Arbeitsmarkt zu bekommen.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Für die 1964er-Generation hatten sich die Rahmenbedingungen geändert. Die Lehrstellensuche auf dem Arbeitsmarkt, das haute noch hin. Aber danach ? Die 1964er-Generation geriet in die politische Zeitenwende hinein, die den Wechsel in die Ära eines Helmut Kohl einläutete. 1983 inszenierte er eine geistig-moralische Wende, wobei sich die instabile Arbeitsmarktsituation eher verschlechterte als verbesserte. Die Vollbeschäftigung war längst Vergangenheit, die Zyklen der ökonomischen Rahmenbedingungen verkürzten sich, und wegen der hohen Lohnkosten wanderten Unternehmen zunehmend ab. Die Suche nach einer Beschäftigung wurde deutlich mühseliger. Ein Arbeitsvertrag konnte zur Hängepartie werden oder auch in die Arbeitslosigkeit führen, wenn er nicht zustandekam.<o:p></o:p></span><br /><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Auch ideologisch ist die 1964er-Generation anders geprägt. Es wurde demonstriert, aber das war kein all-umfassender Schlag gegen die Facetten des Kapitalismus oder gegen einen Vietnam-Krieg, in dem USA immer brutaler gegen einen Zwerg auf dem Weltglobus ihren Krieg führten. Die verknöcherte Gesellschaft, die ein Rudi Dutschke angeprangert hatte, hatte sich teilweise aufgelöst, weil mehr und mehr Nazis, die sich in Führungspositionen wieder fanden, verstorben waren oder in die Altersdemenz gewandert waren.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Der Protest war punktuell. So anläßlich des NATO-Doppelbeschlusses 1982, als speziell auf den Wiesen des Bonner Hofgartens Hunderttausende demonstrierten. In der 1980er-Jahren kam eine neue Bewegung dazu, das war die Umweltbewegung, die neue Felder der Demonstration besetzte. Sie nahm die Gedanken des Club of Rome auf, dass Wirtschaftswachstum an Grenzen stieß und ein Übermaß an Umweltzerstörung hinterließ. Die 1964er-Generation rebellierte gegen saurer Regen, Plastikmüll, Dioxinskandal, Startbahn West und vor allem Kernenergie, und sie schaffte es, die Planung von Atomkraftwerken in Wyhl, Kalkar, Wackersdorf oder Mülheim-Kärlich zu stoppen. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Die 1964er-Generation hat Zeichen gesetzt. Mit der 68er-Bewegung verbinde ich noch Revolution, weil all die Machtgebilde, die uns über die Politik oder die Wirtschaft vor die Nase gesetzt werden, umgestürzt werden sollten. Mit der Aufbruchstimmung der 68er-Bewegung verband ich vor allem sehr viel Freiheit.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Die 1964er-Generation ist mit Raumschiffe Enterprise und Bonanza aufgewachsen, mit Captain Kirk und Little Joe. Diese Helden lebten auch ihre Freiheit, aber sie stellten die Rahmenbedingungen unserer Gesellschaft weniger in Frage. Sie fügten sich wieder in enge, heimische Strukturen hinein. Sie waren Abenteurer im Weltall oder auf der Ponderosa Ranch. Sie bereisten die Welt, um ein globales Denken zu erlernen.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Sie waren pragmatisch, ein Stück zurückfallend, wie Konrad Adenauer es war, der die Machtverhältnisse in der Wirklichkeit akzeptiert hatte. Das war Anpassung in kleinen Schritten, aber keine Revolution. Mit den Veränderungen hat so mancher bei sich selbst angefangen. Die 1964er-Generation geht sensibler mit der Umwelt um. Sie leben vor und zielen auf das Verhalten ihrer Mitmenschen, um die Welt in kleinen Schritten zu verändern. Auf ihre Art und Weise haben diejenigen, die in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag feiern, ihre Größe. Karl Marx, Che Guevara oder Fidel Castro werden sie weniger verinnerlicht haben. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Der Zyklus von Gruppenführungen und 50. Geburtstagen wird sich im Sommer fortsetzen. Dann habe ich eine Gruppenführung durch Maastricht/Niederlande organisiert. Die Häufigkeit von 50. Geburtstagen dürfte jedenfalls so hoch wie nie sein. Denn der Jahrgang 1964 ist als Baby-Boomer der geburtenstärkste Jahrgang in der Geschichte der Bundesrepublik. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Herzlichen Glückwunsch an all die 50-jährigen Geburtstagskinder in diesem Jahr !<span style="font-size: x-small;"><o:p></o:p></span></span></div>rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-15759628580852722162014-04-19T15:06:00.000-07:002015-01-02T05:04:15.308-08:00frohe Ostern<span style="background-color: white; color: #333333; font-family: Times, 'Times New Roman', serif;">Ich wünsche euch allen ein frohes Osterfest, viel Spaß beim Ostereier-Suchen und Ruhe und Entspannung an den Feiertagen. Die Ostertage sind für mich Blog-frei, so dass ihr erst in der nächsten Woche wieder von mir hören werdet. Drückt mir bitte für den Ostermontag die Daumen, denn zum 4. Mal werde ich mit meinem Rennrad an dem Jedermannrennen „Rund um Köln“ über 69 Kilometer teilnehmen. Vor allem, dass der Wetterbericht Recht behalten möge, dass die Schauer und Gewitter erst am Nachmittag einsetzen, wenn das Rennen vorbei ist. Das Erlebnis in den Vorjahren war jedenfalls grandios, so viel Begeisterung, von so viel Menschen angefeuert zu werden, und solche eine Wertschätzung, das Ziel erreicht zu haben. Frohe Ostern. Es muss nicht so sportlich sein. Im Kreis unserer Familie werde ich wie so viele andere das Osterfest genießen.</span><br /><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; background-position: initial initial; background-repeat: initial initial; color: #333333;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></span></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><object class="BLOGGER-youtube-video" classid="clsid:D27CDB6E-AE6D-11cf-96B8-444553540000" codebase="http://download.macromedia.com/pub/shockwave/cabs/flash/swflash.cab#version=6,0,40,0" data-thumbnail-src="https://ytimg.googleusercontent.com/vi/VKMlJ1A_EyI/0.jpg" height="266" width="320"><param name="movie" value="https://youtube.googleapis.com/v/VKMlJ1A_EyI&source=uds" /><param name="bgcolor" value="#FFFFFF" /><param name="allowFullScreen" value="true" /><embed width="320" height="266" src="https://youtube.googleapis.com/v/VKMlJ1A_EyI&source=uds" type="application/x-shockwave-flash" allowfullscreen="true"></embed></object></div><div class="MsoNormal"><span style="background-color: white; background-position: initial initial; background-repeat: initial initial; color: #333333;"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></span></div>rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com11tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-7040459292428828222014-04-11T02:16:00.000-07:002015-01-02T05:04:15.469-08:00Chemie-Unfall<span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Die gute Nachricht vorweg: es ist glimpflich ausgegangen.</span><br /><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Chemie ist mir suspekt, solange ich sie kenne. Nicht in der Schule, denn ich hatte Chemie sogar als Abiturfach, und all die Experimente mit Knalleffekten und viel Rauch brachten eine Abwechslung in den Unterricht, so dass sie andere Schulfächer gelangweilt aussehen ließen.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Die Skepsis kam, als ich nach Köln gezogen war. Ich erkundete nicht nur die pulsierende Domstadt, sondern auch, wie es drum herum aussah. Das war nicht immer hübsch, denn ich erfuhr, dass linksrheinisch ein Industriegürtel wie ein Halbkreis die Millionenstadt einschnürte, so dass die grüne Lunge von Köln eher in der Parkanlagen des Militärrings zu finden war als außerhalb. Und dieser Industriegürtel steckte auch voller Chemie.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Zuerst stieß ich auf die Bayer-Werke in Dormagen. Eigentlich wollte ich das kleine Städtchen Zons mit seiner Stadtmauer kennen lernen, das liegt auf der linken Rheinseite auf halber Strecke zwischen Köln und Düsseldorf. Ich fuhr mit dem Finger über die Landkarte, wählte die B9 von Köln nach Düsseldorf, um gemächlich und in Ruhe mit dem Auto zu fahren. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Doch dann, hinter der Stadtgrenze von Köln, marschierten die Bayer-Werke auf, als künstliche Welt aus lauter Kesseln, Rohren, Dampf, Abgasen und Schornsteinen. Die geballte Ladung von Chemie schlug wie ein Hammer auf meine Gefühlswelt ein. Eisenbahngleise schlängelten sich durch das Gelände. Waggons warteten darauf, dass etwas mit ihnen geschah. Doch was geschah, war unsichtbar, versteckte sich hinter Bandwurmformeln, hatte eine Geheimsprache, die sich so abschottete wie Ärzte mit lateinischen Fachbegriffen, und die Produktion spielte sich in all den Kesseln und Rohren ab. Ein unsichtbares Geheimnis wanderte durch ein undurchschaubares System von Kesseln, bis es zum Schluß in den Kessel eines Eisenbahnwaggons oder eines LKWs wanderte. Und in umgekehrter Reihenfolge fuhren massenweise LKWs mit Kesseln durch die Werkstore. Die Bayer-Werke in Dormagen waren ein Schock. Jahre später kam ich an den Bayer-Werken in Leverkusen vorbei, wieder später an den Chemiefabriken in Köln-Merkenich, Köln-Godorf und Wesseling.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Die Chemie-Katastrophe von Seveso im Rücken, die 1976 geschah, wähnte ich mich auf einem Pulverfaß, als wir 1988 in diese Gegend zogen, Luftlinie zehn Kilometer von Wesseling entfernt. Sollte uns eine Chemie-Katastrophe um die Ohren fliegen, hätte ein strammer Westwind eine Giftwolke geradewegs auf uns zugeweht. Skeptisch schaute ich nach Westen, ob an den rauchenden Schornsteinen in der Ferne nichts ungewöhnlich war. Mit unserem Wohnort war ich gezwungen, mich mit der Chemie zu arrangieren. Wie normal dies war, verblüffte mich. Meine Skepsis wich einer Sicherheit, dass die Schornsteine vor sich her rauchten, friedlich, ohne dass es nur einen Anschein haben könnte, dass etwas schlimmes passieren könnte. Bis zum letzten Montag. Das dauerte immerhin 26 Jahre, bis die Dinge aus dem Ruder liefen.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Sämtliche chemischen Anlagen werden in bestimmten Zyklen gewartet, darunter auch Rohrleitungen. Während der Wartungsarbeiten wurde ein Rohr beschädigt, das zur Elektrolyse führte, so dass Chlorgas entwich. Chlorgas schädigt die Atemwege und kann in hohen Konzentrationen tödlich sein. In Ersten Weltkrieg wurde Chlorgas als chemischer Kampfstoff eingesetzt. Die Vorgaben des Katstrophenschutzes zwingen die Verantwortlichen dazu, in einem solchen Fall Katastrophen-Alarm auszulösen. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Mich ereilte die Nachricht, als ich gegen 21 Uhr vom Einkaufen aus dem Supermarkt zurückkehrte. Türen und Fenster schließen, war meine Frau über What’s App gewarnt worden. Ob ich etwas in der Luft gerochen hätte. Ob ich die Sirene gehört hätte. Ich verneinte beides. Alles kam mir so normal vor wie an jedem anderen x-beliebigen Tag. Meinen Laptop hochzufahren, um mich über Details zu informieren, hätte ich mir sparen können, denn gleichzeitig kam die Entwarnung. Das Leck im Rohr sei abgedichtet worden und die Konzentration von Chlorgas in der Luft sei unkritisch. Zu keinem Zeitpunkt habe Gefahr für die Bevölkerung bestanden.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Es war also glimpflich ausgegangen. Die nächsten Jahre und Jahrzehnte wird sich meine Einstellung nicht ändern, dass Werksfeuerwehr und Katastrophenschutz in unseren Chemiefabriken ihren Job machen. Rohrleitungen und Kessel rosten mit zunehmendem Alter vor sich hin, und mit deutscher Gründlichkeit und peinlich genau achten die Verantwortlichen darauf, dass Schadstoffe und Giftcocktails unsere Gesundheit nicht gefährden.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Dennoch habe ich herumgeblättert, welche Unfälle sich in den letzten Jahrzehnten um uns herum in Chemiefabriken ereignet haben.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoListParagraphCxSpFirst" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;"></div><ul><li><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%; text-indent: -18pt;"> 1968 kommt es im DDR-Chemiekombinat Bitterfeld beim Entweichen von Vinylchlorid zu einer Explosion, bei der 42 Arbeiter sterben</span></li><li><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%; text-indent: -18pt;"><span style="font-family: 'Times New Roman'; line-height: normal;"> </span></span><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%; text-indent: -18pt;">1974 brennt es in der Chemiefabrik Flixborough in England; der Brand erfaßt eine Rohrleitung mit Cyclohexan, die mit einer Wucht von 45 Tonnen TNT explodiert; neben den 28 Toten wird auch ein Teil der umstehenden Gebäude beschädigt</span></li><li><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%; text-indent: -18pt;"><span style="font-family: 'Times New Roman'; line-height: normal;"> </span></span><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%; text-indent: -18pt;">1976 breitete sich eine Giftwolke von Dioxin, die aus einem Ventil in der italienischen Chemiefabrik in Seveso entweicht, auf einem 6 Quadratkilometer und dicht besiedelten Gebiet aus; die Bevölkerung wurde erst acht Tage später über den Chemie-Unfall informiert</span></li><li><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%; text-indent: -18pt;"><span style="font-family: 'Times New Roman'; line-height: normal;"> </span></span><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%; text-indent: -18pt;">2001 explodieren auf der Deponie einer Düngemittelfabrik in Toulouse in Frankreich 100 Tonnen Ammoniumnitrat; auch hier wird neben den 31 Toten ein Teil der umliegenden Gebäude beschädigt</span></li><li><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%; text-indent: -18pt;"><span style="font-family: 'Times New Roman'; line-height: normal;"> </span></span><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%; text-indent: -18pt;">2002 explodiert wegen eines undichten Ventils in einer Firma für technische Gase in Ludwigsburg ein Sauerstofftank; ein Arbeiter wird getötet</span></li><li><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%; text-indent: -18pt;"><span style="font-family: 'Times New Roman'; line-height: normal;"> </span></span><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%; text-indent: -18pt;">2012 bricht in Marl auf einem Chemiegelände mit 100 Produktionsanlagen ein Großbrand aus; zwei Arbeiter werden getötet</span></li><li><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%; text-indent: -18pt;"><span style="font-family: 'Times New Roman'; line-height: normal;"> </span></span><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%; text-indent: -18pt;">2013 reinigen die beiden Fahrer den Tank ihres LKWs in Moers, als Dibutylphthalat in den Tankraum eindringt; die beiden Fahrer sterben an Vergiftung</span></li></ul><!--[if !supportLists]--><br /><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Ich glaube, eine gewisse Lernkurve aus der Anzahl der Toten auf der Zeitschiene heraus zu lesen. Die Verantwortlichen sind sensibilisiert, die Sicherheitskonzepte greifen. Speziell in Deutschland fehlen glücklicherweise diejenigen Fälle, dass bei Chemie-Unfällen die Bevölkerung Schaden genommen hat. Wenn eine Giftwolke aus einem Chemiewerk entweicht, dann kommen alle glimpflich davon, weitestgehend.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Die Chemie bleibt aber ein Pulverfaß. Mit dem Outsourcing globalisieren sich die Katastrophen. Die großen Chemie-Katastrophen ereignen sich nicht mehr vor unserer Haustüre, sondern auf dem restlichen Globus. So explodierte 2005 in Jilin in China eine Ölraffinierie. Außer dass fünf Arbeiter starben, flossen 100 Tonnen Benzol und Nitrobenzol in den Songhua-Fluss. Mehrere Millionen Menschen konnten bis auf weiteres nicht mehr mit Trinkwasser versorgt werden.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Die gute Nachricht für uns in Deutschland ist: solche Umweltkatastrophen in einem solchen Ausmaß wie in China sind bei uns eher unwahrscheinlich. <span style="font-size: x-small;"><o:p></o:p></span></span></div>rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com9tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-82316194692231753482014-04-04T13:23:00.000-07:002015-01-02T05:04:15.561-08:00unsympathisch<span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Ich sollte mich nicht irren.</span><br /><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Mir waren nicht nur diese starren Proportionen seines Gesichtes unsympatisch, dieser ausgewogene Bürstenhaarschnitt, dieser Gesichtsausdruck, der zwischen Unsicherheit und Brutalität schwankte, sondern mich störte auch, dass er einen SUV fuhr. Auf Statussymobole war er gepolt, wobei es sicherlich kritisch ist, alle SUV-Fahrer mit vorgefertigten Charaktertypen zu belegen. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Er war eine seltsame Mischung aus preußischer deutscher Korrektheit und einer Regungslosigkeit, die ihn nur allmählich in eine ruckartige Bewegung versetzte. Ich hatte ihn nie lachen sehen. Wenn wir uns im Supermarkt über den Weg liefen, grüßte er nicht. Prinzipiell war dies nicht schlimm, denn es gibt keinen Zwang, dass mir alle Mitmenschen sympathisch sein müssen. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Eigentlich hatte ich auch keine Berührungspunkte mit ihm. Und eigentlich war es eine Frauenbekanntschaft und keine Männerbekanntschaft. Bestimmt drei oder vier Jahre hatten die Frauen sich nicht gesehen. Unvermitteltes Treffen vor der Raiffeisenbank, kurze Plauderei, Schnellabriss über Geschehenes. Meine Frau und ihre Bekannte hatten sich über unsere Kinder kennen gelernt, als diese während der Grundschulzeit miteinander spielten. Danach brach der Kontakt unter den Kindern ab, während sich die Frauen gelegentlich im Ort sahen und gerne miteinander quasselten.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Wir Männer sind eine Randerscheinung, wenn Termine der Kinder über die Frauen abgesprochen werden. Sie war nett, zuvorkommend, umgänglich, sympathisch, im Gegensatz zu ihrem Mann. Er arbeitete bei den Stadtwerken, leitete ein Team und war mächtig im Streß, auch an Wochenenden, wenn Leitungen entstört werden mussten. Der Streß hatte ihm so sehr zugesetzt, dass sein Magen rebellierte. Er verweigerte die Nahrungsaufnahme, so dass er nur noch wenige Brotsorten verdauen konnte.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Er litt. Die Phasen nahmen zu, dass er krank geschrieben war. Momentan war dies auch so, dass er häufiger krank geschrieben war, als dass er arbeitete. Sie litt genauso, sich um ihren kranken Ehemann zu kümmern. Selbst als ihr Ehemann noch gesund war, machte sie einen leidenden Eindruck, denn ihre Mutter war in einem dreißig Kilometer entfernten Pflegeheim untergebracht.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Persönliche Schicksale können tragisch und schlimm für alle Betroffenen sein. Diesmal kam es anders. Die Wendung war vollkommen unerwartet. Seine Mutter war gestorben. Einige Monate später erzählte er seiner Ehefrau von einem Gerichtstermin. Worum es ginge, fasste sie nach. Um Erbschaftstreitigkeiten. Ob sie ihm dabei helfen könne und mit seinen Geschwistern etwas klären könne. Nein, dies sei nicht nötig, er würde selbst mit seinen Geschwistern reden, um die Unstimmigkeiten zu bereinigen.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Dazu kam es nicht, denn seine Magenkrankheit fesselte ihn erneut an sein Bett. Also nahm sie Kontakt mit seinen Geschwistern auf, um die Meinungsverschiedenheiten wieder ins richtige Lot zu bringen. Es ging um 50.000 €. Ihr Mann hatte mit der Faust auf den Tisch gehauen. Kerngesund, war er mit einem Mal zu einem Energiebündel geworden. Er meinte es ernst, er zeigte Durchsetzungsvermögen und Entschlossenheit, die Euros brachten ihn in Fahrt. Solche Charaktereigenschaften hatte sie als Ehefrau nie kennen gelernt.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">50.000 € forderte er von seinen Geschwistern, und die Klage hatte sein Rechtsanwalt bereits beim Amtsgericht eingereicht. Sie platzte aus allen Wolken. Ihr Mann war hartnäckig, unversöhnlich, stur, unzugänglich. Sich an den Vorgaben des Erbrechts orientierend, hatten seine Geschwister ein Angebot nach dem anderen gemacht, sich zu einigen, er hatte aber stets abgelehnt.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Sie fühlte sich wohl bei seinen Geschwistern, die vernünftige Menschen waren, mit denen sie reden konnte. Kleinigkeit für Kleinigkeit kochte hoch, was für ein Ekelpaket ihr Mann war. Weil ihr alles dermaßen unangenehm war, verschwieg sie gegenüber meiner Frau die meisten Begebenheiten. Mit einer Ausnahme: ihre Geschwister erzählten ihr von einem Kreditvertrag, den sie mit unterschrieben hatte. Ganz dunkel in den hintersten Zellen ihres Gehirns erinnerte sie sich, das da mal etwas war. Sie stellte ihren Mann zur Rede. Ja, den Kredit habe es gegeben. Aber er sei seiner Ehefrau gegenüber nicht verpflichtet, Rechenschaft abzugeben. Er sperrte sich. Was mit dem Geld geschehen war, blieb sein Geheimnis.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Das war der Anfang vom Ende. Das Vertrauen war futsch. Sie hatte sich getäuscht, wie abgebrüht er war und was für einen kalten und seelenlosen Typen sie geheiratet hatte. Nach mehr als zwanzig Ehejahren zog sie aus.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Sie darf sich auf einen langen Unterhaltsprozess einstellen. Sie jobbt nur auf 450 €-Basis und Unterhalt wird er nicht zahlen. Bereits im Vorfeld haben sich ihre Kinder darauf eingestellt, dass sie von ihrem Vater kaum finanzielle Unterstützung zu erwarten haben. Beide hätten gerne studiert. Aber sie haben es vorgezogen, finanziell abgesichert eine Ausbildung zu beginnen.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Der Abriss des Geschehenen war kurz, gelöst und unverkrampft. Die unsympathischen Begegnungen, an die ich mich erinnere, haben sich zu einem Ekelpaket entwickelt, um das wir alle einen weiten Bogen machen sollten</span><span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 10.0pt; line-height: 115%;">.<o:p></o:p></span></div>rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com7tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-60213373914686771072014-03-29T16:06:00.000-07:002015-01-02T05:04:15.624-08:00898<br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEitWSYouUheYSYCFs0LXA6RM2PwFGTINVDzoatBQCOWBXUQttkYpsLePMvQVYsd1u2AL94VTBJOsdXMcdv_NbM7qispnEs5et4TMz31QzgM25ZvsTkNjeO6CGD0cVSKCA4PC_vzOChamXA/s1600/DSCN7791a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEitWSYouUheYSYCFs0LXA6RM2PwFGTINVDzoatBQCOWBXUQttkYpsLePMvQVYsd1u2AL94VTBJOsdXMcdv_NbM7qispnEs5et4TMz31QzgM25ZvsTkNjeO6CGD0cVSKCA4PC_vzOChamXA/s1600/DSCN7791a.jpg" height="238" width="320" /></a></div><div class="MsoNormal"><br /></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">… bei dem Alter dieser Kirche halte ich inne. Ich überlege. Im Rheinland fällt mir nur der Aachener Dom ein, der älter ist, denn sein Bau wurde im Jahr 796 begonnen. Alle romanischen Kirchen Kölns sind jüngeren Datums, erbaut um das Jahr 1000 oder später. Mit dem Baubeginn im 13. Jahrhundert ist der Kölner Dom ohnehin bei weitem nicht so alt. 898 wurde St. Jakob in Wachtberg-Werthhoven in einer Schenkungsurkunde erwähnt. Der Bau dieser Kirche fällt mitten in die karolingische Epoche hinein, als das Christentum zu Beginn des Mittelalters Fuß fassen konnte.</span></div><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEizEblOUqyVa9Kk_c4LmQD3SBuFRQrkwTio4rWGuZ_rxE6ovHLqmwwpKabghqs0TbbwUOe1hJ-fZANknjef96OnnOmVqbuVZ_b2Z8CAXWHcSmbqH9f2AdyQVfQS9n0k1f2Pf0sRpiHjif8/s1600/DSCN7785a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEizEblOUqyVa9Kk_c4LmQD3SBuFRQrkwTio4rWGuZ_rxE6ovHLqmwwpKabghqs0TbbwUOe1hJ-fZANknjef96OnnOmVqbuVZ_b2Z8CAXWHcSmbqH9f2AdyQVfQS9n0k1f2Pf0sRpiHjif8/s1600/DSCN7785a.jpg" height="238" width="320" /></a></div><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhbdB3tH3LjeJ6BCBo0W_Jw4FCZe_ps4pu5xKGTQPvQnE-avslJ1bAjXS8pS8QXpzXg6I6bODe7p57C4m0aQHhlhYDEXiTEWqoAFiZM4ckTOw-DYDNhJ30kUVTPWeaj_q7k4EGe9-GwAXw/s1600/DSCN7786a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhbdB3tH3LjeJ6BCBo0W_Jw4FCZe_ps4pu5xKGTQPvQnE-avslJ1bAjXS8pS8QXpzXg6I6bODe7p57C4m0aQHhlhYDEXiTEWqoAFiZM4ckTOw-DYDNhJ30kUVTPWeaj_q7k4EGe9-GwAXw/s1600/DSCN7786a.jpg" height="238" width="320" /></a><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiobXE1DvfSaFvErb-XqJRAkC0gx31taoF5bez78hHfOpVKaqKG2itNJaGqIloFldt_kTrdlsw0Hu4fG56OMlfhPOonckaL166Vluakj8EldUGW-ZYrAVgLbaa3si0ESh6F0Zpbfh7bwPY/s1600/DSCN7784a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiobXE1DvfSaFvErb-XqJRAkC0gx31taoF5bez78hHfOpVKaqKG2itNJaGqIloFldt_kTrdlsw0Hu4fG56OMlfhPOonckaL166Vluakj8EldUGW-ZYrAVgLbaa3si0ESh6F0Zpbfh7bwPY/s1600/DSCN7784a.jpg" height="320" width="238" /></a></div><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhzbFtiVFzK2jicCSzz14lKuhlUugLHfVNeJ5iKt9fRf0ewlWFWWP4fJK1NRes5AC8tJ2WSFYwp7PMpO9Qpx9RpAVl78uuQc3_vp3nWD6EGwcAG3b3kXC5QgbJYsfpeob4J2SRTLLPnKQM/s1600/DSCN7788a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhzbFtiVFzK2jicCSzz14lKuhlUugLHfVNeJ5iKt9fRf0ewlWFWWP4fJK1NRes5AC8tJ2WSFYwp7PMpO9Qpx9RpAVl78uuQc3_vp3nWD6EGwcAG3b3kXC5QgbJYsfpeob4J2SRTLLPnKQM/s1600/DSCN7788a.jpg" height="320" width="238" /></a><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiQB36w7l-YChkejNLePQNcVGfYJN_d0fLrfya82Ci2cVX3BN47Vi6sQ1g7BLzwAXUV8PBgXQl9glPh12oqzUbUQh49qMK8y0al90pTeAxusktssX95iLWYeppYmj0xc9lPl1AVkvS9o9Q/s1600/DSCN7789a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiQB36w7l-YChkejNLePQNcVGfYJN_d0fLrfya82Ci2cVX3BN47Vi6sQ1g7BLzwAXUV8PBgXQl9glPh12oqzUbUQh49qMK8y0al90pTeAxusktssX95iLWYeppYmj0xc9lPl1AVkvS9o9Q/s1600/DSCN7789a.jpg" height="320" width="238" /></a></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">Der Kirchenbau in Wachtberg-Werthhoven, fünfzehn Kilometer südwestlich von Bonn, ist klein. Nach 898 wahrscheinlich mehrfach umgebaut, hat sie ihr kleines Aussehen erhalten, zumal die Anzahl der Christen im 9. Jahrhundert noch sehr übersichtlich war.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj-mMtNZamrO8Es0ctIFGPvhEOuSTCj_BKIy5lRBclEofColRn9g7QnYmmuqgN1dxECk4qllONfvateNjBejUXL6xSGef-pUR1nYGRpSO5OPLSXU3cStYSm9j1DjlpzwL3_ZNzi5fPoa8k/s1600/DSCN7796a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj-mMtNZamrO8Es0ctIFGPvhEOuSTCj_BKIy5lRBclEofColRn9g7QnYmmuqgN1dxECk4qllONfvateNjBejUXL6xSGef-pUR1nYGRpSO5OPLSXU3cStYSm9j1DjlpzwL3_ZNzi5fPoa8k/s1600/DSCN7796a.jpg" height="320" width="247" /></a><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjlJ7MesXIt1n4acodQd6mocjF72vMPQADSqtvE0oaTWi-L0V4OdNL2QrB0O_i-XpZfBMCKw9kvOW8KTNyf9v8ZVd5HO0-pFWrj8iR6ZWws_bvvVMlnuewTURvR3sEuLub9SPO-dyghc_k/s1600/DSCN7794a.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjlJ7MesXIt1n4acodQd6mocjF72vMPQADSqtvE0oaTWi-L0V4OdNL2QrB0O_i-XpZfBMCKw9kvOW8KTNyf9v8ZVd5HO0-pFWrj8iR6ZWws_bvvVMlnuewTURvR3sEuLub9SPO-dyghc_k/s1600/DSCN7794a.jpg" height="238" width="320" /></a></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: Times, Times New Roman, serif;">Leider war die Kirche verschlossen. Daher habe ich die Pietà aus dem 15. Jahrhundert sowie den Altar mit dem Patron der Kirche, dem Heiligen Jakob (links), von der Hinweistafel vor der Kirche abfotografiert.</span><span style="font-family: Tele-GroteskNor;"><o:p></o:p></span></div>rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com9tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-55400291397328449302014-03-28T01:44:00.000-07:002015-01-02T13:26:45.892-08:00Küstenmacher/Seiwert - Simplify your Life<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhTl3cJUC99K0mWZTWyCz2ILr5oo19iHOmfBWN6aw9sx2_iLW9g28fzPKCgZkhp_UsQqBiIMBbDiMsvkP9KQLuwwwFD_3AAClAQDUudDPvVAwbdNntft29yaiO8caW6xQprDac05hzsdbk/s1600/1180799.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhTl3cJUC99K0mWZTWyCz2ILr5oo19iHOmfBWN6aw9sx2_iLW9g28fzPKCgZkhp_UsQqBiIMBbDiMsvkP9KQLuwwwFD_3AAClAQDUudDPvVAwbdNntft29yaiO8caW6xQprDac05hzsdbk/s1600/1180799.jpg" height="320" width="207" /></a></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Voller Leichtigkeit, unvoreingenommen, daher schwebend, über den Dingen stehend, wer möchte so nicht durch den mit lauter Kompliziertheiten aufgeblähten Alltag schreiten ? Wenn wir ein Technik-Freak sein müssen, um uns durch Bedienungsanleitungen zu kämpfen, wenn wir ein Jura-Studium absolviert haben müssen, um die Information unserer Hausbank über die Änderung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen zu verstehen, oder wenn Reparaturrechnungen Unsummen verschlingen, wenn die Elektronik in unserem Auto den Geist aufgegeben hat.<o:p></o:p></span></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">„Simplify your Life“ weckt eine hohe Erwartungshaltung und der Inhalt erfüllt sie auch. Voller Leichtigkeit, daher schwebend, ist das Buch zu lesen. Vereinfachend, beginnt das Buch beim Stil. Es werden keine Fremdwörter gebraucht, der Leser wird nicht mit Querverweisen auf Geschichtsepochen, große Ereignisse, große Persönlichkeiten oder philosophische Abhandlungen belastet. Von Anfang bis Ende fließt der Stil dahin, so dass Jedermann und Jedefrau ihn verstehen kann. Davon kann auch ich als Blogger viel lernen. </span></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Die Kernbotschaft von „Simplify your Life“ ist, dass unsere Umwelt zu aufgebläht und viel zu kompliziert ist. Uns umgibt ein Apparat von Dingen, von denen wir einen großen Teil gar nicht brauchen. Diese Kompliziertheiten haben Eingang in unsere Persönlichkeit und unser Handeln gefunden. Es gilt, diese Kompliziertheiten wieder loszuwerden, um zu unseren Grundstrukturen zurückfinden. Theologen würden dies als Katharsis bezeichnen.<o:p></o:p></span></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">„Simplify your Life“ erreicht dies über eine Pyramidenstruktur. Über Sachen, Finanzen, Zeit, Gesundheit, Beziehungen, Partnerschaft führt der Weg stufenweise zum Gipfel der Pyramide, zur eigenen Persönlichkeit, zum inneren Kern, der sich selbst vereinfacht. Die Vision des Buches, den Sinn des Lebens zu entdecken, bildet einen Spannungsbogen: als Mensch werden wir uns verändern, wir werden neue Kontinente entdecken, aus neuen Quellen der Kraft werden wir schöpfen. Wir werden uns wohlfühlen, andere werden uns lieben und schätzen. Die zentrale Behauptung, dass viele Menschen den Sinn des Lebens nicht finden, weil sie zu komplizierte Fragen stellen, finde ich schlichtweg genial. Über Dinge, Beziehungen, Partnerschaft haben sich Verhaltensweisen eingeschlichen, die wir nicht mehr hinterfragen. Manches blockiert uns, weil die dahinter liegenden Strukturen zu kompliziert sind.<o:p></o:p></span></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">„Simplify your Life“ ist keine „Katharsis“ in theologischem Sinne durch Gebet, Fasten oder Beichte, sondern ist ein komplett neuer Ansatz, der die Arbeitswelt mit zu Hause und der Freizeit verbindet. „Simplify your Life“ ist als Leitfaden oder Konzept angelegt, wie wir einfacher leben lernen können. Das ist pragmatisch, weil von unten die Alltagsnöte und Alltagsprobleme betrachtet werden. So kommen die ersten Stufen der Pyramide zustande: aufräumen, klare Strukturen im Haus schaffen, in der Arbeitswelt Konzentration auf wichtige Themen, mit den Schranken von Besitz, Geld und Zeit umgehen lernen. Das bedeutet natürlich nicht, dass eine wunderbarer Geldsegen einsetzt, damit wir uns alles leisten können. Wir müssen uns konzentrieren lernen auf unsere wirklichen Bedürfnisse und nicht auf das, was uns von außen eingeredet wird. Diese sind oftmals frei von wirtschaftlichen Zwängen.<o:p></o:p></span></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Stark sind die Kapitel über den Neid und über den Ärger. Neid ist als Gefühl negativ belegt; oft sind es Dinge, die sich andere leisten, die Neid erzeugen, und die man ihnen nicht gönnt. „Simplify your Life“ dreht den Blickwinkel um. Dass nämlich andere hart dafür arbeiten mussten, um sich diese Dinge zu leisten. Wären wir selbst bereit gewesen, diesen Zeitaufwand zu investieren ? Wofür investieren wir selbst Zeitaufwand ? Wenn wir nur investieren und kein Ergebnis zu sehen ist, ist die Zeit vergeudet. Wenn die investierte Zeit einen Nutzen gebracht hat, sollten wir ihn auch erkennen und auf die selbst erreichten Ziele stolz sein. Neid kann genauso ein Indiz sein, dass wir unsere eigenen kreativen Potenziale nicht ausleben.<o:p></o:p></span></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Wenn wir uns ärgern, sind es oft unsere Mitmenschen, über die wir uns ärgern. „Simplify your Life“ dreht hier genauso den Blickwinkel um. Wir ärgern uns über Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen unserer Mitmenschen. Daher entwerfen wir von unseren Mitmenschen ein Bild, wie sie sein sollten, um unseren Vorstellungen zu entsprechen. <o:p></o:p></span></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Wollen wir dies ? Als gestandener Mittfünfziger habe ich meine Probleme damit, wenn ich mich verbiegen soll, um so zu sein, wie andere es haben wollen. Auf meiner Bücherliste, was ich gerne lesen möchte, schiebe ich zwei Bücher vor mir her, die genau in diese Richtung gehen: „Dürfen wir so sein, wie wir sind ?“ von Jürgen Wiebicke und „Du sollst nicht funktionieren“ von Ariane von Schirach. „Simplify your Life“ plaziert dazu die zentrale Botschaft: „Du sollst nicht über Deinen Mitmenschen urteilen“. Zudem sind solche Urteile meist negativ belegt, dass wir anfangen herum zu nörgeln, wie schlecht die anderen sind und dass sie nur noch Laster kennen und keine Tugenden.<o:p></o:p></span></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Der schwierigste Balance-Akt in diesem Buch ist das Thema Partnerschaft. Die gesellschaftlichen Rollen von Mann und Frau befinden sich in einem historischen Umbruch, Mann und Frau bewegen sich längst auf Augenhöhe, Mann und Frau wollen gegenseitig alles: Erfolg im Beruf, viel Freizeit, materielle Unabhängigkeit, erfüllte Sexualität, lebenslange Verliebtheit, wunderbare Kinder … Noch nie war die Partnerschaft so überfordert wie heute. Nichts geht ohne den Partner, viel miteinander reden, geben und nehmen, den anderen verstehen: auf 26 Seiten versucht „Simplify your Life“, das Thema Partnerschaft in einfache Bahnen zu lenken, worüber ansonsten massenweise Bücher geschrieben worden sind. Diese 26 Seiten werden an ihre Grenzen stoßen, da manche Partnerschaften komplett anders gestrickt sind.<o:p></o:p></span></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Voller Leichtigkeit, unvoreingenommen, daher schwebend, über den Dingen stehend, liest sich „Simplify your Life“ bis zum Schluß. Dort wird der innere Wesenskern der eigenen Persönlichkeit erreicht. Diese Sichtweise ist neu und befreiend. Alleine durch das Lesen des Buches sind mir diverse Alltagszwänge, die wir nicht näher hinterfragen, bewusst geworden.<o:p></o:p></span></div>
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<span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">„Simplify your Life“ setzt auf Tipps, Methoden, Alltagssituationen auf. Das ist das schöne an diesem Buch, dass es so praxisorientiert ist, dass wir sofort damit beginnen können. Denn die meisten Menschen verschwenden zu viel Zeit auf den Wunsch, das Leben solle anders sein als es ist.<span style="font-size: x-small;"><o:p></o:p></span></span></div>
rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com10tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-45028877213261000882014-03-24T14:51:00.000-07:002015-01-02T05:04:15.711-08:00Formlos (7) - Begegnung mit einem Hund<span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Friseurtermin. Zehn Minuten war ich zu früh – das war eher ungewöhnlich. Ich hockte mich hin, machte es mir auf dem Sitzelement aus Leder gemütlich. Die Blätter der Boulevardpresse, die sich auf der linken Seite stapelten, ließ ich unbeachtet. Die schwere Eingangstüre war in ihren Eisenrahmen zurückgefallen. Ein Stimmengewirr kämpfte gegen einen Föhn, der aus Leibeskräften pustete, und Friseuse und Kundin schafften es irgendwie, sich zu entwirren und sich gegen die Lautstärke miteinander zu verständigen. Haare standen zu Berge und fügten sich danach in die Kunst einer Frisur mit wohl geformten Proportionen und einer vollendeten Schönheit, die beide, die Kundin und die Friseuse, mit einem zufriedenen Lächeln registrierten, als das Meisterwerk fertig war.</span><br /><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Ich beobachtete, nutzte den Freiraum, um die Fingerfertigkeit zu bestaunen, was Friseure tagtäglich leisten. Ihre Arbeit hatte objektiv einen Wert, und sie wussten, was sie mit ihrem Stehvermögen und mit ihrer Schere in der Hand am Ende des Tages geleistet hatten. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Nebenher bemerkte ich, wie sich zwei Pfoten auf der Kante des Ledersitzes vorwärts tasteten. Schüchtern verharrten die Tatzen auf der Stelle, ein Kopf streckte sich in die Höhe, zwei Hundeaugen schauten mich voller Sehnsucht an. Sie durchbohrten mich mit ihrem Blick, so sehr hatten sie sich an meiner sitzenden Gestalt fest gehakt. Ich rätselte, war voller Skepsis, wusste nicht, ob ich hinschauen sollte, denn ich war auf Katzen gepolt und nicht auf Hunde.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Eine Katze hatte sich bei meinen Eltern stets zu Hause gefühlt. Über mehrere Jahrzehnte haben wechselnde Katzen meine Schwiegereltern begleitet. Nach langem Werben unseres kleinen Mädchens haben wir es seit einem Jahr geschafft, dass wir stolze Besitzer einer Katze und eines Katers sind. Das gibt unserem Leben einen zusätzlichen Schub an Lebensfreude, wenn sich unser Kater abends auf meinen Schoß setzt, wenn ich sein samtweiches Fell streichele, wenn er schnurrt, als ob er einen Motor einschalten würde, und wenn er wohlwollend seinen Schädel gegen meine streichelnde Hand reibt.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Nun also ein Hund. Mit Rassen kenne ich mich überhaupt nicht aus. Das war ein Pudel im Kleinformat. Die Ohren waren rund und hingen nicht herab. Das Fell war weiß, mager und lückenhaft, so als wäre ihm ein Stück geklaut worden. Oder es war eine Katze im Großformat. Nase, Mund und Ohren lagen dicht beisammen, und der Körper war vielleicht doppelt so groß wie eine Katze.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Der Fehler im nächsten Moment war fatal, denn ich behandelte diesen Hund, der vor sich her schlummerte und wartete, dass etwas geschah, wie eine Katze. Ich streichelte sein Fell. Das hatte mit dem Fell einer Katze ungefähr so viel zu tun wie Helene Fischer mit AC/DC oder der TuS Königswinter-Oberpleis mit der Ersten Fußball-Bundesliga. Ich griff in eine gebürstete Masse hinein, die sich sträubte. Meine Hand rutschte über das Fell hinweg, und in diesem Moment verhielt sich der Hund sogar wie unser Kater, denn er sprang auf meinen Schoß, wie durch fremde Geisterhand gesteuert.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Er äußerte sogar sein Wohlbefinden, schnupperte, fing an zu lecken, genau in mein Gesicht hinein. Er fuhr nicht seine Krallen aus – so wie ich es von unseren Katzen kannte – denn er besaß keine. Was unseren Katzen die Krallen bedeuteten, das waren seine Zähne. Sein Mund öffnete sich, und stolz bleckte er sein Gebiß entgegen. In Zacken formierten sich seine Zähne nebeneinander, vier Augen standen sich frontal gegenüber.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Ich spürte Angriffslust in den schwarz getünchten Pupillen. Ich bin an Katzen gewöhnt. Mit Hunden verbinde ich einige negative Erlebnisse. Meine erste Freundin hatte einen winzigen Rehpincher, der mich permanent anbellte, so dass wir uns kaum unterhalten konnten. Viele Jahre später, lief mir beim Joggen ein Hund hartnäckig hinterher und zerriss mit seinem Gebiß meinen Trainingsanzug. Es stört mich heutzutage, wenn sich zwei Hunde begegnen und dann endlos und laut anbellen. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Seine Zähne bissen zu. Entschlossen, aber auch verspielt. Zuerst bissen sie sich zwischen meinen Fingern fest, kauten darauf herum, als wollten sie eine Wurst verspeisen. Die Bisse wurden härter, schmerzten aber nicht und wichen zurück. Ich war entsetzt. Weil ich nicht wusste, wie ich reagieren sollte, kraulte ich vor lauter Verlegenheit seine schlappe Haut, die sein Fell sein sollte. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Der Hund hatte sich auf meinem Schoß eingenistet und knabberte an mir herum. Seine Zähne bissen in das hinein, was ihnen in die Quere kam. Nun war mein Pullover an der Reihe. Das Gebiß fraß sich in das rot-weiß-graue Muster hinein, drehte den Kopf nach oben, die Zähne rissen zwischen den Fäden des Pullovers herum. Das reichte. In diesem Moment hätte ich diese doppelte Katzengröße, die ein wild herum fressendes Monster war, in die Hölle gewünscht.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">„Platz“ erlöste mich die Chefin des Friseur-Salons, die erst jetzt mitbekommen hatte, dass das Treiben ihres Vierbeiners eskalierte.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Der Hund gehorchte. Augenblicklich sprang er auf den Bistrot-Stuhl, blickte schüchtern wie ein Unschuldslamm und hockte sich auf seine Hinterpfoten. Der Schreckensmoment war verflogen, und nun sah er wieder so treu und so streichel-bedürftig wie unsere Katzen aus.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">„Sie dürfen nicht anfangen, ihn zu streicheln. Dann werden Sie ihn nicht wieder los. Entschuldigung. Habe einen Moment nicht aufgepasst.“<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Die Aufregung war vorüber. Wenn ich tiefere Einblicke in Vierbeiner habe, dann sind es Katzen. Und nicht Hunde.</span>rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com4tag:blogger.com,1999:blog-7883344172693178922.post-81494911554970505202014-03-20T07:06:00.000-07:002015-01-02T05:04:15.782-08:00Selfkant 1949<span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Parallelen zur Krim gibt es nicht. Aber die Ereignisse auf der Krim haben mir den Anstoß gegeben, dass wir so etwas auch im Rheinland hatten: eine Annexion deutscher Gebiete, sogar noch viel undemokratischer, ohne dass die betroffenen Einwohner das Recht hatten, auf einem Zettel ein Kreuzchen zu machen, zu welchem Staat sie denn gehören wollten.</span><br /><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Vorangekündigt und von den Alliierten gebilligt, marschierte die „Koninglijke Maréchaussée“, das war die Niederländische Militärpolizei, ein. Das mussten höchst merkwürdige Szenen gewesen sein, wie Jeeps in die Straßen eindrangen, wie die Militärpolizei mit Gewehren patrouillierte, wie sie deutsches Staatsgebiet besetzte und wie die eingeschüchterte Bevölkerung zum Schweigen verdammt war. Unglaubliches spielte sich im Rheinland ab, am 29. April 1949. Militärische Gewalt des Nachbarstaates setzte sich in der Gemeinde Selfkant durch, das sind zehn Dörfer in der äußersten westlichen Ecke unserer Republik, rund dreißig Kilometer nördlich von Aachen.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Formal und in der Sache hatte dies sogar seine Ordnung. Wie in so vielen anderen Staaten, hatten die Nationalsozialisten die Niederlande mit den Schrecken des Zweiten Weltkrieges überzogen. Sie hatten nicht nur Städte wie Rotterdam bombardiert und dem Erdboden gleich gemacht, sondern sogar in s’Hertogenbosch ein eigenes Konzentrationslager gebaut, um den Völkermord an den Juden zu perfektionieren.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Die Niederlande wollten Wiedergutmachung und sich auf Augenhöhe mit den übrigen Siegermächten bewegen. Frankreich erhielt Elsaß und Lothringen zurück, zusätzlich sogar das Saarland. Daraufhin formulierten die Niederlande ihre eigenen Entschädigungsansprüche: die Städte Osnabrück und Oldenburg sollten eine Niederländische Exklave in deutschem Staatsterritorium werden. Doch den Alliierten war dies eine Nummer zu groß. Sie strichen die Niederländischen Ansprüche zusammen. Klein- und Kleinstgebiete blieben übrig, damit es nicht den Anschein haben könnte, sie hätten diese Ansprüche ignoriert. Auf dem grünen Tisch, mit geschärftem Blick auf die Landkarte, zwackten sie den „Katzenkopf“ ab. So nannten die Selfkanter selbst den Zipfel ihres Gemeindegebietes, welches in die Niederländische Landkarte hinein ragte. Außer dem Selfkant war es noch Elten nördlich von Emmerich und Suderwick im Kreis Borken. Die 69 Quadratkilometer deutsches Staatsgebiet, die wegfielen, konnten somit vernachlässigt werden. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">So marschierte am 29. April 1949 die „Koninglijke Maréchaussée“ in den Selfkant ein. Tüddern, das war der Standort der deutschen Gemeindeverwaltung, wurde zum „Drostambt“ umgeschwenkt, das war die Niederländische Mandatsverwaltung. Dort wurde die Niederländische Flagge gehisst und in den Empfangsräumen ein Porträt der Niederländischen Königin aufgehängt. Die Selfkanter argwohnten schlimmes, denn bald durften sie die Mandatsverwaltung aufsuchen: ihre Pässe mussten sie ergänzen lassen, denn ihre deutsche Staatsangehörigkeit wurde mit blumigen Worten umschrieben: „wordt behandeld als Nederlander“. Die Zollkontrollen mit dem Schlagbaum wurden rund sechs Kilometer nach Osten verlegt. Das war noch weit in der Zeitrechnung vor dem Schengener Abkommen. „Strippen“, so nannten die Deutschen jenseits der Grenze in Gangelt, Waldfeucht, Geilenkirchen oder Heinsberg die Grenzkontrollen. Der Niederländische Zoll hatte einen eigenen Raum für Leibeskontrollen. Bei der Einreise nach Deutschland wurde der Körper abgetastet, ob nicht ein paar Schachteln Zigaretten oder ein Paket Kaffee eingekauft worden war. <o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">D-Mark und Pfennig waren Vergangenheit. Anstatt dessen mussten die Selfkanter mit Gulden und Cent bezahlen. Nordrhein-Westfalen war genauso Vergangenheit. „Welkom in de Provincie Limburg“ begrüßten einen Schilder mit dem Landeswappen des Löwen des alten Herzogtums Limburg, wenn Deutsche hinter dem Schlagbaum in den Selfkant fuhren. Lehrer aus der Provinz Limburg wechselten umgekehrt in den Selfkant, um neben der deutschen die Niederländische Sprache in den Schulen zu unterrichten.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Die Selfkanter nahmen dies gelassen hin. Auf der Ebene des Dialektes verstand man sich ohnehin, denn Selfkanter Platt und Limburger Dialekt in Sittard oder Brunssum gehen fließend ineinander über. Die Selfkanter standen sich sogar besser, was Instandsetzungen der Infrastruktur betraf. Die Kriegszerstörungen waren in den Niederlanden eher gering, so dass Gelder zur Instandsetzung von Straßen und öffentlichen Gebäuden rasch flossen. Die Niederländer beherzigten die humanistischen Ideale des Erasmus von Rotterdam. Sie waren tolerant, respektierten die deutsche Bevölkerung, und Deutsche und Niederländer hatten im Selfkant nie Probleme damit, miteinander umzugehen.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Überraschendes tat sich dann am 1. August 1963. Die Niederlande und Deutschland hatten sich darauf geeinigt, dass der Selfkant (genauso wie Elten und Suderwick) gegen eine Zahlung von 280 Millionen D-Mark nach Deutschland zurückkehrten.<o:p></o:p></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Das war weniger überraschend für Deutsche und Niederländer, denn diese verstanden sich im „Katzenkopf“ sowieso bestens, sondern für den Zoll. Häuser, Scheunen, Säle, Lager, kurzum, alles, was Platz hatte, wurde mit Waren vollgestopft. Ganze Kaffeeplantagen, Teeplantagen und Tabakplantagen, dazu Schnaps, wurden dorthin geschafft. Händler deckten sich mit der Ware ein, die in den Niederlanden weitaus niedriger besteuert wurde. Ganze LKW-Züge warteten mit Eiern oder Gurken, bis die Grenze fiel. Der Schmuggel war perfekt, als vom 31. Juli auf den 1. August ganz einfach das Staatsgebiet wechselte. Ohne die Ware bewegen zu müssen, stieg ihr Wert um ein Vielfaches.<span style="font-size: x-small;"><o:p></o:p></span></span></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;"><br /></span></div><div class="MsoNormal"></div><div class="MsoNormal"><span style="font-family: 'Times New Roman', serif; line-height: 115%;">Der Schaden wurde damals auf 60 Millionen DM geschätzt. Zum Glück für die Schmuggler, schaffte der Gesetzgeber es nicht, die Abgabenordnung zu ändern. Die Mühlen der Gesetzgebung mahlten langsam. Am 23. Juli 1963 wurde im Bundestag eine Rechtsverordnung zur Nacherhebung von Verbrauchssteuern und Zoll verabschiedet. Vorschriften zu Verbrauchssteuern und Zoll sind aber Ländersache und müssen von diesen umgesetzt werden. Danach drehten sich die Diskussionen zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen und dem Bund im Kreis, ohne dass sie zu einem Ergebnis führten. So lange, bis der 1. August verstrichen war.<span style="font-size: x-small;"><o:p></o:p></span></span></div><br />rheinland-bloggerhttp://www.blogger.com/profile/11531150233517521024noreply@blogger.com6