Montag, 31. Dezember 2012

frohes neues Jahr 2013 !


Wir sind in diesem Jahr alleine und machen uns einen gemütlichen Silvesterabend. Freunde, mit denen wir langjährig gefeiert haben, sind in diesem Jahr das zweite Mal ins Kloster gegangen. Andere Freunde aus dem Saarland haben uns kurz vor Weihnachten abgesagt. Einen Freund, den unser Sohn zeitweilig mitgebracht hatte, feiert auch irgendwo anders.


Auf ein Silvesterbuffet haben wir verzichtet.



Geknallt und geböllert wird dieses Jahr auch nicht.


Im neuen Jahr lassen wir uns die Neujahrsbrezel schmecken.



Ich wünschen allen Lesern und allen anderen, die ich kenne, ein frohes neues Jahr 2013 !

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Bombenanschlag


Morgenstund’ hat Gold im Mund, dachte ich mir, als ich unbeschwert durch die Fußgängerzone radelte. Bis mir der Schreck in die Glieder fuhr: kurz vor acht radelte ich zwei Polizisten geradewegs in ihre offenen Arme.

Wieder eine Ordnungswidrigkeit. Ich ärgerte mich, dass ich die beiden Polizisten nicht früher gesehen hatte. Doch ihre Reaktion verblüffte mich: „Gucken Sie besser, dass Sie die Bomben finden“ meinte der eine in einem Singsang von Bonner Dialekt, der mit seinem melodischen Tonfall beruhigend auf mich wirkte.

Der Polizist hatte bestimmt Recht. Nach dem missglückten Bombenanschlag, der nun eine Woche zurücklag, hatten sich die Prioritäten verschoben. Konnte man sich noch ohne Angst vor Terroranschlägen über den Weihnachtsmarkt bewegen ? Könnte nicht genauso irgendein Heiliger Krieger des Islam im Menschengewimmel von dem Glühweinstand eine Bombe zünden ?

Schrecklich.

Am Tage des Bombenfundes war der Schock ausgeblieben. Im Büro war ich im Internet auf die Bombe aufmerksam geworden. Mir waren mehr die praktischen Dinge vorgeschwebt. Ob öffentliche Verkehrsmittel fuhren oder ob ich mein Fahrrad nehmen musste, um durch die bleischwere Dunkelheit nach Hause zu fahren. Ich war erleichtert, dass die Straßenbahn fuhr, ich machte einen Abstecher zum Stoffladen, um knallrotes Band für die zu nähende Einkaufstasche zu kaufen, der anschließende Bus kam ohne nennenswerte Verspätung. Das hatte mich beruhigt.

Entsetzen und Grauen packten mich zwei Tage nach dem Bombenfund. In allen Medien geisterte die Schlagzeile durch die Gegend, die Bombe sei an Gleis 1 gezündet worden, aber nicht explodiert. Ich war fassungslos. Als ich in Köln gearbeitet hatte, hatte ich regelmäßig an Gleis 1 auf meinen Regional-Express gewartet. Hier an Gleis 1 hätte Grausames geschehen können wenn die Bombe mit ihrer Sprengkraft die Menschenmasse in Fetzen aseinander gerissen hätte.

Bei den Ermittlungen der Täter sickerte nichts durch, was mich beruhigte. Tatverdächtige wurde wieder freigelassen. Der Generalbundesanwalt schaltete sich ein. Die Fahndung lief auf Hochtouren. Weitere Verdächtige am Tatort wurden gesucht. Widersprüchliches wurde in Rundfunk und Fernsehen gemeldet: ein Verdächtiger aus der islamischen Extremistenszene in Langenfeld wurde festgenommen, weil er sich weit entfernt von Gleis 1 aufgehalten hatte, es gab aber keinen Zusammenhang zum Bombenanschlag; aus seiner Anwesenheit wurde nun im Umkehrschluss die islamischer Extremistenszene in Verbindung gebracht (was für eine Logik !).

Was sollte das ? Die Erkenntnis, dass Bonn eine Hochburg islamischer Extremisten in NRW ist, war nichts Neues. Wer aufmerksam Tageszeitung liest, wurde regelmäßig über die Untergrundszene in Bonn informiert. Diese Beiträge hatte ich sogar gesammelt, um irgendwann darüber etwas in meinem Blog zu schreiben. Nun hatte ich Gelegenheit, dieses Thema aufzugreifen, aber vollkommen anders, als ich es mir vorgestellt hatte.

Der Weg führt in die Elendsviertel nach Islamabad, Khartum oder Algier, wo die Bevölkerung explodiert und wo insbesondere der jungen Generation keinerlei Perspektive geboten werden kann. Bombenbau, Sprengstoffattentate, Heiliger Krieg: diese Zielsetzungen klingen griffiger als die Volkswirtschaft in Gang zu bringen, die Massen mit Grundnahrungsmitteln zu versorgen, technischen Fortschritt zu implementieren oder Industrien anzusiedeln. Bombenbau, Sprengstoffattentate, Heiliger Krieg: was wir in Europa in der Reformation und danach an Glaubenskämpfen durchstehen mussten, wird nun rund 400 Jahre danach recycled, mit der neuen Religion des Islam angereichert und nach Europa zurück exportiert. Wie auf einer Ameisenstraße, sickert die Extremistenszene aus Pakistan, Somalia oder Mali nach Europa, schwappt in Ausbildungsläger in die Heimatländer zurück, fügt sich in Deutschland oder sonst wo wieder zusammen, Grüppchen und Splittergruppen formieren sich, in den Zeiten des Internet kann man grenzenlos planen und miteinander kommunizieren. Ja, sogar Anleitungen zum Bombenbau finden sich im Internet.

Salafisten habe sich mittlerweile bundesweit verbreitet. Deren Splittergruppen EZB (Einladung zum Paradies) und DWR (die wahre Religion) breiten sich in Bonn aus, ohne dass sie jemand daran hindert. Im April warben die Salafisten in Fußgängerzonen für neue Mitglieder, im Mai kam es bei einer Demonstration in Bonn-Mehlem zu Bürgerkriegs-ähnlichen Krawallen mit der rechtsextremen Partei ProNRW, als Karikaturen von Mohammed gezeigt wurden. Da zwei Polizisten mit Messerstichen verletzt wurden, wurden Salafisten inhaftiert und Strafverfahren eingeleitet.

Daher ist als Motiv für den Bombenanschlag auch ein Racheakt gegen das Durchgreifen der deutschen Justiz denkbar. In Blogs wird der deutschen Justiz vorgeworfen, dass sie mit den Nazis quasi zusammenarbeitet, weil ihr die Mittel des Rechtsstaates fehlen: http://unserekorruptewelt.wordpress.com/category/islam-hetze/
Sie sprechen von Hetzpropaganda gegen den Islam, Verbrechen im Islam wie das Zeigen von Mohammed-Karikaturen würden nicht geahndet.

Mit Islamisten und Salafisten und Extremisten findet der Verfassungsschutz ein breites Betätigungsfeld.

Mir war unwohl, als ich mein Fahrrad über den Weihnachtsmarkt schieben wollte. Grüppchen und Splittergrüppchen wollten uns mehr als 400 Jahre in das Mittelalter zurück katapultieren. Bilderstürmer, Protestanten ergriffen die Macht in katholischen Fürstentümern, Katholiken begingen Massaker an Protestanten, Dreißigjähriger Krieg. Offensichtlich arbeiteten bei uns in NRW islamische Kräfte daran, solche Zustände wieder herzustellen.

Dies tat mir Leid für unsere multikulturelle Gesellschaft, die ich als Bereicherung empfand. Am Tag der offenen Moschee hatte ich mir vor einiger Zeit eine Moschee von innen angesehen. Wunderbar ! Regelmäßig spazierte ich an Obst- und Lebensmittelläden aus dem vorderen Orient vorbei, die unvergleichlich bunt und farbenfroh wirkten. Auf unseren hiesigen Arbeitsmärkten waren Türken und andere islamische Arbeitskräfte begehrt wie nie. In unserer alten Nachbarschaft wohnte eine Familie mit zwei Kindern aus Syrien, mit denen wir uns gut verstanden hatten. Islam ? Ja, gerne. Aber bitte nicht diese Heiligen Krieger.

„Fahren Sie ruhig weiter durch die Fußgängerzone“ ließ der Polizist ruhig den Morgen angehen. „Ich könnte Ihnen auch ein Knöllchen verpassen, ich bin auch Fahrradpolizist … im Moment haben wir wichtigeres zu tun.“

Ich fuhr weiter, nutzte sein Angebot, morgens um 8 Uhr unbedrängt durch die Fußgängerzone radeln zu können. Danach war mir jedes Mal mulmig zumute, als ich über den Weihnachtsmarkt schritt. Islam versus Christentum. Wohin mochte diese Reise führen ?

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Glockentürme (7) - Lakenhal in Ieper / Belgien


Katzen von einem Glockenturm herunter werfen ? Das klingt unglaublich, es ist aber eine jahrhundertealte Tradition in Ieper in Belgien.

Zwischen 1200 und 1304 erbaut, ist die Lakenhal (=Tuchhalle) von Ieper eine der größten profanen Gebäude Europas im gotischen Stil. Die Lakenhal verkörpert bis heute Glanz und Größe der ehemaligen Hansestadt, die gemeinsam mit Brügge und dem Wissen der Kaufleute reich geworden ist. Etwa 50 Kilometer südlich von Brügge gelegen, könnte man Ieper als kleine Schwester von Brügge vergleichen, wenngleich der Reichtum dieser Schwester-Stadt im Mittelalter immens gewesen sein musste.

Ieper wuchs und gedieh ab dem 11. Jahrhundert, als sich über die Hansestädte Warenmärkte in ganz Europa öffneten. Der Seehandel blühte auf mit größeren Verladekapazitäten auf den Koggen, Kompaßkarten erleichterten die Navigation, feste Steuerruder setzten sich im Heck durch, mit größeren Segelflächen gelang es immer besser, gegen den Wind zu segeln. Kostbare Waren wie Stoffe, Glaswaren, Porzellan, Waffen, Gewürze, Wein oder auch Tuche wurden zu Wasser transportiert. Die Wirtschaftsräume von Ostsee und Nordsee wurden miteinander vernetzt, der Fernhandel wurde von Exportgewerbeorganisationen dominiert. Die Fernhandelskaufleute leiteten ihre Geschäfte von einem Handelskontor aus.

Im Schatten der Nordsee, war Flandern durchzogen von Flussniederungen, die ideale Anbaubedingungen für Flachs boten. Über den Handelsverkehr wurde zudem aus dem nahen England Wolle importiert. Aus Flachs wurde Leinen gesponnen. Die Tuchmanufakturen in Flandern spezialisierten sich auf hochwertige, schwere Tuche, die in ganz Europa reißenden Absatz fanden. Die Tuchproduktion lief auf Hochtouren, in jeder Türöffnung der Lakenhal wurden diese zum Verkauf angeboten. Die Fernhandelskaufleute organisierten Verkauf und Schiffstransport und erzielten schwindelerregende Gewinnspannen, so dass die Hansestädte Flanderns zu den reichsten Europas gehörten.

1692 wurde in Ieper die Turmspitze auf dem siebzig Meter hohen Belfried in ihrer heutigen Form erbaut. Gestaltet mit einem durchbrochenen Helm und einem Drachen, befindet sich in dem Glockenturm ein Glockenspiel mit 49 Glocken. Im ersten Weltkrieg wurde die ganze Stadt mitsamt der Lakenhal zerstört und in den folgenden Jahrzehnten originalgetreu wieder aufgebaut. Heutzutage spielt das Glockenspiel jede Viertelstunde das flämische Stück „het Iepers tuindaglied“.

Als der Zugang zur Nordsee versandete, teilte Ieper dasselbe Schicksal mit Brügge. Polder schoben sich ins Meer hinein, die keine Fahrrinne für ausreichend breite Kanäle freiließen. Das war ungefähr im 17. Jahrhundert. Der Handel mit Tuchen kam zum Erliegen, die Städte hinter dem zurückgewichenen Meer verarmten und versanken in Bedeutungslosigkeit.

In dieser Epoche entstand das Ritual, Katzen vom Glockenturm herunter zu werfen. Es war die dunkle Zeit von Aberglauben, Hexerei und Ketzerei. Katzen streunten so zahlreich herum, dass sie zur Last wurden, und man brachte sie mit Hexen in Verbindung. Katzen schärften die Vorstellungskraft, so dass die Menschen in Ieper Zeichen von schwarzer Magie sahen: schwarze Katzen liefen ihnen über den Weg, die dunkle Wolken aufwirbelten, und in diesen dunklen Wolken steckte der Teufel.

So entstand im 17. Jahrhundert der Brauch, Katzen vom siebzig Meter hohen Glockenturm in Ieper herunter zu werfen, um den Teufel zu vertreiben. Ähnlich wie bei Hexen, wurden sie in einem grausigen Schauspiel anschließend auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Im Lauf der Jahrhunderte griff der Geist der Aufklärung um sich, so dass sich die Menschen in Ieper der Brutalität ihres Vorgehens bewusst wurden. Fortan wurden nur noch Plüschkatzen vom Glockenturm geworfen.

In den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte sich daraus der „Kattenstoet“, eine Art von Volksfest mit einem Festumzug durch Ieper, bei dem sich alles um Katzen dreht. Diese Tradition des „Kattenstoet“ wird bis in die heutige Zeit im Drei-Jahres-Rhythmus fortgeführt.

Riesen marschieren bei dem Umzug im Mai mit, ähnlich wie im rheinischen Karneval schlüpfen jede Menge Fußgruppen und Musikkapellen in Katzenkostüme, auf geschmückten Wagen wird die Rolle von Katzen in der Geschichte, in fremdländischen Kulturen und in Legenden erzählt.

Der Höhepunkt nähert sich alle drei Jahre, wenn ein Stadtnarr in einem Narrenkostüm Plüschkatzen von dem siebzig Meter hohen Glockenturm hinunter wirft. Dann ist die Begeisterung der Menschenmenge auf dem Groten Markt nicht mehr zu bremsen.


Donnerstag, 6. Dezember 2012

L'art pour Lebkuchen

Seitdem ich blogge, hat sich mein Leben verändert. Meine Denkwelt stellt die Dinge auf den Kopf, rückt sie zurecht, es wird neu sortiert, Prioritäten werden anders gesetzt. Ich schaue tiefer in die Dinge hinein, weil ich sie aufmerksamer betrachte. Ich habe die Formen vor mir, in denen ich poste. Die Dinge nehmen Gestalt an, ich modelliere sie, ich übersetze sie in Text und Bilder, bis sie in meinen Posts erscheinen.

Wieso blogge ich ? Bloggen betrachte ich nicht als Selbstzweck, sondern ist nach außen gerichtet. Indem ich Texte und Bilder zeige, baue ich eine Verbindung zum Leser auf.

Wenn ich umgekehrt andere Blogs in anderen Denkwelten lese, freue ich mich über Inhalte, die kritisch sind, die Dinge mit eigenem Urteilsvermögen durchleuchten und Denkanstöße liefern. Ich möchte gerne über die Dinge aufgeklärt werden. In der Denkwelt eines Aufklärers wie Voltaire wäre dies, dass man Freiheit und Unabhängigkeit im Denken lernt, um sich auch gängigen höherwertigen Meinungen zu widersetzen.

Ich möchte nicht abdriften dahin, was Wolfgang Niedecken in der Malerei „L’art pour Lebkuchen“ genannt hat. Er hatte triviale Themen aus der Illustrierten-Welt von Gala, Neue Revue, Neue Post & Co in seinem eigenen Stil gemalt. Weil diese trivialen Themen quasi endlos reproduzierbar waren, wollte er Stückzahlen von Bildern schaffen. Er erreichte zwar diese Stückzahlen von Bildern, es mangelte aber an Details und Hingabe. Was er tagtäglich erlebte, fand sich in den Bilder nicht wieder.

Diese „L’art pour Lebkuchen“ möchte ich in meinen Posts gerne vermeiden. In meinen Posts sollen bewusst Ecken und Kanten stecken, an denen sich der Leser reiben kann. Bei anderen Posts mag ich es, wenn ich anfange nachzudenken, wenn ich nach Analogien suche, wenn ich dieses und jenes und welches miteinander vergleiche und wenn sich meine eigene Gedankenwelt dadurch anreichert. Lob, Tadel, Kritik, Provokation, Revolution, in der Unabhängigkeit des Denkens ist dies alles erlaubt.

Wolfgang Niedecken verband mit „L’art pour Lebkuchen“ Zynismus und Dekadenz. Klar, man kann nicht nur schwarz sehen, anklagen, kritisieren oder in eine Depression versinken. Schöne Momente des Alltags festhalten, gehört für mich genauso zum Bloggen. Ich will aber nicht unterhalten werden, so als ob ich abends passiv im Fernsehsessel mit einem Glas Wein und einer Tüte Chips versinke. Ich will hinsehen, wenn ich den Schmuddel-Ecken des Alltags begegne. Hässlichkeiten und Unannahmlichkeiten, Ungerechtigkeiten und Missstände, diese Sichtweisen reizen mich besondeers.

Wieso bloggen andere ? Sie sehen denselben Charme, dass sie eine Verbindung zum Leser aufbauen. Sie teilen Freude und Gedanke mit anderen, sie tauschen Ideen aus und genießen all die neuen menschlichen Kontakte. Auch sie wollen ihre Gefühle zeigen und so sein, wie sie sind: undressiert.

Genauso wie Wolfgang Niedecken in seinem Stück „Koot vüür aach“ aus seiner LP „Vun drinne noh drusse“, welches die Momente vor einem Bühnenauftritt beschreibt:

Will keine wabernde Masse aus grölenden Köpfen, 
anonym, die mich leerkonsumiert, die man abspeisen kann, 
die man unmündig hält, mit Routinesprüchen manipuliert. 
Will mir Fehler erlauben, Gefühle zeigen halt. 
So wie ich bin will ich sein: Undressiert.

Eines ist klar: das Bloggen wird weiter mein Leben  verändern. Bisher war es eine positive Bereicherung.

Montag, 3. Dezember 2012

Wochenrückblick #48

Unsere durchgeknallte Lady hat noch einen drauf gelegt
Vorgeschichte siehe Wochenrückblick #47. Kurz nachdem ich die Rechnung über die Polierarbeiten (40 €) unserer Haftpflichtversicherung zugesandt hatte, erhielten wir die Nachricht, dass der Schaden wegen der Geringfügigkeit der Schadenshöhe erstattet wird. Mit so etwas hatten wir nicht gerechnet. Als Grund vermutete ich, dass unsere durchgeknallte Lady und wir bei derselben Versicherung versichert waren (Haftpflichtversicherung bzw. Vollkaskoversicherung HUK). Anstelle den Vorgang zwischen zwei Abteilungen hin- und her zu schieben, war es für die Versicherung günstiger, den Schaden von vornherein zu zahlen. Nein, der Fall lag anders. Unsere durchgeknallte Lady hatte sich selbst aktiv in die Schadensbegleichung eingeschaltet. Sie hatte bei der Versicherung angerufen und sich nach dem Bearbeitungsstand erkundigt. Dabei entwickelte sie soviel Überzeugungskraft, dass der Schaden erstattet wurde. Dies erfuhren wir einige Tage später, als sie entrüstet bei uns anrief. Wir hätten den Schadenshergang der Versicherung falsch geschildert. Die Ursache sei nicht ihr falsches Parken gewesen, sondern der unsichere Gang unserer Tochter. Im nachhinein bedauerte ich mein eigenes Entgegenkommen, den Schaden unserer Haftpflichtversicherung zu melden. Ich hätte Lust gehabt, mich über Rechtsanwälte über 40 € zu streiten. Ich habe mich maßlos geärgert, dass sie sich mit ihrer Frechheit durchgesetzt hat.

Weihnachtsfeier mit Arbeitskollegen
Unsere Weihnachtsfeier haben wir nun im dritten Jahr in Köln gefeiert. Vor zwei Jahren sind wir durch den Dom geführt worden, letztes Jahr waren wir hoch oben auf den Dächern des Kölner Doms, in diesem Jahr ging es in die Ausgrabungen unter dem Dom. Für archäologische Zwecke wurde zu einem Teil die Fläche unter dem Dom ausgegraben. Im Dom selbst wurde dazu der Fußboden entfernt, die Fläche darunter wurde mit Beton ausgegossen und darüber wurde der Fußboden wieder eingesetzt. Im Untergrund ähnelte der Dom einem löchrigen Käse. Imposant waren die herausragenden Fundamente des Kölner Domes. An einer Stelle wurde siebzehn Meter tief bis zum Boden der Fundamente gegraben. Unvorstellbar, dass mit Baubeginn (1248) eine siebzehn Meter tiefe Baugrube mit den seiner Zeit vorhandenen technischen Mitteln ausgegraben worden war. Das Mauerwerk der Fundamente mit einer Dicke von rund zwölf Metern war an einer Stelle ebenso freigelegt worden. Die Führung, die bis hin zu den Mauern eines römischen Wohnhauses unter dem Dom führte, dauerte rund 45 Minuten. Danach gingen wir in einem Restaurant am Kölner Heumarkt essen.

Adventsbasar in der Schule
Weihnachtsmärkte, Weihnachtsbasare, Weihnachtsfeiern, in der Vorweihnachtszeit verliere ich schnell den Überblick, wann was wo stattfindet. Letzten Freitag war der Adventsbasar in der Grundschule an der Reihe. Meine Frau war auf ihrer Fortbildung, so dass ich alleine mit unserer Kleinen in die Grundschule gegangen bin. Lange Zeit war sie eigenständig mit dem Anfertigen eines Lesezeichens in ihrer Klasse beschäftigt. Habe ich mir eine zeitlang angesehen, dann bin ich runter in die Cafeteria einen Kaffee trinken. Habe aber niemanden gesehen, den ich so richtig kannte. Wieder rauf zu unserer Kleinen, die unverändert mit Malen und Ausstechen an ihrem Lesezeichen beschäftigt war. Habe mich zwischendurch fünf Minuten mit einer Mutter aus unserer Nachbarschaft unterhalten. Wieder runter in die Caféteria, wieder rauf. Ich kam mir überflüssig vor. Das sind die Nachteile, wenn ich nicht mit dem halben Dorf vernetzt bin. Später erlöste mich meine Frau, als sie eintrudelte. Eine positive Nebenerscheinung gab es: unsere durchgeknallte Lady war nicht aufgetaucht. Wenn ich ihr begegnet wäre, hätte ich für nichts garantieren können.

Weihnachtsmarkt in Troisdorf
Weil wir nach Anziehsachen schauen wollten, waren wir letzten Samstag zufälligerweise auf dem Weihnachtsmarkt in Troisdorf gelandet. Es war eine Kombination von Einzelhandelsgeschäften und Weihnachtsmarkt, die ich so noch nicht kannte. Die Geschäfte waren in den Weihnachtsmarkt integriert, wobei diese Auflagen erfüllen mussten, dass die Verkaufsstände in den weihnachtlichen Rahmen passen mussten. So verkaufte ein Modeladen in einem Weihnachtsstand Wollmützen. Ein Bio-Laden verkaufte an einem Stand biologisch angebautes Ost, eine Bäckerei Plätzchen, ein Floristik-Atelier Adventskränze usw. Anfangs stutze ich, als ich einen Stand mit „S’Oliver“ sah. Die Geschäfte nahmen aber nicht Überhand, sondern fügten sich harmonisch ein. Da der Weihnachtsmarkt sich über die gesamte Länge der Fußgängerzone erstreckte, kam mir das Bummeln entspannt vor.

Billig-Löhne
Über ihre Fortbildung schafft meine Göttergattin es, in Tabu-Zonen einzudringen, nämlich: wie viel man so verdient. All diejenigen, die gemeinsam mit ihr an der Fortbildung teilnehmen, haben Kontakt zu anderen, die nach absolvierter Fortbildung einen Job gefunden haben. Zwei Fälle sind in der Fortbildung erzählt worden, bei denen das Lohnniveau für eine Tätigkeit als Bürokaufmann/-frau bei 1.500 € brutto liegt. Der erste Absolvent ist in der Buchhaltung tätig, der zweite Absolvent tippt für eine Krankenkasse Rezepte in ein IV-System ein. Für den zweiten Absolvent kursierte ein Netto-Verdienst von 1.050 €. Je nach den persönlichen Verhältnissen – ob verheiratet/ledig, ob Ehefrau Einkommen oder nicht, wie viele Kinder – liegt das Netto-Verdienst mal knapp unterhalb, mal knapp oberhalb des Hartz IV-Satzes. Dieses Gehaltsniveau erzeugte bei den Teilnehmern an der Fortbildungsmaßnahme  lange Gesichter. Sie haben vielleicht eine Perspektive, danach einen Job zu finden. Die Perspektive ist aber dürftig, davon eine Familie ernähren zu können.