Mittwoch, 31. Dezember 2014

frohes neues Jahr !

Rauchschwaden über unserer Siedlung. Die Knallerei war wie jedes Jahr heftig. Kracher, Böller, Raketen schossen in die Höhe, mit unseren eigenen Raketen von LIDL hatten wir unseren Beitrag geleistet. In Sektgläsern prosteten wir unseren Nachbarn zu. 

So schön harmonisch, wie das Jahr begonnen hat, soll es dann auch weitergehen. Drinnen, lasse ich mich nun im WDR-Fernsehen vom Musiksound der 1970er-Jahre berauschen. Bee Gees, Three Degrees, Barry White, Donna Summer, Penny Mc Lean, Silver Convention, Musik, die ich, da zu wenig fetzig, in meiner Schulzeit wenig gehört habe. Heute verbinde ich mit dieser Musik so manche Erinnerung, daher bleibe ich bis tief in die Nacht vor dem Fernseher hängen. 

Da zu glatt, habe ich auch Abba nie viel abgewinnen können, mit einer Ausnahme: "Happy New Year". Eben dieses "Happy New Year" wünsche ich allen Lesern zu der Melodie von Abba. Dass das neue Jahr alles Gute bringen möge, viel Gesundheit, voller Harmonie und dass so manche Wünsche in Erfüllung gehen.

Mit Abba stoße ich auf Euch an:



Samstag, 27. Dezember 2014

Heilige Gertrud von Nivelles - doppelte Zerstörung 1940 und 1944

Unterführung mit Wandmalerei
Gäbe es nicht die Stadtwerke, dann würde die Stadtlandschaft an manchen Stellen in einer heillosen Wüste aus Beton, Blech und Plastik versinken. Unscheinbare Kästen, rechteckig, platt, emotionslos, vollgespickt mit der Technik von Stromverteilungen, werden zum echten Hingucker, wenn sie bemalt sind und die Schönheiten der Stadt zeigen. Auch an Bushaltestellen hübschen die Wandmalereien die Warterei auf – und vertreiben die Tristesse. Eine Unterführung wird zum wahren Erlebnis der Malerei - so in der Fußgängerzone. Und sie erzählt eine Geschichte vom doppelten Leid und von einer doppelten Zerstörung.

Gertrud von Nivelles, 625 südlich von Brüssel geboren, wanderte als Jugendliche nach Franken aus, und gründete dort im Erwachsenenalter ein Benediktinerinnenkloster. Später, das war 652, kehrte sie nach Nivelles zurück, und wurde dort Äbtissin desjenigen Klosters, das  ihre Mutter zuvor gegründet hatte. Sie war eine hoch gebildete Frau, sie befasste sich mit den christlichen Schriften, die auf der Bibel aufsetzten. Nivelles machte ihr Kloster zu einem Zentrum christlichen und abendländischen Denkens, indem sie Abschriften aus Rom kommen ließ, wie die Bibel auszulegen war, und sie gewann irische Mönche, damit das christliche Denken in neue Dimensionen vorstoßen sollte. Heilig gesprochen wurde sie, da sie Armen- und Krankenhäuser bauen ließ und eines der erste Pilgerhospize errichtete. Sehr jung, im Alter von 33 Jahren, starb sie.

Stiftskirche St. Gertrud in Nivelles; Quelle Wikipedia
Nach einer Legende machte sie Schluß mit einer Ratten- und Mäuseplage. Überall krochen Ratten und Mäuse aus Löchern und Ritzen hervor, sie drangen in Häuser ein, und selbst Scharen von Katzen konnten die Plage nicht eindämmen. Ratten und Mäuse machten sich über die Felder her, sie fraßen das Korn, und sie fraßen die Vorräte in den Kellern. In dieser Not betete Gertrud von Nivelles: mit einem Male verschwanden Mäuse und Ratten  - und sie wurden nie mehr gesehen. Viele Heilige haben ihr Spezialgebiet – Laurentius schützt vor Feuer, Hubertus schützt die Förster, Rochus schützt vor der Pest. Und die Heilige Gertrud schützt neben Ratten und Mäusen auch vor Ungeziefer. Also können diejenigen Haushalte aufatmen, in denen eine Gertrud wohnt, denn dann haben sie keinen Ärger mit Wespen, Motten, Küchenschaben, Kakerlaken, Wanzen und all diesen Insektenschwärmen, auf die jeder gut verzichten kann. 

Die Heilige Gertrud hat sich im Rheinland durchaus verbreitet, so in Düsseldorf, in Herzogenrath bei Aachen oder in Essen. Und in Bonn. Ihr wurde eine Kapelle geweiht, die Gertrudiskapelle, die 1258 erstmals erwähnt wurde. Sie stand in Rheinnähe nicht weit entfernt vom Alten Zoll.

Wandmalerei Gertrudiskapelle (1)
Doppeltes Leid und doppelte Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. 1940 überrollte Hitler die Benelux-Staaten, um sich im Westfeldzug beim Erzfeind Frankreich zu revanchieren für die Schlappe der 1918er-Niederlage. Belgien geriet dabei zur Spielwiese des Krieges, um im Aufmarschgebiet Belgiens die Angriffslinien des Heeres frei zu bekommen. Im Mai 1940 wurde die Lage prekär, da es in Nivelles einen Flughafen der belgischen Luftwaffe gab, wo die Deutschen auch französische Flugzeuge vermuteten. Eine Aufforderung zur Kapitulation am 10. Mai 1940 ignorierten die Bürger aus Nivelles. Daraufhin bombardierte die Luftwaffe am 14. Mai 1940 die komplette Altstadt Nivelles samt der romanischen Kirche aus dem Jahr 1046, die andere Bauformen hatte als Maria Laach, aber mit ihren Ausmaßen und ihrem ausladenden Westwerk durchaus damit verglichen werden konnte. Gleichzeitig wurde mit der Bombardierung der vergoldete Reliquienschrein aus dem Jahr 1298 zerstört, der die Gebeine der Heiligen Gertrud aufbewahrte. Erst 1982 wurde dieser durch einen neuen Schrein aus Silber ersetzt.

Freude, Joy, Joie – so optimistisch geleitet die Wandmalerei durch die Unterführung in der Bonner Fußgängerzone. Das frische Grün des Siebengebirges haftet auf sprödem Beton, das Motto „weil Flair unbezahlbar ist“ wehrt sich gegen die Ausdruckslosigkeit. Beethoven und der Rhein tun ihr bestes, die Optik dieser düsteren Stelle aufzuwerten. Es ist die Kraft der Farben, die den wild daher gekraxelten Buchstaben „Z“ „U“ „M“ Flügel verleiht, so als hätte der blaue Geist aus der Sprühdose ganze Arbeit geleistet.

Und im Kreis der Wandmalerei rund um den Rhein, der Stadt und dem Schwung der Farben steht die Gertrudiskapelle, ein kleiner Bau in magerem Rosa, mit hohen gotischen Fenstern und nach oben gerichtetem Dach. Ratten krabbeln am Gewand, so dass die Heilige Gertrudis gleich im Gesamtpaket Schutz gegen Ratten, Mäuse und Ungeziefer aller Art anbietet. Am Fuß der Kapelle lese ich: „die Gertrudiskapelle stand bis zum 18. Oktober 1944 in Bonn am Rhein … „ Der düstere Ort der Unterführung verläuft weiter zur Oper, zum Alten Zoll, und ein Stück davor lag die Gertrudiskapelle.

Wandmalerei Gertrudiskapelle (2)
Doppeltes Leid und doppelte Zerstörung. Am 14. Juni 1940 eroberte die deutsche Wehrmacht Paris, mit der französischen Kapitulation am 17. Juni 1940 dehnte Hitler deutsches Territorium bis zum Atlantik aus. Mit der Landung in der Normandie schlugen die Alliierten vier Jahre später zurück. Ohnehin hatte längst der Bombenkrieg auf deutsche Städte eingesetzt, der auch die Bonner Altstadt nicht verschonte.

Nachdem die Gertrudiskapelle am 18. Oktober 1944 zerstört wurde, entschieden die Verantwortlichen in den 1950er Jahren, die Kapelle nicht wieder aufzubauen. In Rheinnähe gelegen, wurde das Gelände aufgeschüttet, um Hochwasserschutz zu schaffen und mit Wohnhäusern bebaut. Im Jahr 2010 ist es der hartnäckigen Initiative eines Travestie-Künstlers zu verdanken, dass kleine Reste der Kapelle noch gerettet werden konnten.

In diesem Jahr wurde die Wohnbebauung aus den 1950er Jahren abgerissen und durch einen postmodernen Wohnkomplex ersetzt, der ein wenig wie die Kranhäuser im Kölner Rheinauhafen aussehen sollte, aber neben dem historischen Ambiente des Alten Zolls vollkommen missraten aussah.

Dazu musste all das, was in den 1950er Jahren als Hochwasserschutz aufgeschüttet wurde, wieder ausgehoben werden. Das waren Trümmer und der Schutt aus dem Zweiten Weltkrieg, und dem Travestie-Künstler gelang es, Archäologen von der Stiftung Denkmalschutz zu mobilisieren, so dass in aller Seelengeduld gebuddelt und jede Scherbe seziert wurde. Im Umfeld des Zweiten Weltkrieges, was so alles zerstört worden war, waren die Ergebnisse eher bescheiden: ein Bildstock konnte rekonstruiert werden, Steine aus dem Fundament wurden geborgen, nicht zuordenbare Mauerreste.

Immerhin: die Suche nach dem gemeinsamen erlittenen Leid verband die beiden Städte. Aus Trümmerstücken der Bonner Gertrudiskapelle und der Stiftskirche von Nivelles in Belgien wurde eine Kreuzrose geformt. Sie steht nun an derjenigen Stelle, an der sich die Gertrudiskapelle bis zu ihrer Zerstörung befand. 

Montag, 8. Dezember 2014

neues Layout

So manchem Leser ist sicherlich aufgefallen, dass ich fleißig am Layout meines Blogs herum gewerkelt und herum gebastelt habe. Mir selbst kam der Hintergrund zu unruhig vor und die Themen, über die ich schreibe, zu unübersichtlich strukturiert. Zumal diese auch sehr heterogen sind, angefangen bei Rennradtouren über typisch Rheinländisches bis hin zu meinen Gedankenexperimenten, die ich lose in alle unterschiedlichen Richtungen schweifen lasse. Feststellen musste ich auch, dass all die familiären Dinge, über die ich anfangs in Tagebuchform geschrieben habe, nicht mehr so richtig in dieses Umfeld passen. "Panta rhei", alles fließt, so hatte einst Demokrit gesagt. Das dürfte auch für meinen Blog gelten, dass die Themen ständigen Veränderungen unterworfen sind. Es wäre vielleicht schön, wenn ich das eine oder andere Feedback bekommen könnte, wie mein Blog in seiner Struktur und seinem Aussehen auf den Leser wirkt (weniger die Inhalte). Über den einen oder anderen Hinweis, wo ich meinen Blog verbessern könnte, würde ich mich freuen.

Woran ich jedenfalls verzweifelt bin, das ist die Gestaltung der obersten Menüzeile. Irgendwie schaffe ich es nicht, in der Layout-Gestaltung der Blogspot-Software nebeneinander liegende Menüpunkte darzustellen. Die Menüpunkte  "Startseite; wer bin ich ?; worüber schreibe ich ?, ... " kriege ich nur untereinander dargestellt, dazu lassen sich die einzelnen Textfelder nicht separieren und mit dem dazugehörigen Text verlinken.

Mein Wunsch wäre es, eine Menü-Ziele in einer solchen Form darzustellen:






Kann mir jemand dazu einen Tipp geben ?

Unter "Text konfigurieren" habe ich versucht, die Menüzeile zu gestalten. Dabei bin ich fast wahnsinnig geworden, weil es nicht so geklappt hat, wie ich es mir vorgestellt hatte.


Ich gehe davon aus, dass es andere Gestaltungsformen gibt, die ich noch nicht kenne.

Vielen Dank vorab für die Mithilfe.


Freitag, 5. Dezember 2014

Bruttosozialprodukt

Angenommen, wir hätten die Freiheit, unseren Beruf nicht nach rationalen Kriterien auszuwählen. Also: Einkommen, Karriereplanung, Attraktivität des Arbeitgebers, Sicherheit des Arbeitsplatzes, wie interessant die Tätigkeit ist oder inwieweit die Tätigkeit zu den eigenen Fähigkeiten passt, das könnten wir alles ausblenden. Wenn wir diese Kriterien beiseite schieben, dann reduziert sich die Berufswahl auf das, was den Menschen aus seinem Inneren antriebt. Völlig losgelöst, würde er dann nach seiner eigenen inneren Berufung streben. Schul- und Studienabgänger sollten sich demnach nicht auf den Arbeitsmarkt, auf Stellenangebote und auf die eigene Karriereplanung stürzen, sondern sich eher in die Rolle eines Schatzsuchers begeben, der mit einem Metalldetektor den Boden abtastet, der auf Signale horcht und voller Freude losgräbt, wenn ihn die Ahnung eines Schatzes erreicht hat.

Die Verwerfungen können im Verlaufe des Arbeitslebens gewaltig sein, wenngleich durch Vorschriften des Arbeitsschutzes, den Einsatz von technischen Hilfsmitteln und ein verschärftes Umweltbewußtsein die Arbeitsplätze an für sich humaner geworden sind. Arbeitsteilig, eingepackt in Hierarchien, mit hoch spezialisiertem Fachwissen, mit ständigem Druck auf die Aufgaben, mit hoher Flexibilität in bezug auf die Anforderungen, lenkt die Arbeitswelt den Menschen in rigide Bahnen. Im Verlauf von Jahrzehnten können die Verwerfungen riesig sein, wenn anstelle von Freude und Vorfreude bei der Schatzsuche Ernüchterung herrschen angesichts verloren gegangener Lebensträume, einem Zeitgefühl, dass sich zwischen Powerpoint-Präsentationen, Meetings und endlosen Zahlenkolonnen zerstreut hat, und einem beschämenden Gefühl der eigenen Selbstwahrnehmung.

Genau auf die Suche nach solchen Verwerfungen hatte sich der Schweizer Schriftsteller Alain de Botton in seinem Buch „Freuden und Mühen der Arbeit“ gemacht. Neben Bürowelten, globalen Wertschöpfungsketten oder einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im Rücken des Londoner Tower begleitete er in einem Kapitel einen Berufsberater, der insolvente Firmen aufsuchte oder auf Messen präsent war. Oder Menschen gingen aus eigenem Antrieb auf ihn zu, weil sie sich beruflich umorientieren wollten. Der Berufsberater nahm sich Zeit für seine Kunden, ganz im Sinne des Psychologen Abraham Maslow, dessen Spruch er sich über die Toilette gepinnt hatte: „Zu wissen, was wir wollen, ist nicht normal, sondern das seltene und nur mühevoll zu erringende Resultat einer psychologisch recht komplexen Leistung.“

Es überraschte mich nicht, dass bei sich bei so viel Einfühlungsvermögen die Fälle häuften, dass Angestellte ihren Job kündigten, um den Neigungen nachzugehen, zu denen sie sich tatsächlich berufen fühlten. So kündigte eine 37 jährige Abteilungsleiterin in einer Steuerberatungskanzlei ihren Job, um eine Tätigkeit in einem Verein gegen Obdachlosigkeit und Wohnungsnot zu beginnen. Der Berufsberater hielt Seminare ab über das Selbstvertrauen, um den Teilnehmern zu vermitteln, wie stark sie doch waren, welche ungeahnten Kräfte in ihnen steckten und dass sie Ziele suchen sollten. Und dass sie diese verwirklichen sollten in ihrer eigenen Geschichte, in der sie selbst der Drehbuchautor waren.

In der Tat, die Aktivitäten des Berufsberaters, die Persönlichkeiten, Lebensgeschichten und die daran hängenden Arbeitswelten komplett neu definierten, könnten in einer Massenflucht ausarten. Ungefähr so wie gegen Ende des Ersten Weltkriegs, als russische und habsburgische Soldaten demoralisiert Fahnenflucht begingen, in Massen zum Feind überliefen und so zum Untergang des Zarenreiches beziehungsweise der K.u.K.-Monarchie beitrugen. Dabei habe ich noch nicht einmal all die Billig-Jobs betrachtet, die schätzungsweise aus rein ökonomischer Not – überwiegend Frauen – diese Form des Lebensunterhaltes betreibt. Der Fensterputzer, die Supermarktkassiererin, die Telefonistin, die Kunden vom Wechsel des Stromanbieters überzeugen soll, oder die Servicekraft in einer Fast-Food-Kette, werden ihren Job eher in Ausnahmefällen als Freude und Vorfreude bei einer Schatzsuche empfinden,  wenn sie für wenig Geld die hohe Kunst beherrschen müssen, mit den Launen ihrer Kunden in allen Lebenslagen umzugehen.

Ich gehe davon aus, dass eine potenzielle Massenflucht zum großen Teil zu den künstlerischen Berufen einsetzen wird. Aus uns würde ein Volk von Dichtern, Denkern, Schriftstellern, Sängern, Rockmusikern, Malern, Grafikern, Fotografen, Schauspielern, Drehbuchautoren und Kabarettisten. Und natürlich Handwerkern, bei denen eine scharfe Trennlinie schon Wirklichkeit ist. Zu Hause wird mit viel Liebe und Fleiß gewerkelt, wenn Badezimmer renoviert werden, wenn tapeziert wird oder wenn Terrassen neu gestaltet werden. Am Arbeitsplatz werden die Aufgaben eher in lästiger Routine und ohne Freude abgearbeitet, wenn eine Klimaanlage in einem Großraumbüro instandgesetzt wird, wenn Fassadenelemente gestrichen werden oder eine Flachdachkonstruktion abgedichtet wird.

Aber ich denke, unser ökonomisches System hält solche Wanderungsbewegungen aus, dazu ist es zu stabil. Es verspricht Wohlstand, das hatte bereits Adam Smith in seinem wegweisenden Werk „Wealth of Nations“, das 1776 erschien, festgestellt. Er entwickelte ein Modell, in dem sich in einem Wirtschaftskreislauf der Wohlstand über Arbeitsteilung, optimaler Güterversorgung und Wachstum verbesserte.

Grundlage dafür war die Fabrikproduktion, in der Arbeitsschritte aufgeteilt wurden, Maschinen eingesetzt wurden und Tätigkeiten spezialisiert wurden. Dadurch wurde die Produktion gesteigert, die Wirtschaft wuchs, indem sie neue Absatzmärkte fand, die Einkommen stiegen. Trotz Massenverelendung in der Frühphase der industriellen Revolution, trotz Aufschwungphasen, die zwei Weltkriege nach sich zogen, trotz Klimadiskussion, die wir momentan erleben und trotz Rezessionen in den 1980er und 1990er Jahren, gelten Adam Smiths Theorien in ihren Grundsätzen bis heute. Wirtschaft ist ein Kreislauf, auf den alles einzahlt. Der Mensch wird zum Konsumenten, indem er Güter auf Märkten nachfragt. Dabei wird er zum Typ des „homo oeconomicus“, da er seinen Nutzen beim Güterkonsum maximieren will. Durch den Verbrauch entsteht wiederum Wohlstand, der auf volkswirtschaftlicher Ebene einen Gewinn abwirft. Dieser Kreis dreht sich vom Prinzip her bis heute weiter, da unsere Wirtschaft – letztlich dank Exporten in alle Welt – ungebremst wächst.

Dichter, Denker, Schriftsteller, Sänger, Rockmusiker, Maler, Grafiker, Schauspieler, Drehbuchautoren, Kabarettisten werden daher weiterhin Nischenexistenzen bleiben. Größere Aufstände wegen Verwerfungen innerhalb der Arbeitswelten sind daher nicht zu erwarten. Gleichwohl zollen die Arbeitsteilung, die nie das fertige Werk erscheinen läßt, globale Wertschöpfungsketten, die bessere Standards von Arbeits- und Umweltschutz weg verlagert, und ein Zwang zur Kosteneinsparung, der in manchen Firmen an Terrorismus grenzt, ihren Tribut.

Da die Aussteiger oder Nischenexistenzen in ihrer Anzahl sehr klein sind, sind die Auflösungstendenzen unseres ökonomischen Systems eher marginal. Wir werden daher alle weiterhin am Bruttosozialprodukt beitragen. Auch in diesem volkswirtschaftlichen Begriff lebt Adam Smith mit seinen Theorien fort, da das Bruttosozialprodukt in den 1940er Jahren als Meßzahl für den Wohlstand entwickelt wurde. Wir definieren uns über unseren Wohlstand. Wir selbst werden zum Bruttosozialprodukt, wenn wir aus dem Kreislauf des Wohlstands nicht ausbrechen können.